Joh 13,5
C.H.Spurgeon
,,Er hob an, den Jüngern die Füße zu waschen."
Joh. 13, 5.
Der Herr Jesus liebt die Seinen so sehr, daß Er noch immer
täglich vieles an ihnen tut, das dem Waschen besudelter Füße
entspricht. Er nimmt ihre armseligsten Werke an; Er fühlt ihre
tiefsten Leiden; Er hört ihren leisesten Wunsch, und Er vergibt
ihnen alle ihre Missetaten und Sünden. Er ist ebensogut auch
ihr Diener, als ihr Freund und Meister. Nicht nur vollbringt Er
herrliche Taten um ihretwillen, trägt das Stirnband um sein
Haupt und auf seiner Brust das juwelenstrahlende
hohepriesterliche Brustschildlein und steht als ihr Fürsprecher
vor dem Throne, sondern voller Demut und Geduld geht Er unter
den Seinen umher mit Waschbecken und Schurz. Dies tut Er, wenn
Er uns Tag für Tag von unsern fortwährenden Schwachheiten und
Sünden reinigt. Als du gestern deine Kniee beugtest, bekanntest
du traurig, daß in deinem Betragen vieles deinem
Christenbekenntnisse widerspreche; und heute mußt du wieder von
neuem darüber seufzen, daß du abermals in dieselbe Torheit und
Sünde gefallen bist, von welcher dich seine besondere Gnade
schon längst frei gemacht hatte; und dennoch will der Herr Jesus
große Geduld mit dir haben. Er hört dein Sündenbekenntnis und
spricht: ,,Ich will es tun; sei gereinigt!" Er besprengt dich
abermals mit seinem Blut der Versöhnung und spricht zu deinem
Gewissen: ,,Friede sei mit dir!" und reinigt dich von aller
Befleckung. Es ist eine große Tat der ewigen Liebe, wenn
Christus ein für allemal dem Sünder vergibt und ihn in seine
Gemeinschaft aufnimmt; aber was ist doch das für eine
herablassende Geduld und Gnade, wenn der Heiland mit großer
Langmut die so oft wiederkehrenden Torheiten seines
eigensinnigen Jüngers trägt; wenn Er täglich und stündlich die
gehäuften Übertretungen und Verirrungen seines schwachen und
doch geliebten Kindes abwäscht. Eine Flut der Empörung
auszutrocknen, das ist etwas Wunderbares; aber das beständige
Tropfen immer neuer Sünden zu ertragen, sie zu dulden mit einer
ununterbrochenen Versuchung seiner Geduld, das ist wahrlich
göttlich. Während wir Trost und Frieden finden in unsers Herrn
täglicher Reinigung, zielt ihr mächtiger Einfluß auf uns dahin,
daß wir sollen wachsen in der Wachsamkeit und unser Verlangen
nach der Heiligung lebendig machen.