Joh 1,12
C.Eichhorn
Die rechtmäßigen Gotteskinder
Wie viele Ihn aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder
zu werden, die an seinen Namen glauben. Joh. 1, 12
Glauben heißt nichts anderes als Jesus aufnehmen. Zuerst muß
das Herz ausgeleert werden von allem, was sich mit ihm nicht
verträgt. Sodann muß der Mensch auf seine Selbstherrlichkeit
verzichten. Denn Jesus kann nicht mit einem Plätzchen an der
Seite oder gar im Winkel vorliebnehmen. Denn er ist der Herr
der Herrlichkeit. Bei ihm heißt es: Alles oder nichts! Er
muß den Mittelpunkt einnehmen, er kann niemand neben sich
dulden. Dein eigenes Ich muß ihm darum den Thron abtreten.
Glauben heißt: Jesus als den einzigen und unbedingten Herrn
anerkennen, dem sich alles beugen muß. - Es gibt Seelen, die
Jesus noch nicht aufnehmen wollen. Es gibt aber auch solche,
die ihn von Herzen gern aufnehmen möchten, jedoch zweifeln,
ob sie sich etwas so Großes herausnehmen dürfen. Das sind
die schüchternen, verzagten Herzen, die nur ihre große
Unwürdigkeit empfinden und es nicht fassen können, daß der
Herr auch bei ihnen einkehren sollte. Ihnen darf ich
ermunternd zurufen:
Fürchtet euch nicht, seid getrost, ihr wollt ja doch nichts
als nur ihn! Darum ist er auch für euch da. Gerade weil die
meisten ihn nicht aufnehmen wollen, freut er sich umso mehr
über die, die von Herzen nach ihm verlangen. "Ich will auf,
spricht der Herr, ich will eine Hilfe schaffen dem, der
sich danach sehnt" (Ps. 12, 6). - "Die an seinen Namen
glauben", heißt es. Der Glaube hält sich an den Namen des
Herrn. Er lautet: Jesus, der Retter von Sünden. Er beweist
seinen Namen auch an dir. Halt ihm nur seinen Namen vor!
Sollte er die Ehre seines Namens nicht auch an dir retten?
"So, wie ich bin, ohn' alle Zier, komm' ich, Herr, auf dein
Wort zu dir." Solchem Glauben schenkt sich der Herr Jesus. -
Welche ihn so aufnehmen, denen gibt er Macht, wörtlich:
Vollmacht, Gotteskinder zu werden. Sie dürfen sich mit Recht
Gotteskinder nennen. Viele nämlich maßen sich den Ehrentitel
eines Gotteskindes an, sie nennen Gott ihren Vater, und doch
kann Gott sie nicht als seine Kinder anerkennen, weil sie
Jesus noch nicht als ihren Retter aufgenommen haben. Sie sind
noch selbstgerecht und weltförmig und darum Jesu fremd. Wie
dürfen sie sich den Kindern Gottes beizählen, die in Jesus
den einzigen Grund ihres Heils finden? Wie viele sprechen
im Vaterunser den köstlichen Vaternamen mit den Lippen aus,
aber sie haben kein Herzensverhältnis zu Gott! Sie sind
Gotteskinder nicht durch eine Geburt, nicht auf Grund neuen
Lebens aus Gott, sondern sie haben sich eingedrängt und werden
einst das furchtbare Wort hören müssen: Ich kenne euch nicht!
Bin ich euer Vater, wo ist meine Ehre? Ihr habt euch selbst
verherrlicht. Nur wer als ehrloser Missetäter an den Heiland
glaubt, empfängt die Geburt aus Gott.
D.Rappard
Wie viele ihn aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes
Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.
Joh. 1,12.
Unser heutiges Wort gibt uns weiteres Licht über das neue
Leben. J e s u s a u f n e h m e n ist der Weg zur
göttlichen Geburt. Wie viele ihn aufnehmen, empfangen damit
etwas von der göttlichen Natur. Sie sind nicht nur an
Kindesstatt angenommen (adoptiert), sondern durch den Geist Gottes
gezeugt, von Gott geboren, und haben das Recht, Gottes Kinder
zu heißen.
