Johannes

Joh 7,37 C.H.Spurgeon ,,Am letzten Tage des Festes, der am herrlichsten war, trat Jesus auf, rief und sprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke." Joh. 7, 37.

Unser Herr Jesus war vollkommen in der Geduld, und bis zum letzten Tage des Festes unterredete Er sich mit den Juden und drang in sie; und so dringt Er auch an diesem letzten Tag des Jahres in uns und harrt, ob Er uns könnte Gnade erweisen. Wahrhaft bewunderungswürdig ist die Langmut unsres Herrn und Heilandes, womit er etliche von uns jahraus, jahrein trägt und pflegt, trotz alles unsres Auflehnens, Erzürnens und Widerstrebens wider seinen Heiligen Geist. O Wunder über Wunder, daß wir noch immer im Lande der Gnade sind! Sein Mitleid offenbarte sich höchst nachdrücklich, denn Jesus rief, was nicht nur andeuten will, daß Er seine Stimme laut erhob, sondern daß er tief bewegt und ergriffen war. Er beschwört uns, daß wir uns sollen versöhnen lassen mit Gott. ,,Gott vermahnet durch uns," spricht der Apostel, ,,so bitten wir nun an Christi Statt." Was sind das doch für ernste, eindringliche Worte! Wie tief muß die Liebe sein, die den Herrn zu Tränen über uns arme Sünder führt, und Ihn treibt, uns zu sich zu ziehen, wie eine Mutter ihre Kindlein an ihren Busen zieht. Gewißlich folgen unsre Herzen gern einem so zärtlichen Ruf. Es ist reichlich für alle Bedürfnisse gesorgt; es ist für alles gesorgt, was einem Menschen zur Stillung seines Seelendurstes dienlich sein mag. Seinem Gewissen bringt die Versöhnung Frieden; seinem Verständnis gibt das Evangelium die reichste Belehrung; für sein Herz ist die Person Jesu der Gegenstand der edelsten Liebe; seinem ganzen Menschen gewährt die Wahrheit, die in Christo ist, die reinste Erquickung. ,,Kommt her! denn alles ist bereit Zum Hochzeitsmahl der Gnaden, Die Pforten sind geöffnet weit, Und allesamt geladen. Blick' auf, du tief gebeugtes Herz, Du Seele voller Angst und Schmerz, Du sollst getröstet werden!"





D.Rappard Am letzten Tag des Festes trat Jesus auf, rief und sprach: Wen da dürstet, der komme zu Mir und trinke! Joh. 7,37.

Drei Tätigkeitsworte fallen uns auf in der herrlichen Einladung, die Jesus, an den Tempelstufen stehend, mit lauter Stimme in die festliche Menge Jerusalems hineinrief: d ü r s t e n, k o m m e n, t r i n k e n.

Dürsten. O wie viele dürstende Menschen gibt es! Sie dürsten nach Liebe und Ehre und Glück. Etliche, von der Gnade g e z o g e n, von ihrem Elend g e t r i e b e n, dürsten nach Gott. Das ist ein gesegneter Durst, von dem Einer gesagt hat: ,,Schon der Durst nach Gott ist seliger als das Gesättigtwerden an den Brunnen der irdischen Lust."

Kommen. Wer dieses Dürsten kennt, dem klingt des Heilands Ruf wundersüß. Aber nun gilt's in Wahrheit sich aufmachen und kommen. Es ist nicht genug, die Quelle zu sehen, man muß sich ihr nahen. Zu Mir! ruft Jesus. Er, nur Er kann die Seele stillen.

Trinken. Und die also kommen, müssen auch t r i n k e n. Es gibt zagende Seelen, die es nicht wagen, den K e l c h des Heils zu nehmen und ihn lobpreisend zu leeren. Ist es n u r Zaghaftigkeit? Ist auch nicht geistliche Trägheit dabei? Oder verborgener Hochmut? Oder trinkt man im Geheimen von anderen Bächen, die doch den Durst nicht löschen können? O dürstende Seele, komm und trinke!

Hier komm ich, mein Hirte, mich dürstet nach Dir. O Jesu, bewirte Dein Schäflein allhier! Du kannst Dein Versprechen Mir Armen nicht brechen!