Joh 13,37
S.Keller
Joh. 13, 37: «Herr, warum kann ich dir nicht folgen?»
Diese Frage sieht nicht nur dem lebhaften Petrus sehr
ähnlich - sondern sie ist sogar recht menschlich, ordentlich
bezeichnend für unsere Stimmung vor dem Vorhang. Haben wir
hin und her etwas Kraft und Hilfe aus der unsichtbaren Welt
genommen, dann schwillt unser Mut, und wir überschätzen
unsere geistliche Stellung. Was sollte uns in solchen
Augenblicken eigentlich unmöglich sein? Wofür sind wir noch
nicht reif? Worauf wartet der Herr denn noch mit uns? Gott
sei Dank, daß man sich aus solchen Stimmungen im himmlischen
Hauptquartier nichts macht, daß man uns nicht beim Wort
nimmt, daß man die Arbeits- und Leidensaufträge nicht
danach bemißt, sondern auf unser echt menschliches "Warum
nicht jetzt?" mit dem echt göttlichen "Jetzt noch nicht!"
antwortet. "Es wird schon noch kommen, es geht aufwärts,
es soll noch innerlich mehr Spannkraft, mehr Treue, mehr
Zuverlässigkeit herausgebildet werden - dann wirst du mir
auch in dieser Ähnlichkeit des Kreuzes folgen können." Wir
sollen an dem "Jetzt noch nicht!" uns bescheiden lernen,
unsere Grenzen erkennen und doch eine große Zusage des
Herrn heraushören: Also später einmal doch! Bis dahin
stille, gehorsam, den Winken des Heute getreu!
Herr Jesu, wir danken dir, daß es nicht beim Stückwerk
bleiben soll, sondern daß du uns, wenn deine Stunde gekommen
ist, willst zu deiner Vollendung führen. Mach uns bereit zum
Warten oder Vorwärtsdringen, wie du willst. Amen.