Am neugeborenen Kinde muß sich etwas von des Vaters
Art offenbaren. Neue, göttliche Triebe erfüllen die Seele. Neue
Liebe zum Herrn und zu den Miterlösten, neues Verlangen nach
Heiligung, neuer Haß gegen die Sünde ist erwacht. Es ist noch
alles zart und gering, aber das neugeborene Kindlein hat doch
Leben. Es steht unter des Vaters Pflege. Er ernährt es mit
der vernünftigen, lautern Milch des Wortes, mit dem Brot des
Lebens, mit dem Wein seiner heiligen Gemeinschaft. Er wird es
auch erziehen, unterweisen, züchtigen und ermuntern, auch prüfen
und stark machen. O, es ist ein unaussprechliches Glück, ein
Gotteskind zu sein!
Darum, liebes Herz, nimm Jesum auf! Öffne ihm dein
ganzes Wesen. Gib in den Tod, was ihn hindern müßte, bei
dir Einzug zu halten. Hast du ihn, so hast du Leben.
O Jesu, in Dir ist das Leben, in Dir ist Licht
und Freude und Frieden. Komm, o komm in
meine Seele und bleibe in mir ewiglich!
C.O.Rosenius
Wie viele Ihn aufnahmen, denen gab Er Macht, Gottes Kinder
zu werden ... welche von Gott geboren sind. Joh. 1, 12 u.
13.
Bei einer solchen Erklärung der Schrift über die Kinder
Gottes sollten sich doch die Herzen aller Gläubigen vor
Freude und Verwunderung erweitern - andererseits diejenigen,
die sich frech und selbstisch diesen hohen Namen anmaßen,
erschrecken und zurückprallen! Gottes Kinder sind in der
Bedeutung der Schrift von Gott geboren, sind Wunderwerke der
Gnade Gottes, sind neue geistliche Geschöpfe auf Erden, die
eine ,,Teilhaftigkeit der göttlichen Natur" verraten. Und
das bringt der wahre, lebendige Glaube mit sich. Daß wir
einzig und allein aus Gnaden, durch den Glauben Gottes Kinder
und selig werden, ist so gnadenvoll und trostreich, daß man
vor Freude darüber weinen möchte. Aber werden wir dann nicht
verstehen und bedenken, daß hier ein solcher Glaube gemeint
ist, durch den wir von Gott geboren werden? Oder würde auch
ein selbstgemachter Wahnglaube, der nie eine Geburt aus Gott
zur Folge hat, uns selig machen? Ohne Frage kann wohl jeder
den schönen Titel eines Kindes Gottes an sich reißen.
Mancher schmeichelt sich auch mit der Hoffnung, ein wahrer
Christ zu sein, obwohl er die auszeichnenden Merkmale dieser
Neugeburt nicht hat. ,,Irret euch nicht! Gott läßt sich
nicht spotten!" Hier wird schließlich nicht gefragt, wieviel
Verstand man im Kopf oder im Mund gehabt hat, sondern ob
Wahrheit in unserem Christentum gewesen ist, ob wir von Gott
geboren sind.
Ach, es wäre schrecklich, sich mit einem angemaßten Trost
durch das Leben gegaukelt zu haben, anstatt mit einem von
Gott gewirkten Glauben, sich und andere mit einem losen
Gedankenglauben betrogen zu haben, der keine Kraft zur
Demütigung, zur Neugeburt und zur Heiligung des Herzens
hatte, sondern nur in Erkenntnis und Worten sowie in einigen
Religionsübungen, in Beten, Lesen und Reden bestand, was
alles selbstgewirkt war, um das Vertrauen der Christen
zu gewinnen. Bald hat das Spiel ein Ende, bald kommt der
Große, Heilige, vor dem man geheuchelt hat, mit der ernsten
Botschaft: ,,Es ist getan! Tue Rechenschaft!" Und dann, wenn
wir im ernsten Antlitz des Todes entschleiert und entblößt
vor die Augen des Heiligen gestellt werden wie schrecklich,
wenn wir die ganze Zeit hindurch geheuchelt hätten! Gerade
darum, weil die Gnade so groß ist und die himmlische
Kindschaft so herrlich ist, ist es auch so furchtbar gewagt,
wenn in unserem Christentum nicht Wahrheit ist. Beachte
darum tief die Worte des Apostels in diesem Spruch!
