Joh 12,3
W.Nee
Das Haus wurde erfüllt vom Geruch der Salbe. Johannes 12,3
Als Maria um des Herrn willen die Alabasterflasche zerbrach,
wurde das ganze Haus in Bethanien von süßestem Duft erfüllt.
Es war etwas frei geworden, was alle wahrnahmen, was niemand
entgehen konnte. Was ist hier der tiefere Sinn?
Bist du schon einmal einem Menschen begegnet, der viel
gelitten hatte und dessen Erlebnisse ihn zwangen,
Befriedigung allein im Herrn zu suchen? Dann ist dir sofort
etwas aufgefallen. Deine geistlichen Sinne nehmen sogleich
einen Duft wahr - Paulus nennt es ğeinen Wohlgeruch ChristiĞ.
Im Leben jenes Menschen ist etwas zerbrochen worden, damit
das, was von Gott selbst darin ist, frei wird und ausströmen
kann, und niemand kann es verkennen. Ja, der Geruch, der
damals das Haus in Bethanien erfüllte, erfüllt auch heute
noch die Gemeinde. Der Wohlgeruch Marias vergeht nicht.
C.Eichhorn
Maria, ein leuchtendes Vorbild der Liebe zu Jesu (I)
Maria nahm ein Pfund Salbe von unverfälschter, köstlicher
Narde. Joh. 12, 3
Liebe zu Gott und Liebe zu Jesu sind unzertrennlich
voneinander ebenso wie der Sohn nicht getrennt werden kann
vom Vater. Die Liebe Gottes zu uns offenbart sich in dem
Opfer Jesu. Unsere Liebe zu Jesus offenbart sich im willigen
Opfer, das wir ihm bringen. Etwas Unverfälschtes, Reines,
Echtes möchte der Herr Jesus von uns haben. Es gibt soviel
gemischtes und geteiltes Wesen und nachgemachte Frömmigkeit.
Er möchte von uns einen ungeheuchelten Glauben, einen
Glauben, der nichts sucht als nur ihn und die Rettung der
Seele. Er will eine Liebe unverfälschter Art, die nicht mit
Eigenliebe, Ehrsucht und Menschengefälligkeit vermengt ist.
Solch eine Liebe hatte Maria, so unverfälscht wie ihre Salbe.
Es trieb sie kein Ehrgeiz und keine Wichtigtuerei, den Herrn
Jesus zu salben. Sie war eine einfältige Seele. Die Einfalt
aber hat keine Neben- und Hintergedanken. Sie hat nur ein
Ziel im Auge. Diese ungeteilte Hingabe ihres Herzens
duftete herrlicher als die vergängliche Salbe.
- Nachgemachte Ware ist billiger. Das Echte steht höher im
Preis. Maria fragte nicht nach den Kosten. Judas, der sich
in Geldsachen gut auskannte, schlug den Wert dieser Salbe auf
300 Groschen an (ein Groschen war ein Taglohn), für Maria
eine große Summe. Vielleicht hat sie ihre ganze Barschaft
drangesetzt. Es konnte das Bedenken aufsteigen, ob es
richtig sei, für einen flüchtigen Wohlduft so viel
aufzuwenden. Doch Jesus ist's wert. Vielleicht hat Maria
früher viel an sich gewendet. Seitdem aber der Heiland sie
von der Welt abgezogen hatte, war sie nicht mehr imstande,
sich glänzend aufzuputzen. Gar manche hüllen sich in
aromatische Wohlgerüche und tragen den Fäulnisgeruch innerer
Verpestung in sich. Sie gleichen den schön geschmückten
Gräbern, die auswendig hübsch erscheinen, inwendig aber sind
sie voll Moder und Totengebeine. Wenn der Name des Herrn
Jesu durch den Heiligen Geist in ein Herz geprägt wird, so
ist er darin "wie eine ausgeschüttete Salbe". Der Herr Jesus
duftet von einem solchen Menschen aus. Dann verwendet man
nicht mehr soviel auf das Äußere. Nun heißt es: Alles für
Jesus! - Maria wollte dem Herrn Jesu eine besondere Ehre
erweisen. Das Beste ist für ihn gerade gut genug. Wer ohne
Besinnen sein Liebstes dem Heiland zu Füßen legen kann, der
bereitet ihm eine Freude, und zugleich empfiehlt er ihn den
Fernstehenden. Denn es muß doch etwas um diesen Jesus sein,
für den man mit tausend Freuden alles opfern kann. Solch
eine Seele war Maria.
Nimm du mich ein vollkommen, mein König Jesu Christ!
Dich hab' ich aufgenommen, der du die Liebe bist!
O Liebe, Liebe, walte, ein Herrscher stark und mild,
bis ganz vergeh' das Alte und in mir leucht' dein Bild!
C.Eichhorn
Maria, ein leuchtendes Vorbild der Liebe zu Jesu (II)
Maria goß die Salbe auf Jesu Haupt, da er zu Tisch saß.
Das Haus aber ward voll vom Geruch der Salbe. Matth. 26, 7;
Joh. 12, 3
Wie machen wir's, daß wir wie Maria dem Herrn Jesu unser
Bestes weihen? Fragen wir uns, was wohl das Beste innerhalb
der menschlichen Lebenszeit ist! Doch ohne Frage die Jugend.
Dem Heiland gehört vor allem die Jugendkraft, die
Jugendfrische, das Jugendfeuer. Es ist etwas Trauriges, wenn
jemand erst seine alten Tage dem König weiht. Er nimmt auch
eine solche Gabe noch gnädig an und stößt die Alten nicht von
sich, die noch spät am Lebensabend sich zu ihm wenden. Aber
betrübend ist es, wenn man ihm den letzten kümmerlichen Rest,
das stumpfe, müde Alter, zur Verfügung stellt. Eine alte
Frau von 80 Jahren, die sich noch für den Herrn Jesus
erschloß, wiederholte immer wieder: "Ach, das tut mir so weh,
daß ich erst so spät zu ihm gekommen bin! Mag er mich wohl
auch noch annehmen?" Es bleibt immer niederdrückend, wenn man
ihm die beste Zeit des Lebens vorenthält.
