Johannes

Joh 5,6 C.Eichhorn Der Wille nach Gesundung der Seele Willst du gesund werden? Joh. 5, 6

Der Kranke am Teich Bethesda war schon 38 Jahre an sein Lager gefesselt. Er dachte nicht ernstlich daran, daß es noch einmal anders werden könnte. Er war an seine elende Lage gewöhnt. Nun rüttelte ihn der Herr aus seiner Stumpfheit auf. Er läßt einen Lichtstrahl in das dunkle, öde Einerlei seines Lebens fallen: Auch dir ist noch zu helfen; auch für dich ist noch Hoffnung. Willst du? Und wer wollte nicht aus seinem Jammer herauskommen? -

Leider sehnen sich die meisten gar nicht danach, von dem viel unseligeren Jammer der Sünde befreit zu werden. Sie haben sich an ihren gottfremden Zustand gewöhnt. Sie wissen es nicht anders. So hat man es von jeher getrieben. So machen es die anderen auch. Die Seele fühlt gar nicht, daß sie krank ist. Ja, sie ist leidenschaftlich solchen Dingen ergeben, von denen sie weiß, daß sie ihr Verderben bringen und vielleicht den Leib noch dazu ruinieren. Sie hängt an der Wollust, am Alkohol, am Morphium. -

Die Krankheiten des Leibes sind ein Bild der Schäden, Gebrechen und Wunden der Seele. Der Geiz führt eine Verhärtung herbei. Er umgibt die Seele wie mit einer Kruste und versteinert sie allmählich. Die Lüste und Leidenschaften haben eine innere Zersetzung, Zerrüttung und Auflösung im Gefolge. Der Mensch versumpft, vertiert, verkommt. Jede Sünde bindet und knebelt die Seele wie eine lähmende Krankheit, daß sie sich nicht frei bewegen und zu Gott aufschwingen kann. Sie versetzt sie in eine Stickluft, entzieht ihr die gesunde, erquickende Himmelsluft. Sie scheidet sie von Gott, bei dem sie allein Gesundung findet, und überliefert sie dem Siechtum und dem Tod. -

Die schlimmste Folge der Sünde ist die furchtbare Schädigung des Gewissens. Jede Übertretung ist eine Verletzung dieses Organs, das so empfindlich ist wie das Auge. Durch fortgesetzte Mißhandlung wird es ganz ertötet. Dann ist eine Wiedergenesung ausgeschlossen. Solange noch eine schmerzliche Empfindung da ist oder durch Gottes Wort erweckt werden kann, ist das Gewissen noch nicht ganz erstorben. -

Willst du gesund werden? Mit dieser Frage tritt Jesus an jeden heran, der noch eine Empfindung für seine innere Krankheit und Not hat. Willst du? Vielleicht dazwischen, für einige Augenblicke. Aber dann gibst du dich wieder dem alten Wesen hin. Du willst und willst doch nicht. Du entschuldigst deine Fehler, verkleinerst sie. Einem Kranken, der nicht als krank bezeichnet werden will, dem ist nicht zu helfen. Es gibt Kranke, die den Todeskeim in sich tragen und sich für gesund erklären. Fühlst du deine traurige innere Lage und willst du gesund werden um jeden Preis, dann kann der große Seelenarzt dich in seine Behandlung nehmen. Und wenn der Schaden verzweifelt böse ist und die Wunden unheilbar: Er kann und wird sie heilen. Seine Wunden bringen Genesung. Sein Blut ist die Arznei, die eine zu Tode verwundete und kranke Seele wiederherstellen kann. Gib dich diesem Arzt nur vertrauensvoll hin! Es mißlingt ihm keine Kur.





D.Rappard Willst du gesund werden? Joh. 5,6.

