Joh 13,21
Ch.Spurgeon
"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, einer unter euch wird
mich verraten!" Johannes 13,21
Stellt euch den Herrn und seine Apostel beim letzten
gemeinsamen Mahl vor: Zwei sehr verschiedene Gestalten
treffen bei dieser Gelegenheit zusammen, um kurze Zeit später
auseinanderzugehen und sich niemals wieder zu begegnen.
Wenn man sie sah, schienen sie gleichwertige Jünger Jesu zu
sein. Der eine lehnte sich an des Herrn Brust, während der
andere die kleinen Vorräte des Meisters verwahrte. Waren sie
nicht beide vertrauenswerte und geachtete Nachfolger des
großen Herrn? Ihr hättet sicher auf den ersten Blick nicht
gewußt, welcher von diesen beiden Jüngern der bessere Mann
sei - Johannes oder Judas. Sehr wahrscheinlich hättet ihr
das sanfte Wesen des Johannes vorgezogen; aber ich nehme an,
daß ihr auch die ruhige Klugheit und den sicheren
Geschäftssinn des Judas bewundert hättet.
Sie saßen an demselben Tisch und waren mit denselben Dingen
beschäftigt. Niemand von uns hätte vermutet, daß der eine
von ihnen Johannes, der Schreiber der Offenbarung, und der
andere Judas, der Sohn des Verderbens, war.
Eine Zeitlang mögen beide gleich handeln und fühlen.
Anscheinend sind sie beide aufrichtig; und dennoch wird eines
Tages die Scheidung kommen. Der treue Jünger Johannes wird
in seiner Liebe und Lauterkeit seinen Weg gehen, um ewig in
der Nähe des Herrn zu sein. Der Heuchler Judas jedoch wird
ein schreckliches Ende nehmen.
Wir wollen uns einmal alle die Frage stellen: "Herr,
bin ich's?" Bei demjenigen ist Verrat am wenigsten
wahrscheinlich, der dem Herzen seines Herrn am nächsten
steht. Wer einen solchen Platz einnimmt wie Johannes, der
ist kein Verräter.
Oh, daß wir von einem liebevollen Ehrgeiz angefeuert wären,
der Jünger sein zu wollen, "den Jesus liebte"! Dann wird
diese Frage nicht lange unbeantwortet bleiben. Seine Liebe,
die in unser Herz ausgegossen worden ist, wird uns rufen
lassen: "Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich
lieb habe."