Joh 1,17
W.Nee
Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus gekommen.
Johannes 1,17
Diese Aussage ist der Schlüssel zu allem, was im Johannes-
evangelium danach folgt. Immer wieder findet sich dort
die Betonung dieser beiden Dinge, der Wahrheit und der
Gnade. Die Wahrheit stellt innere Forderungen, aber stets
ist auch die Gnade da, die ihnen entgegenkommt. Zum Beispiel
in der Geschichte von der Ehebrecherin, im 8. Kapitel,
wird die Wahrheit offenbar gemacht. Jesus erklärte der
Ehebrecherin nicht: »Es ist alles in Ordnung; du hast
nicht gesündigt.« Auch den Juden gegenüber stellte er ihre
Tat nicht als etwas Harmloses hin, das ihn nicht weiter
bekümmere. Nein, Jesus sagte: »Wer unter euch ohne Sünde
ist, der werfe den ersten Stein auf sie.« Die Wahrheit stand
da: »Sie hat gesündigt, und nach dem Gesetz müßte sie
gesteinigt werden«; aber auch die Gnade war gegenwärtig, denn
als sich alle verzogen hatten, wandte Jesus sich zu der
Ehebrecherin und sagte: »So verdamme ich dich auch nicht«.
Das Gleiche finden wir im ganzen Johannesevangelium - der
Wahrheit entspricht immer die Gnade.
J.Kroeker
Von der Reichsgottesoffenbarung im Sohn.
"Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben. Die Gnade und die
Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden." Joh. 1,17.
Jesus war von Anfang an das Ende aller Religion. Er war der
Anbruch der Gottesherrschaft im Menschen. Denn in Jesus kam
Gott, nicht das religiöse Fleisch, die lebendige Gemeinschaft
mit dem Vater, nicht der jüdische Kultus, die
Gottesherrschaft auf Erden, nicht aber das nationale Königtum
eines Volkes zur Geltung.
Am schönsten wurde Jesu innere Herrlichkeit sichtbar vor den
Augen der Jünger in seinem wundervollen Wirken. Da war fast
alles ein Wunder: göttliche Unmittelbarkeit! Ob man diese
Wunder verstand oder nicht verstand, ob man ihre Kraftquelle
begriff oder nicht begriff: Die Blinden am Wege wurden
sehend, Aussätzige kehrten gereinigt zu ihren Verwandten
zurück. Tausende wurden in der Wüste gesättigt mit wenigen
Broten und Fischen. Die Schwiegermutter eines Petrus verließ
das Fieber, als Jesus sie berührte, und das arme blutflüssige
Weib durfte von ihrer Krankheit genesen, als sie dem
vorüberziehenden Propheten von Nazareth begegnete und im
Glauben den Saum seines Kleides berührte.
Ja, Kraft ging von Ihm aus, eine Kraft, die sich nicht durch
die bestehenden Naturgesetze bestimmen und binden ließ,
sondern in göttlicher Unmittelbarkeit wirkte. "Denn die
Wunder wollen nicht an der Natur, sondern an Gott gemessen
werden. Wunder ist ganz einfach göttliche Unmittelbarkeit."
Diese wirkte sich in Jesus aus zum Heile der Leidenden,
Hilflosen, Verzagten und Gebundenen. Durch Ihn kam das Volk
mit jener unmittelbaren Gotteskraft in Berührung, die sich in
ihrem Wirken nicht an die Gesetze von Raum, Zeit und Stoff
gebunden weiß. Wunder sind daher bewusste, göttliche
Geistestaten, die ihren eigenen Gesetzen folgen, gleichviel
ob diese sich scheinbar innerhalb oder außerhalb von dem
bewegen, was wir Naturgesetze nennen mögen. Wer Gott je in
seinem unmittelbaren Wirken erlebte, wem seine göttliche
Kraft geoffenbart wurde, die sich stärker erwies als die
Gesetze des Stoffes, der Zeit oder des Raumes, der glaubt an
göttliche Wunder, wenn er sie auch nicht erklären und
beweisen kann.
Für Gott gibt es keine Wunder. Für Ihn gibt es nur ein
Handeln und zwar aus seinem göttlichen Sein heraus. Dieses
Gottessein kennt keine Schranken. Es spricht, und das für
uns Menschen Unmögliche geschieht. Gott handelt und wir
erleben dieses Handeln Gottes als ein Wunder. Aus diesem
Gottessein und der damit verbundenen Reichgotteswirklichkeit
floss die Vollmacht Jesu, in der Er diente und handelte und
so die Herrlichkeit Gottes offenbarte.