Joh 6,44
C.Eichhorn
Der Zug des Vaters zum Sohne
Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe
der Vater, der mich gesandt hat. Joh. 6, 44
Willst du wissen, was dieser geheimnisvolle Zug des Vaters
ist? Dann sieh dir den Kämmerer aus dem Mohrenland an! Was
trieb ihn, eine solch beschwerliche, weite und kostspielige
Reise zu unternehmen bis hin nach Jerusalem? Vielleicht
haben ihm die nächsten Angehörigen abgeredet. Vielleicht
haben sich auch sonst noch manche Hindernisse aufgetürmt.
Aber er muß hin. Woher dieser unabweisbare Zug? Er war ihm
von oben ins Herz gegeben. Zuerst erkannte er das selbst
nicht. Aber es fehlte ihm immer noch etwas in allem äußeren
Glück und bei seiner einflußreichen Stellung. Er hatte von
Jehova, dem wahren Gott, gehört. Da wurde es ihm immer
klarer: Das ist's, was ich brauche! Mir fehlt noch das
allein wahre und höchste Gut. So machte er sich auf den Weg.
Er fand nicht gleich, was er suchte. Aber er ergriff alles,
was sich ihm darbot, und kaufte sich heilige Schriften und
fing auch gleich an, sie nachdenkend zu lesen. Und so kam er
zu Philippus und durch Philippus zu Jesus und durch ihn in
die Gemeinschaft des wahren Gottes.
Es möchte jemand denken: Was kann ich dafür, wenn in meiner
Seele der Zug nicht spürbar wird? Mich zieht eben Gott
nicht, und so kann es mir niemand verdenken, wenn ich dem
Heiland fernbleibe! Aber ist es denn wirklich wahr, daß Gott
noch nie an deiner Seele gezogen hat? Hast du noch nie in
dir, vielleicht ganz leise, eine Stimme gehört, die dir sagte:
Du solltest doch anders sein, dir fehlt noch das Richtige!?
Siehe, das war ein Ziehen des Vaters zum Sohn. Oder hast du
nicht auch schon dazwischen ein Gefühl innerer Leere und Öde
gehabt und etwas empfunden von dem Urteil des Predigers
Salomo: Es ist alles eitel, ganz eitel!? Ein junger Mann,
der zum Glauben kam, sagte mir, daß er es oft mitten im
Strudel der weltlichen Vergnügungen wie einen Stich in der
Seele spürte. Aber er machte zunächst noch so weiter. Ist
nicht beim Anhören des Wortes Gottes schon manchmal ein
Stachel in dein Inneres eingedrungen? Hieß es nicht: Das
geht ja alles auf dich!? Das war ein Zug des Vaters zum
Sohn. - Neben dem Zug des Vaters zum Sohn ist in uns ein
anderer Zug, der zur Welt lockt. Der bessere Zug wird
erstickt, sobald wir diesem Gegenzug folgen. Darum, wenn
dich Gottes Gnade zieht, ringe recht! Bete ernstlich zu
Gott, so wird der Zug stärker und stärker. Cornelius hielt
mit Beten und Flehen vier Tage lang an. Kommen dir etwa
verzagte Gedanken, ob dich wohl auch der Heiland annehmen
wird, ob du es nicht zu arg getrieben hast, ob es nicht zu
spät ist, ob du die Bekehrung wohl auch wirst durchführen
können, dann denke an das köstliche Wort: "Wer zu mir kommt,
den will ich nicht hinausstoßen"! Halte dich an den Heiland!
Keine Macht Satans kann dir den Weg zu ihm verlegen. Gott
selbst ist es ja, der dich zum Heiland hinzieht, solange du
noch ein Verlangen und Sehnen nach ihm im Herzen hast.