Joh 1,42
C.Eichhorn
Jesus schafft neue Menschen
Da Jesus den Simon sah, sprach er: Du bist Simon, Jonas Sohn;
du sollst Kephas heißen, zu deutsch: ein Fels. Joh. 1, 42
Mehrere Apostel erhielten von Jesu einen neuen Namen als
Ausdruck des Neuen, das er ihnen verliehen hat. Bartholomäus
nannte er Nathanael: Gottesgabe. Levi wurde von ihm Matthäus
genannt: Geschenk Jehovas. Dem Simon gab er den Namen Kephas
oder Petrus. Es wäre weit gefehlt, wenn jemand dächte, Jesus
habe ihn darum so genannt, weil er ein felsenfestes Wesen
etwa schon besessen hätte. Im Gegenteil! - Von Natur war
Petrus nicht fest, sondern leicht beweglich und bestimmbar.
Er war schnell begeistert, stets bereit, Ja zu sagen, doch
wenn es darauf ankam, versagte er. Er war bereit, mit in den
Tod zu gehen, und kurz darauf verleugnete er seinen Meister.
- Jesus nannte ihn einen Felsenmann, weil er ihn dazu machen
wollte. Und dieses Meisterstück ist ihm dann auch gelungen.
Durch seine Gnade hat Petrus ein festes Herz bekommen. Wie
standhaft zeigte er sich, nachdem der Heiland ihn nach seinem
tiefen Fall begnadigt und wiederaufgerichtet hatte! Nun ging
er ganz willig ins Gefängnis, ließ sich mit seinem Mitapostel
Johannes Stockstreiche versetzen und ging danach fröhlich
von des Rates Angesicht (Apg. 5, 40). Zuletzt ging er mit
festem Schritt dahin, wovor seiner Natur graute: ans Kreuz
(Joh. 21, 18). Jesus macht zwar nicht aus jedem alles, aber
das, was er nach Gottes Willen werden soll. Er kann den
Leichtblütigen fest, den Heißblütigen ruhig machen. Er kann
aus dem Löwen ein Lamm und aus dem Verzagten einen Bekenner
machen. Den von Natur Verschlossenen kann er aufgeschlossen
und mitteilsam machen, den allzu Offenen, Oberflächlichen und
Redseligen kann er verinnerlichen und vertiefen. - Jede von
Gott gegebene Art ist gut: die lebhafte und die bedächtige,
die stille, in sich gekehrte und die feurige. Aber jede hat
auch ihre Unart, ihre schädliche Kehrseite. Der Geist Jesu
schält den Kern aus der oft rauhen Schale und arbeitet die
göttliche Anlage heraus aus den Verkehrtheiten, die sie
hemmen und entstellen. Der natürliche Mensch paßt sich aus
Menschengefälligkeit und Menschenfurcht andern am, äfft wohl
auch aus Eitelkeit andere nach und wagt es nicht, das zu
sein, wozu ihn Gott sonderlich bestimmt hat. Der Heilige
Geist bildet Originale oder will sie wenigstens bilden. Die
von Gott gegebene Eigenart bringt er zur schönen Entfaltung.
Die Sünde zerstört, entstellt und verwischt den Stempel, den
der Schöpfer jedem aufgedrückt hat. Darum gibt es so viele
Dutzendmenschen, so viele nicht nur ungeschliffene, sondern
auch verwaschene, abgeschliffene Charaktere. Geben wir uns
doch recht bald in die Meisterhand Jesu, daß er uns bilde
wie fügsamen Ton! Ja recht bald, ehe der Aussatz der Sünde
sich erst tief in das Seelenwesen eingefressen hat, ehe das
Ungeziefer der bösen Lüste so viel verwüstet hat! Was ist
aus dem Fischer Simon Petrus Herrliches geworden! Wie
herrlich wird durch Jesu Gnade ein Mensch, der durch die
Sünde entartet war!