Gibt man dem Herrn seine Jugend, dann schenkt er dafür ein
frisches Alter. Von solchen gilt, was Ps. 92 steht: Wenn
sie gleich alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar
und frisch sein." Und wer seine Jugendkraft ihm gibt, aus dem
kann er etwas Rechtes machen zum Preis seines Namens. Ein
durchgebildeter Christ, ein christlicher Charakter ist man
nicht mit einem Schlag. Ein Werkzeug in der Hand des Herrn,
das vielen zum Segen wird, kann man nur werden, wenn man in
den besten Jahren sich in seine Schule begibt. Die Schar
seiner Streiter kann Jesus nicht aus alten, gebrechlichen,
halb abgestorbenen Leuten heranbilden. Man stellt nicht eine
Armee von Greisen und Krüppeln ins Feld. Der 110. Psalm
preist die Kämpferschar des himmlischen Königs als eine junge
Mannschaft, die dem Tau gleicht, der aus der Morgenröte
geboren wird. Seelen, die in jungen Jahren sich dem Heiland
weihen, zeigen eine besondere Freudigkeit und innere
Gehobenheit. Es ist der Widerschein der göttlichen Freude
und des Wohlgefallens, das der Herr Jesus an einem solchen
Herzen hat, das ihn früh sucht und sein Leben ihm zu Füßen
legt.
Wie ein lieblicher Duft ist die Hingabe an den Herrn in der
Jugendzeit, und lieblich duftet es, wenn man sich ihm ganz
hingibt, vor allem den Willen in unbedingtem Gehorsam ihm
ausliefert. Gehört ihm der Wille, dann gehört ihm auch der
Geldbeutel. Dann opfern wir ihm auch unsere Bequemlichkeit
und Behaglichkeit, unsere Gesundheit und unser Leben. Laßt
uns dem Herrn das Beste auch von jedem Tag opfern! Das ist
die Morgenstunde. Wenn für uns die Pflege des Verhältnisses
zu ihm allem andern vorgeht, werden wir auch die wichtigsten
Geschäfte zunächst eine Viertel- oder halbe Stunde
zurückstellen können. Das ist ein köstlicher Wohlduft für
ihn. Wollen wir ihn nicht damit erfreuen?
J.Kroeker
Über unsere Glaubensopfer für Gott.
"Da nahm Maria ein Pfund Salbe von ungefälschter, köstlicher
Narde, und salbte die Füße Jesu, und trocknete mit ihrem
Haare seine Füße; das Haus aber ward voll von dem Geruch
der Salbe." Joh. 12,3.
Maria diente, indem sie opferte. Wenn sie dem Lichte gemäß,
das sie aus den Worten Jesu geschöpft hatte, handeln und
ihren Meister im Voraus zu seinem Begräbnis salben wollte,
dann konnte es nicht ohne dies Opfer geschehen. Und sie
brachte es, sie nahm das Fläschchen Nardenwasser, das
immerhin einen Wert von etwa 200 Mark hatte, und salbte damit
des Heilands Füße. Zu Jesu Füßen reifen jene Seelen aus, die
selbst dann nicht vor einem Dienst für den Herrn und vor
einem erkannten Weg zurückschrecken, wenn derselbe für sie
auch mit Opfern verbunden ist. In der Stille vor Gott werden
jene Charaktere des Glaubens erzogen, die nicht nach dem
fragen, was sie gewinnen oder verlieren, sondern was der
Meister aus ihrem Dienst gewinnen mag.
Aber Maria brachte nicht nur ein Opfer, sondern sie brachte
sich selbst. Einer Liebe, wie Maria sie in sich trug,
genügte nie ein Opfer, sondern dieselbe bringt immer zuletzt
sich selbst. In dieser Selbsthingabe trocknete sie mit dem
Haar ihres Hauptes die mit Nardenwasser gesalbten Füße. Es
gibt manche, die opfern, ja viel opfern können, aber noch
nicht gelernt haben, sich selbst im Dienen hinzugeben. Man
opfert von seinem Überfluss, wird gelegentlich begeistert von
dieser oder jener Arbeit, unterstützt einige Liebeswerke und
Missionen, aber selbst bleibt man ohne Dienst. Zu des
Meisters Füßen lernt man jedoch auch sich selbst betätigen.
Und Seelen, die dem Herrn in der Stille tief ins Auge und
ins Herz schauen, finden immer eine Gelegenheit, wo sie
ihrer Liebe im persönlichen Dienen Ausdruck geben können.
Jedoch das Höchste war das Prophetische, das in ihrem Dienen
lag: "Das hat sie getan zu meinem Begräbnis." Obgleich Jesus
viel von seinem Tode und seiner Auferstehung geredet hatte,
war nicht einmal unter den vertrautesten, ihm am nächsten
stehenden Jüngern, geschweige denn in einem weiteren Kreise
Verständnis für seinen Lammes- und Kreuzesweg zu finden.
Sein nahe bevorstehendes Sterben war ihnen ein Geheimnis
geblieben. Nur Maria hatte den Herrn verstanden. Im Umgang
mit dem Herrn war ihr dies Licht geworden, und darum war sie
fähig, im entscheidenden Augenblick das zu tun, was sonst
niemand tat. Das waren immer große Seelen im Gottesreiche,
die zur rechten Stunde auf ihrem Platz waren und durch ihre
Tat das Herz ihres Gottes erquickten.