Joh 8,32
W.Nee
Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch
frei machen. Johannes 8,32
Wir müssen uns davor hüten, was wir in Gottes Wort lesen, zu
sehr zu vergeistigen. Zum Beispiel der neue Himmel und die
neue Erde, von denen Johannes spricht, sind ebenso real wie
der auferstandene Herr. Die Dinge Gottes zu vergeistigen und
dadurch abzutun, ist der Notausweg derer, die die
Wirklichkeit nicht kennen. Ich fürchte, viele gutmeinende
Leute sammeln nur dazu geistliche und prophetische Wahrheit
an, um sich damit eine unwirkliche Welt aufzubauen. Viele
von uns verwechseln Wahrheit mit Lehre. Aber Lehre ist etwas
anderes, nämlich das, was auf der Erde über die ewige
Wahrheit ausgesagt wird. Jesus, der gesagt hat: »Ihr werdet
die Wahrheit erkennen«, verkörpert in seiner Person alles,
was wahr, das heißt wahrhaft existent ist.
Das Kennzeichen geistlicher Reife bei uns besteht immer
darin, daß uns die Dinge Gottes unsere Wirklichkeiten werden,
weil uns Christus eine Wirklichkeit ist.
S.Keller
Joh. 8, 32: «Und werdet die Wahrheit erkennen, und die
Wahrheit wird euch frei machen.»
Jede neue: Wahrheit ruft zuerst einen scharfen Widerstand
wach: ohne Kampf mit dem Gegensatz kommt's zu keinem Erkennen
der Wahrheit. So geht's im Herzen des einzelnen und so in
der Geschichte der Völker. Darum hat es bei mir so lange
gedauert, daß ich die Wahrheit des Werkes Jesu an meiner
Seele bekämpfte. Mein Stolz und mein Leichtsinn bäumten sich
dagegen auf. Dadurch war die Wahrheit gezwungen, sich immer
stärker zu entfalten. Plötzlich merkte ich, daß ich keinen
vernünftigen Grund, sondern bloß Trotz und Widerstand dagegen
aufbot. Wie schämte ich mich meines blinden kindischen
Trotzes! Jetzt gab ich nach, und im selben Augenblick
erkannte ich erst die ganze Größe und Schönheit der Wahrheit:
aus Gnaden selig! Man erkennt sie nur durch völliges
Nachgeben. Jetzt erst, wo ich ihr gehorchen wollte, konnte
sie meinen gebundenen Willen befreien und mich in den neuen
Fesseln ihrer Freiheit gehen lehren. Mit jedem Schritt wurde
die befreiende Macht stärker und mein Tritt gewisser. Wohl
hat diese Freiheit auch ihre Formen und ihre Art, auf die man
selbstverständlich Rücksicht nimmt, aber diese Gebundenheit
der Freiheit ist die Macht der neuen Überzeugung, und diese
wirkt befreiend bei allem Drang.
Lieber Heiland, ich bitte dich, lehre mich jede neue Wahrheit
aus deinem Wort im Zusammenhang mit den früher erfahrenen
Gnaden erkennen, damit jeder Widerstand bei mir aufhört und
du mich ganz frei machen kannst! Amen.
W.MacDonald
»Und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird
euch frei machen.« Johannes 8,32
Die Leute zitieren diesen Vers oft, ohne daran zu denken,
daß er Teil einer Verheißung ist, die unter ganz bestimmten
Bedingungen ausgesprochen wurde. Denn im vorigen Vers heißt
es: »Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten:
Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine
Jünger.« Und erst danach folgt das Versprechen: »Und ihr
werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch
frei machen.« Mit anderen Worten: Die befreiende Macht der
Wahrheit hängt von unserem Bleiben an seinem Wort ab.
Es ist nicht genug, die Wahrheit nur zu kennen in dem Sinne,
daß man sie verstandesmäßig erfaßt hat. Wir müssen ihr auch
gehorchen und sie in die Tat umsetzen. Wenn wir nach den
Vorschriften der Bibel leben, dann werden wir von zahllosen
schlechten Gewohnheiten frei.
Sobald wir dem Ruf des Evangeliums folgen, werden wir von
Schuld und Verdammnis erlöst und in die Freiheit der Kinder
Gottes eingeführt.
Dann fallen die Ketten der Sünde ab, die nicht länger unser
Meister sein darf. Sie hat nicht mehr die Oberhand in
unserem Leben.
Wir sind auch frei vom Gesetz. Das heißt nicht, daß wir
»gesetz-los« würden, sondern wir sind nun unter dem »Gesetz
des Christus«. Wir sind von jetzt an um ein geheiligtes
Leben bemüht, und zwar aus Liebe zu unserem Heiland und nicht
aus Angst vor Strafe.
Wir können uns freuen, weil wir keine Angst mehr zu haben
brauchen, denn die völlige Liebe treibt die Angst aus. Gott
ist jetzt unser liebevoller himmlischer Vater und kein
gestrenger Richter.
Wir sind auch frei von den Bindungen Satans. Er kann uns
nicht mehr nach seinem Belieben herumkommandieren.
Wir sind befreit von sexueller Unzucht und sind dem Verderben
entronnen, das durch die Begierde in die Welt gekommen ist.
Wir sind frei von falscher Lehre. Gottes Wort ist die
Wahrheit, und der Heilige Geist führt Sein Volk in alle
Wahrheit und lehrt es, zwischen Wahrheit und Irrtum zu
unterscheiden. Diejenigen, die in Seinem Wort bleiben,
werden vom Aberglauben und von der Herrschaft böser Geister
erlöst. Was für eine Befreiung ist das doch, wenn man aus
der Macht dämonischer Kräfte erlöst worden ist!
Wir sind auch befreit von der Angst vor dem Tod. Er ist
nicht mehr der unbarmherzige Schnitter, sondern er geleitet
die Seele in die Gegenwart des Herrn. Sterben ist jetzt
Gewinn.
Schließlich sind wir auch befreit von schlechten
Gewohnheiten, die uns festhalten wollen, von der Liebe zum
Geld und von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Daher
spricht unser Herz:
Zu deinen Füßen, Herr,
Dort ist mein Platz.
Dort hört' ich jene Worte,
Der Wahrheit, die mich freigemacht.
Frei von mir selbst o Herr,
Zur Freude hingebracht.
Die Fesseln der Gebundenheit
Gesprengt in Ewigkeit.