Joh 10,7
S.Keller
Joh. 10, 7: «Ich bin die Tür.»
Das Wort ,,Tür" allein würde die Vorstellung in uns erwecken,
daß sich etwas vor uns öffnet, ein Eingang, eine Aussicht.
Türen allein gibt es nicht; es müssen Zimmer, Räume dahinter
sein. Aber wenn Jesus sich selbst die Tür nennt, wird noch
eine andere Vorstellung damit verknüpft: Die Möglichkeit
des Eingehens ist an seine Person geknüpft; die Aussicht
der Zukunft hängt von ihm ab. Immer wieder dreht sich
das Seeleninteresse, das Gottes Wort geweckt hat, um die
innigste, intimste, innerlichste Stellung, die wir zu seiner
Person einnehmen. Von hier aus öffnen sich die Türen des
Verständnisses, der Offenbarung, der Gebetserhörung, des
Liebesumgangs und einst der Ewigkeit. Die Eingangstür zu des
Vaters Haus, in dem viele Wohnungen sind, die jeder passieren
muß, ist keine Sache, keine Zeremonie, keine Lehre, sondern
eine Person! Was für ein Aufgeben unserer Selbständigkeit,
unseres Eigendünkels, unserer Selbstsucht muß wohl vor sich
gehen, bis wir unpersönlich genug geworden sind, durch diese
Tür einzugehen. Jesus wird uns von Tag zu Tag mehr das, was
er uns beim wirklichen Anfang unseres Erlebens mit ihm schon
sein mußte: die Tür, der Eingang, der Anbruch der Ewigkeit.
Wir danken dir, Vater, daß du deinem Hause solch eine Tür
gabst und daß du uns gezogen hast zu Jesus. Laß uns in die
Offenbarung seines Wesens immer besser eindringen, damit wir
weiter dringen ins Licht. Amen.