Er sagte zuerst: ,,Wie viele Ihn aufnahmen, denen gab Er
Macht, Gottes Kinder zu werden." Dieses ,,Aufnehmen" erklärte
er durch den Zusatz ,,die an Seinen Namen glauben". Aber
seht, wie er sich erklärt! Er fügt hinzu, daß diejenigen,
die durch den Glauben Kinder Gottes waren, auch von Gott
geboren sind. Diesen Punkt müssen wir uns tief in unsere
Herzen prägen. Wer ,,das Reich Gottes sehen soll" und als
ein Kind Gottes ewig mit Gott leben können soll, muß von Gott
geboren sein. Das göttliche Leben, das vor dem Sündenfall
im Menschen wohnte und das Bild Gottes in dem war, dessen
Verlust Gott vor allem im Auge hatte, als Er sprach:
,,Welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben,"
dieses göttliche Leben muß jetzt durch eine Neugeburt vom
Geist in uns wiederhergestellt werden, so daß wir aufs neue
,,dem Bild Gottes ähnlich werden", obwohl dieses Bild nicht
vollkommen wird, bevor wir von der hindernden Umkleidung
des Fleisches befreit sein werden. Christus erklärte
ausdrücklich: ,,Es sei denn, daß jemand von neuem geboren
werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen."
Gottes Reich wird uns aus eitel Gnade geschenkt, dieser Punkt
steht ewig fest; aber du bist ganz ungeschickt, es zu
genießen, du kannst unmöglich das Leben mit Gott und das
Leben im Himmel leben, wenn du nicht von neuem geboren und
der göttlichen Natur teilhaftig wirst. Der wahre Gott ist
ein heiliger Gott. Ein unheiliges Wesen wird in Seiner Nähe
verzehrt und vernichtet. Es muß eine mit Gott verwandte
Natur, ein ,,neuer Mensch, der nach Gott geschaffen ist",
entstehen, bevor eine Seligkeit in der Gemeinschaft Gottes
sein kann. ,,Fleischliche Gesinnung ist eine Feindschaft
wider Gott" und kann nicht einen einzigen Tag, viel weniger
eine ganze Ewigkeit, in Seiner Nähe gedeihen. Darum sagt
Christus: ,,Laß dich's nicht wundern, daß Ich dir gesagt
habe: Ihr müßt von neuem geboren werden! Was vom Fleisch
geboren wird, das ist Fleisch. - Es sei denn, daß jemand von
neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen."
Und Johannes sagt: ,,Welche nicht von dem Geblüt, noch von
dem Willen des Fleisches ..., sondern von Gott geboren
sind." Und so sagt Petrus: ,,Ihr seid wiederum geboren, nicht
aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich
aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewig bleibt." Und so
sagt Paulus: ,,In Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch
Vorhaut etwas, sondern eine neue Kreatur."
Nun, wem solltest du in dieser Lebensfrage glauben, wenn
nicht dem Herrn? Christus ist ja die Liebe und Milde selbst.
Christus und seine Apostel müssen wir hören! Da sie nun
gleichsam mit einem Mund bezeugen, wie Gott einen solchen
Weg für die Menschenkinder festgestellt hat, daß sie von
neuem geboren und der göttlichen Natur teilhaftig werden
müssen, um in den Himmel eingehen zu können, wie kannst du
dann, der Ewigkeit entgegengehend, dahinleben, ohne dir
dieser Art bewußt zu sein?
Totes Werk, historisch Wesen
Ist's, was sich die Welt erlesen
Und für ihren Christum hält;
Schatten, Bildnis, Schein und Meinen,
Judaskuß und Heuchelweinen
Ist der Glaube dieser Welt.