Joh 6,66
C.Eichhorn
Solche, die nur eine Strecke weit mitgehen
Von dem an gingen seiner Jünger viele hinter sich.
Joh. 6, 66
Viele glaubten an Jesus, aber ihr Glaube war nicht durch
seine Worte voll Geist und Leben begründet. Darum war es
nur ein oberflächlicher Scheinglaube. Jesus kannte und
durchschaute diese unechten Jünger. Er wollte sie darum
auch nicht bei sich festhalten, sondern rief eine Scheidung
herbei. Was hat sie bewogen, dem Heiland den Rücken zu
kehren? Sie stießen sich an seiner Rede. Sie war ihnen hart
und ganz unverdaulich. Jesus hatte sie zuerst wunderbar
gespeist. Das hatte ihnen gefallen. Aber nun will er sie
weiterführen von der Gabe zum Geber selbst. Er spendet nicht
nur Brot, er ist selbst das wahre Brot. Er muß genossen
werden in seinem Fleisch, das er für das Leben der Welt gibt,
und in seinem Blut, das er für sie vergießt. Viele wollen
Segnungen vom Herrn, aber ihn selbst begehren sie nicht.
Sie kommen zu ihm in Nöten und nehmen seine Hilfe und
Gnadenerweisungen gern an, aber sie treten nicht in ein
inniges Verhältnis zu ihm selbst. Die Verbindung mit Jesu
ist nicht nur eine rein geistige, bei der nur der Wille und
das Bewußtsein beteiligt sind. Sie ist eine geist-leibliche,
wie die der Reben mit dem Weinstock. Auch unser natürliches
Wesen wird von seiner verklärten Natur durchdrungen und
durchtränkt. "Wir sind von seinem Fleisch und von seinem
Gebein." Auch wenn unser Bewußtsein im Schlaf oder in
Ohnmachten aussetzt, bleiben wir mit ihm verbunden. Auch
wenn unser Geist anderweitig beschäftigt ist, ruht doch unser
Wesensgrund in ihm. Diese selige Wahrheit faßten jene Jünger
nicht, sie stießen sich daran. Es zeigte sich, daß noch kein
tieferes Bedürfnis da war, ihn und nur ihn und ihn ganz
zu haben. Jesus hat damals eine Scheidung absichtlich
herbeigeführt. Er hat seine Worte so gesetzt, daß sie
abstoßend waren allen, die ihn nicht von ganzem Herzen
suchten. Er will Entscheidung und Scheidung der Unechten von
den Echten. Er will nicht viele, sondern ganze Jünger. Als
einst eine große Menge hinter ihm herzog, sprach er ein so
einschneidendes und hartes Wort über seine Nachfolge, daß
alle Mitläufer die Lust verlieren mußten (Luk. 14, 25.26).
Jesus will alle die abstoßen, die nicht wirklich an ihm
hängen. Er schafft eine klare innere Lage. Wer zunächst
abgestoßen wird, kommt vielleicht später erst recht. Wir
wollen niemand künstlich fesseln und mit allerlei Zugmitteln
bei Jesu festhalten, wen er und sein herrliches Evangelium
nicht festhält. Er soll lieber gehen; es erwacht dann
vielleicht später einmal das Bedürfnis, ihn zu haben. Besser
Scheidung als unklares Gemisch und halbe Stellungnahme!
Jesus hielt diese Davonläufer nicht auf; er war nicht
gekränkt darüber, daß sie ihn im Stich ließen. Sie dauern
ihn, weil er weiß, daß ferne von ihm dunkle Nacht ist und daß
dieser Weg im Verderben endet. Der Herr will nur ganz echte
Jünger, die durch einen festgegründeten Glauben mit ihm
verbunden sind.