Joh 6,11
W.Nee
Jesus aber nahm die Brote. Johannes 6,11
Bei den meisten seiner Wunder benützt Gott etwas Stoffliches.
Hier nimmt Jesus fünf Brote und zwei Fische. Er hätte auch
Steine in Brot verwandeln können, aber er tat es nicht. Er
zog es vor, mit dem zu wirken, was ihm dargeboten wurde.
»Bringet sie nur her«, sagt er. Was er tut, tut er durch
uns. Alle Wunder beginnen damit, daß ich alles, was mein
ist, in seine Hände lege. Wenn ich meine Brote für mich
behalte, wird e i n Mensch satt. Gebe ich sie dagegen ihm
hin, muß ich dann hungern?
In einer Zeit, als im ganzen Volk große Armut herrschte,
überbrachte der Prophet Maleachi den Israeliten die Antwort
Gottes auf ihre Not. Sie lautete: Bringet den ganzen Zehnten
ins Vorratshaus - und ihr werdet sehen, was geschieht! Es
bedarf nur eines winzigen Stöpsels, um eine ganze Flasche zu
verschließen und uns deren Inhalt damit unzugänglich zu
machen. Und so ist es auch mit dem Himmel und seinen Gaben.
Oft wird uns nur deshalb kein Wunder zuteil, weil wir Gott
nichts geben, womit er wirken kann. Er verlangt nur ein ganz
kleines bißchen - was wir haben! Aber das braucht er.
C.O.Rosenius
Wieviel Er wollte. Joh. 6, 11.
Als Jesus in der Wüste eine Menge von mehr als fünftausend
Menschen sah, wandte Er sich wegen der Speisung einer solchen
Schar mit der Frage an Philippus, den armen und ratlosen
Jünger: ,,Wo kaufen wir Brot, daß diese essen?" ,,Das sagte
Er aber," so schreibt Johannes nachher zu dieser Frage, ,,ihn
zu versuchen, denn Er wußte wohl, was Er tun wollte." Wundern
wir uns bei diesem Beispiel nicht, daß der Herr eine so
besorgniserregende Frage an einen armen ratlosen Jünger
stellt? Wenn Er jetzt nicht mehr unmittelbar mit uns redet,
um uns zu bekümmern und zu prüfen, dann tut Er es durch die
uns übermittelten Erfahrungen, durch die auch wir genau die
gleichen Herzensfragen wie ein Philippus erhalten, als ob
es der tiefste Ernst wäre, daß wir für eine Schar sorgen
sollten, die wir doch nicht ernähren können. Das aber tut
der Herr, ,,um uns zu versuchen", sagt Johannes, ,,denn Er
weiß wohl, was Er tun will." Es geht uns dann oft geradeso
wie dem Philippus und dem Andreas, daß wir die Absicht des
Herrn nicht verstehen, sondern in vollem Ernst die Vorräte zu
berechnen anfangen und nicht glauben, daß es einen anderen
Rat gibt, nicht glauben, daß wir mehr haben, als wir vor
Augen sehen. Philippus dachte und berechnete ganz richtig,
daß für ,,zweihundert Groschen Brotes nicht genug unter
sie sei, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig nehme".
Vermutlich wußte er, daß ihr Vorrat, den Judas verwaltete,
nicht mehr zählte. Andreas wollte auch an der Sorge
teilnehmen und bemerkte noch einfältiger: ,,Es ist ein Knabe
hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist
das unter so viele?" Da war es vorbei mit den Ratschlägen der
Jünger. War es aber auch vorbei mit denen des Herrn? Nein,
jetzt erst war Seine Stunde gekommen. Er sprach: ,,Schaffet,
daß sich das Volk lagere!" Und jetzt teilte Er aus, nicht
soviel sie hatten, sondern soviel Er wollte.
So geht es mit den Prüfungen aller Kinder Gottes. Sooft sie
in der Prüfungsstunde die Vorräte überschlagen, wird das Ende
der Berechnung stets sein: ,,Was ist das unter so viele?"
Aber wir sollten aus diesen Worten lernen, daß der Herr,
soviel Er wollte, austeilte. Wenn wir dieses Wort annehmen
wollen, sagt es uns ja das ganze Geheimnis aller unserer
Prüfungen, nämlich, daß der Herr jedem einzelnen ,,gerade
soviel zuteilt wie Er will." Es kostet Gott gleich viel, uns
reich zu machen oder uns auf ärmerem Fuß zu erhalten! Er hat
die ganze Schöpfung in Seiner Hand und könnte sehr leicht
alle irdischen Reichtümer auf uns niederregnen lassen,
gleichwie er über das Lager der murrenden Israeliten Wachteln
streute, so dicht, daß sie zwei Ellen hoch über der Erde
lagen. Es wäre aber unserer Seele nicht heilsamer, als
dieser Überfluß ihren Leibern war. ,,Sie befriedigten ihre
Lust; da aber das Fleisch noch unter ihren Zähnen war,
verfielen sie dem Zorn Gottes." Sie aßen und starben zur
Strafe für ihre Lust, daher heißt diese Stätte ,,Lustgräber".
Laßt uns darum nicht murren oder Begierden haben, gleichwie
sie sich gelüsten ließen und getötet wurden. Wie große
Versuchungen führt doch der Überfluß mit sich! Sieh, welche
harten Worte der Herr über die Reichen redet: ,,Es ist
leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein
Reicher ins Reich Gottes komme!" Gott, führe uns nicht in
Versuchung! ,,Das Glück eines Christen ist, kein besonderes
Glück auf Erden zu haben." ,,Wenn wir aber Nahrung und
Kleidung haben, so laßt uns genügen."
Soviel hat der Herr uns zu begehren erlaubt, unser tägliches
Brot, also unseren wirklichen Bedarf. Gott bewahre alle
Christen vor einer so ,,unabhängigen Stellung", in der sie
nicht mehr nötig hätten, ,,Gott auf die Finger zu sehen." Wie
glücklich dagegen, als Kinder vom Brot unseres Vaters zu
leben! Er wird kein unbarmherziger Vater sein. Oder meinst
du, daß Er das Vertrauen solcher Kinder täuschen würde, die
auf Seine Worte bauen und alles von Ihm begehren? Er selbst
sagt, daß wir, die wir arg sind, doch nicht so arg sind,
daß wir dem Kind, wenn es Brot begehrt, einen Stein geben,
und wenn es einen Fisch begehrt, ihm eine Schlange geben.
Sollten wir nun meinen, daß Gott uns unser täglich Brot nicht
geben werde, wenn Er selbst uns gelehrt hat, es von Ihm zu
begehren? Sollten wir nicht Seinen Worten glauben und
gerade, wie Er uns befohlen hat, tun? Freilich, die Weise,
die Zeit und das Maß will Er nach Seiner Weisheit und Güte
bestimmen; aber unser tägliches Brot wird Er uns wahrlich
geben.
Weicht, ihr finstern Sorgen,
Denn für heut' und morgen
Sorgt ein and'rer Mann.
Laßt mir jetzt den Frieden,
Dem hab' ich's beschieden,
Der es besser kann.
Schreit die Welt gleich immer Geld -
Ich will Hosianna schreien,
Glauben und mich freuen.
Wenn ich Ihn erkenne
Und Ihn Vater nenne,
Wie sein Geist mich lehrt,
So bin ich, der Sünder,
In der Zahl der Kinder,
Die Er bitten hört.
Mein Gebet wird nicht verschmäht.
Vater heißen, Kinder haben,
Das erfordert Gaben!