Merkwürdig mag die Frage jenen Kranken am Teich Bethesda berührt haben. Achtunddreißig Jahre schon hatte er da gelegen, und ihm war keine Hilfe widerfahren. Hatte er sich an das Siechtum gewöhnt? War ihm das Daliegen bequemer als die Tätigkeit, die ein Leben in Gesundheit erfordert hätte? Ohne Zweifel hat das tiefblickende Auge des großen Arztes etwas bemerkt, das diese Frage ans Licht bringen sollte. Und heute? Ach, es liegen mitten in der christlichen Gemeinde manche Kranke, Lahme, Blinde, Verdorrte (V. 3), die mehr oder weniger bewußt, vielleicht schon seit Jahren auf Hilfe warten. Sie wissen, daß ihnen etwas fehlt, aber sie finden die Heilung nicht. An sie richtet sich die ernste Heilandsfrage: Willst d u g e s u n d w e r d e n? Auf was wartest du? Ist dir etwa das träge Siechtum, die müßige Halbheit lieber als ein Leben der Kraft, das du in bessern Stunden dir erbittest?

Gesund sein heißt, frei sein vom eigenen Wesen und verbunden sein mit dem Herrn. Gesund sein heißt, lieben von reinem Herzen. Gesund sein heißt, Kräfte des ewigen Lebens erfahren. Jesus kann und w i l l auch dich heilen. Du aber, w i l l s t d u g e s u n d w e r d e n? Willst du es u m j e d e n P r e i s?

Heile, Jesu, meine Schäden, Reiß' entzwei die feinsten Fäden, Die von Dir mich wollen ziehn!





Ch.Spurgeon "Willst du gesund werden?" Johannes 5,6

Das Schlimmste bei manchen unbekehrten Leuten ist, daß sie nicht geheilt werden möchten und nicht zurückgebracht werden wollen.

"Oh", sagt ihr, "wir haben den aufrichtigen Wunsch, errettet zu werden."

Ich glaube das nicht. Was meint ihr denn mit Errettung? Meint ihr damit, vor der Hölle bewahrt zu werden? Das wünscht natürlich jeder. Habt ihr je einen Dieb getroffen, der nicht den Wunsch gehabt hätte, vor der Verhaftung und dem Gefängnis bewahrt zu bleiben? Wenn wir aber von der Errettung sprechen, so meinen wir die Errettung von der Gewohnheit des Unrechttuns, die Errettung von der Macht des Bösen, der Liebe zur Sünde, der Ausübung von Untaten und dem Trieb, Freude an den Übertretungen zu finden. Wünschst du wirklich, von angenehmen und gewinnreichen Sünden errettet zu werden?

Suche einen Trunkenbold, der aufrichtig betet, von der Trunksucht erlöst zu werden. Bringe mir einen unkeuschen Menschen, der ernstlich wünscht, rein zu sein. Suche mir jemand, der ein gewohnheitsmäßiger Lügner ist und doch ein Verlangen hat, die Wahrheit zu sprechen. Bringe mir jemand, der selbstsüchtig gewesen ist und sich in seinem Herzen deshalb haßt und das Verlangen hat, Christus ähnlich zu werden. In solchen Fällen ist die Schlacht schon halb gewonnen. Der erste Schritt ist schon getan.

Ich denke an einen Menschen, der das zu sein wünscht, was er nicht ist und in eigener Kraft nicht sein kann. Ich meine einen Menschen, der fleht: "Mein Herz ist wie ein Stein. Ich möchte Christus lieben, aber ich fühle, daß ich an die Welt gekettet bin. Ich möchte gern rein sein, aber, ach, die Sünde überfällt mich und reißt mich mit sich fort." Zu solchen Leuten kommt das Evangelium mit der Macht eines Befehls.

Willst du gesund werden, mein Freund? Dann kann es geschehen. Möchtest du von der Sünde errettet werden? Du kannst es. Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du errettet werden. Er kommt zu euch, die ihr ihn nötig habt; zu euch, die ihr schuldig seid; zu euch, deren Hände verdorrt sind.