Joh 12,24
S.Keller
Joh. 12, 24: Es sei denn, daß das Weizenkorn in die Erde
falle und ersterbe, so bleibt's allein; wo es aber erstirbt,
so bringt es viele Früchte.»
Möchten wir viele Früchte bringen oder unser Leben so
halbwegs behaglich für uns genießen? Ist das letztere unser
heißester Wunsch, so kann, wenn er erfüllt wird, unser Weg
ums Sterben, das hier gemeint ist, herumkommen; aber dann
geht es uns mit seinem Ertrage für die Ewigkeit verloren.
Im andern Falle gilt nur der Todesweg. Nicht immer so massiv
wie bei Jesus, aber dafür ist das Sterben über viele Tage
und Stunden unseres Lebens verteilt. Wir werden stückweise
unsere Aussichten und Hoffnungen auf Erdenglück in den Tod
geben müssen. Früchte gibt es nur in dem Maße, wie wir
unserm eigenen Ich abgestorben sind. Und das ist ein zähes,
langlebiges Ding! Das ist schon längst zum Tod verurteilt
und hat schon manchen starken Stoß erhalten, und es ist doch
nicht tot. Man spürt sein empfindungsreiches Leben deutlich,
wenn wir verkleinert oder verkannt werden. Dann bäumt es
sich gekränkt empor. Anstatt, daß wir uns freuen sollten,
daß unsre Gegner uns wieder ein Stück Tod des alten Menschen
bereitet haben, begehren wir auf, als widerführe uns etwas
Seltsames. Die Freiwilligkeit zum Sterben findet sich sogar
bei denen, die sich gern "Gestorbene" nennen, oft in sehr
winzigem Grade.
Herr Jesu! Zieh uns in dein Sterben. Laß mit dir gekreuzigt
sein, was doch zu dir nicht paßt und dir nur im Wege steht.
Lehre uns dein Leben besser erkennen und verspüren, damit
uns unser Sterben leichter fällt. Amen.
W.MacDonald
»Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn
nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn
es aber stirbt, bringt es viel Frucht.« Johannes 12,24
Eines Tages kamen einige Griechen zu Philippus mit dem edlen
Wunsch: »Herr, wir möchten Jesum sehen.« Aber warum wollten
sie Ihn sehen? Vielleicht wollten sie Ihn mit nach Athen
nehmen als populären neuen Philosophen. Oder vielleicht
wollten sie Ihn vor der Kreuzigung und dem Tod retten, die
inzwischen unvermeidlich schienen.
Der Herr Jesus antwortete mit einem der großen Prinzipien der
Ernte: Ein Getreidekorn muß in den Boden fallen und sterben,
wenn es produktiv sein soll. Wenn Er sich vor dem Tod retten
würde, müßte Er allein bleiben. Er würde die Herrlichkeit
des Himmels für sich allein genießen; es gäbe keine
geretteten Sünder, die Seine Herrlichkeit mit Ihm teilen
würden. Doch wenn Er bereit wäre zu sterben, würde Er
dadurch einen Weg zur Errettung schaffen, wodurch viele in
den Genuß des ewigen Lebens kämen. So war es unumgänglich
für Ihn, den Opfertod zu sterben, anstatt ein angenehmes
Leben zu führen.
T.G. Ragland sagte einmal: »Von allen Plänen mit
Erfolgsgarantie ist der sicherste Christi eigener Plan, der
darin besteht, daß Er ein Weizenkorn wurde, in die Erde fiel
und starb. Wenn wir uns weigern, Weizenkörner zu werden...
wenn wir nicht bereit sind, Zukunftsaussichten zu opfern,
unseren Ruf, unser Eigentum und unsere Gesundheit aufs Spiel
zu setzen, dann werden wir allein bleiben. Aber wenn wir
fruchtbar sein wollen, müssen wir unserem geliebten Herrn
folgen, indem wir ein Weizenkorn werden und sterben, dann
werden wir viel Frucht hervorbringen.«
Vor Jahren las ich von einer Gruppe von Missionaren in
Afrika, die jahrelang unermüdlich gearbeitet hatten,
ohne eine dauerhafte Frucht für Gott zu sehen. In ihrer
Verzweiflung beriefen sie eine Konferenz ein, wo sie mit
Gebet und Fasten vor Gott kommen wollten. Bei den Gesprächen
sagte einer der Missionare: »Ich glaube nicht, daß wir je
Segen erfahren werden, solange nicht ein Weizenkorn in die
Erde fällt und stirbt.« Kurz darauf wurde eben dieser
Missionar krank und starb. Da begann die Ernte - der Segen,
den er vorhergesagt hatte.
Samuel Zwemer (1867-1952, amerikanischer Pionier-Missionar,
»Apostel des Islam«) schrieb:
Es gibt keinen Gewinn, als nur durch Verlust,
Du kannst dich nicht retten, als nur durch das Kreuz;
Das Weizenkorn, um sich zu vermehren, Muß in die Erde fallen
und sterben.
Wo immer du reife Felder siehst,
Die ihre goldenen Halme Gott zur Ehre wogen lassen,
Sei gewiß, ein Weizenkorn ist dort gestorben,
Eine Seele dort hat das Kreuz auf sich genommen
Jemand dort hat gerungen, geweint und gebetet,
Und die Legionen der Hölle unverzagt bekämpft.