Joh 14,10
J.Kroeker
Von unserer Erlösung.
"Glaubst du nicht (Philippus), dass Ich im Vater bin und der
Vater in mir? Die Worte, die Ich zu euch rede, rede Ich
nicht von mir selbst, sondern der Vater, der in mir bleibt,
der tut die Werke." Ev.Joh. 14,10.
Nie hätte Jesus seine einzigartige Messiasmission zum
Heile der Völkerwelt erfüllen können, wenn Er in seiner
Knechtsgestalt seinen Vater im Himmel nicht ganz ernst
genommen hätte. Gewiss, es gab auch für Ihn noch andere
Wirklichkeiten. Er täuschte sich nicht über die Mächte
seiner Zeit hinweg. Ob es der Fluch der Sünde war, ob es die
Kräfte der Unterwelt waren, ob es die große Welt menschlicher
Leiden und Schwachheiten war, ob es die Macht des Todes war,
- Jesus setzte sich nicht über diese Wirklichkeiten hinweg.
Sie waren Ihm aber nicht letzte Wirklichkeiten.
Weil Jesus mit der Welt seines Vaters ganz Ernst machte,
daher war Er auch auf allen Gebieten so unabhängig von dem,
was Ihn umgab. Ob es das Sprechen der Zeit war, ob es die
herrschende Sünde war, ob es die dämonischen Mächte waren,
Jesus erwies sich als der Herr all dieser Wirklichkeiten.
Und zwar, weil Er in der Welt seines Vaters lebte. Diese
Welt war Ihm größer als das Reden seiner Zeit. Es wurde
damals viel gesprochen. Auch manches Gute wurde gesagt.
Wenn Er jedoch sprach, dann hatte das Volk den Eindruck, Er
redete als einer, der Vollmacht hatte."
Oder wie kam es, dass Er sich nicht durch die Sünde vom
Menschen trennen ließ? Wohl schied die Sünde den Menschen
von Ihm, sodass der Mensch nicht wagte, den Saum seines
Kleides anzurühren. Niemals aber trennte sie Ihn vom
Menschen. Darum fand Er den Weg zum Menschen. Er fand ihn
auch über die Schuld des Menschen hinweg. Er saß unter den
Zöllnern und Sündern und sprach Worte, die in dem Leben der
Gebundenen befreiend wirken mussten. "Gehe hin, und sündige
hinfort nicht mehr!" -
Jesus lebte in der Welt der Vergebung seines Vaters und
nahm sie ganz ernst. Daher diente Er auch aus der Vergebung
heraus. So kam es, dass Jesus in seinem Dienst und in seinem
Opfer den alttestamentlichen Vergeltungsgedanken einfach
überwand. Nicht die Vergeltung überhaupt! Er verlegt aber
den Vergeltungsgedanken von Gott in unsere Handlungen. Nicht
Gott vergilt uns, unser Widerspruch wird uns zum Gericht.
Erst wenn die Pharisäer sprechen können: "Er treibt die
Teufel aus durch Beelzebub", spricht Er von einer Vergebung,
die diese Kreise nicht mehr erfassen wird. Erst wenn
Jerusalem seine Propheten steinigt, erlebt es seinen
Untergang als letzte Frucht dieser Handlung. So nahm Jesus
den Vater in seiner Vergebung ganz ernst bis zu jenem
höchsten Augenblick der Geschichte, wo Er am Kreuze sterbend
ausrufen konnte: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht,
was sie tun!"