Lk 24,5
A.Christlieb
Eine dreifache Umwandlung durch den Ostertag
Lukas 24, 5 f.
»Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht
hier, er ist auferstanden.
Die Engel am leeren Grab bezeugten den Frauen die neue
Wirklichkeit: »Jesus von Nazareth ist nicht im Tode
geblieben. Er ist auferstanden und lebt.« Wir wollen einmal
darüber nachdenken, welch große Umwandlungen mit dem Ereignis
dieses herrlichen Ostertages und Ostersieges verbunden
gewesen sind.
1. Mächtige werden ohnmächtig und Ohnmächtige werden
mächtig
Wie mächtig waren doch die Feinde Jesu äußerlich durch die
Hinrichtung Jesu geworden! Sie hatten vor der Welt gezeigt:
Wir haben doch die Oberhand. Es muß nach unserm Willen
gehen. Wir haben sogar den römischen Landpfleger dahin
gebracht, daß er auf unser Geschrei einging, den Barabbas
freigab und Jesus der Kreuzigung überantwortete (Matth. 27,
22-26).
Ja, die Feinde Jesu waren mächtig. Aber wie ohnmächtig
wurden sie am Ostermorgen! Das einzige Machtmittel, das
sie noch gegen den Triumph der Auferstehung einzusetzen
versuchten, war die Lüge, daß die Jünger den Leichnam Jesu
des Nachts gestohlen hätten, »dieweil wir schliefen« (Matth.
28, 13).
Und nun die Jünger! Wie ohnmächtig waren sie vor Ostern!
Sie waren davongelaufen und hatten sich in alle Winde
zerstreut. Die Ereignisse waren über sie hinweggegangen
und hatten sie mutlos und enttäuscht gemacht. Sie kamen
sich wie Schafe vor mitten unter Wölfen. Aber nun kommt der
Auferstandene zu ihnen, haucht sie mit seinem Geist an und
spricht zu ihnen: »Welchen ihr die Sünden erlasset, denen
sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind
sie behalten« (Job. 20, 22 f.). Er gibt ihnen Anteil an
seiner Sendung durch den Vater: »Gleichwie mich der Vater
gesandt hat, so sende ich euch« (Joh. 20, 21). Er verheißt
ihnen: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt
Ende« (Matth. 28, 20).
Wie mächtig sind die Jünger durch das alles geworden!
Aus den Verschüchterten und Davongelaufenen wird eine
unerschrockene Zeugenschar, die mit der Botschaft durch
alle Lande geht. Sind wir auch bei denen, die durch den
Auferstandenen solche Macht bekommen?
2. Kluge werden zu Toren und Toren werden zu Klugen
Wie klug mußten sich die Feinde Jesu am Abend des Karfreitags
und am stillen Sabbat danach vorkommen! Sie konnten
triumphieren: »Seht ihr wohl, unsere Bemühungen haben sich
doch ausgezahlt! Wir haben viel beraten, wie wir diesen
Jesus von Nazareth loswerden könnten. Manchmal sah es so
aus, als ob wir nichts gegen ihn ausrichten würden. Aber
schließlich haben wir in unserer Klugheit den lästigen
Konkurrenten doch ausgeschaltet.«
Ihr Klugen, wo ist nun eure Klugheit am Ostermorgen? Wie
hattet ihr eure Pläne so fein eingefädelt! Nun seid ihr als
Toren entlarvt, und eure Torheit wird bis in die Ewigkeit
immer tiefer offenbar. Ihr habt nicht mit Gott und seiner
Macht gerechnet, und wer das nicht tut, der ist ein armer
Narr!
Wie töricht sahen die Jünger aus vor Ostern! Die Welt konnte
ihnen triumphierend vorhalten: »Ihr habt auf den falschen
Mann gesetzt. Jetzt seid ihr die Narren, weil ihr nicht mit
uns gehalten habt. Ihr meintet, wunder was zu gewinnen in
der Nachfolge Jesu Christi, nun habt ihr gar nichts mehr.«
Aber wie waren diese Narren die Klugen am Ostermorgen! Es
war klar geworden und wird in alle Ewigkeit noch klarer
werden, daß Gott mit Jesus Christus ist und daß diejenigen
richtig wählen, die sich zu ihm als dem Sohn Gottes und ihrem
Herrn und Heiland halten.
3. Fröhliche werden traurig und Traurige werden fröhlich
Der Heiland hatte vor seinem Heimgang vorausgesagt: »Die Welt
wird sich freuen; ihr aber werdet traurig sein, doch eure
Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden« (Joh. 16, 20).
Das war nun eingetreten. Die Welt hatte sich nur mit einer
kurzen Freude gefreut, als sie sich ihres vermeintlichen
Triumphes über Jesus von Nazareth rühmte. Bald wurden die
Sieger zu Geschlagenen und die Geschlagenen zu Siegern.
Ein Beispiel für die traurigen Jünger ist Maria, die vor
dem Grabe stand und weinte (Joh. 20, 11). Da sind auch die
Emmausjünger, die der von ihnen noch nicht erkannte Heiland
fragt: »Was sind das für Reden, die ihr zwischen euch handelt
unterwegs, und seid traurig?« (Luk. 24, 17). Bald aber
geschah die große Verwandlung, als der Ostersieg den Jüngern
gewiß wurde: »Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn
sahen« (Joh. 20, 20).
Jünger Jesu leben mit dem Auferstandenen. Sie werden noch
durch Traurigkeiten angefochten. Aber schon hier bricht
immer wieder in der Trauer die Freude Jesu durch. Sie gehen
dem letzten großen Auferstehungstag entgegen, an dem alle
zum ewigen Leben auferstehen, die den Namen Jesu liebhaben.
Die Umwandlung jenes Tages wird Jesu Jünger für immer
und unausdenkbar froh machen. Sie macht aber auch aller
Scheinfreude der Welt für immer ein Ende und stürzt die in
große Traurigkeit und unwiderrufliches Gericht, die den Ruf
zum Glauben an Jesus und zum Leben mit ihm verachtet haben.
Der Herr wolle uns retten und bewahren, daß wir in ihren
Reihen nicht gefunden werden!