Lk 23,42
C.Eichhorn
Das Gnadenwunder am Schächer (II)
Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!
Luk. 23, 42
Wunderbar wie die Umkehr ist auch der Glaube des Schächers.
Er glaubt, daß der Jesus, der jetzt am Verbrecherpfahl
stirbt, in seiner Reichsherrlichkeit oder als König
wiederkommt. "Dann", so bittet er, "denke an mich und laß
mich teilnehmen an der Auferstehung der Gerechten!" - "Jesus,
der Juden König", hatte Pilatus zum Spott über das Kreuz Jesu
gesetzt. Diese Botschaft half dem Schächer auf die rechte
Spur. - Den Seelen, die Gott retten will, muß alles dienen,
selbst der Spott. Darum bleibt der Glaube des Schächers
doch ein großes Wunder. Er sieht an Jesu nichts als
Hilflosigkeit, ja einen zum Tod verurteilten Verbrecher und
glaubt, daß er dennoch der verheißene König seines Volkes
ist und daß er aus dem Tode wiederkehren wird. Mit diesem
Glauben stand er weit über den Aposteln, die alle in dieser
Stunde an Jesu Messiaswürde irre geworden waren. Der vorher
so tief gesunkene Mensch war in seinem Glauben so fest, daß
ihn das Urteil der geistlichen Führer seines Volkes, der
Hohenpriester und Schriftgelehrten, nicht kümmerte. - Der
wahre Glaube richtet sich nicht nach dem Urteil anderer, auch
nicht der Gelehrten und Theologen. Er folgt bloß dem Zug der
Wahrheit (Joh. 4, 42). So war es bei dem Blindgeborenen.
Dieser zuvor ganz unwissende Mensch ließ sich durch die
Einwände der Gelehrten nicht ins Wanken bringen (Joh. 9, 30
- 34). Einen solchen Glauben müssen wir haben in diesen
Zeiten des Abfalls. Die Bitte des Schächers lautet
bescheiden: "Gedenke mein!" Ein Gedenken seitens des Herrn,
ein Blick seines Erbarmens ist ihm genug. Solche demütigen
Seelen empfangen mehr, als sie erwarten.
- "Heute!" So antwortet der Heiland. Also nicht erst in
ferner Zukunft, sondern jetzt will er sich seiner annehmen.
Der Heiland kennt überhaupt keinen Aufschub. Er rettet
jetzt. Wenn nur der Mensch so zubereitet ist, daß er das
Heil empfangen kann. - "Mit mir!" Jesus macht also mit dem
tiefgefallenen Sünder gemeinsame Sache. Er schämt sich
seiner nicht. Im Gegenteil! Er betrachtet ihn als seine
erste kostbare Siegesbeute. Er teilt ja überhaupt alles, was
er hat, mit uns: seine Gerechtigkeit, seinen Frieden, seinen
Thron. - "Im Paradies sollst du mit mir sein!" Vom Fluchholz
ins Paradies! Ein ungeheurer Schritt! Und doch nicht zu
groß für die Gnade! Der Verbrecher am Galgen bekommt seinen
Platz neben dem sündlosen Gottessohn. Eine solche Versetzung
geschieht nicht allmählich, sondern mit einem Schlag, sobald
der Mensch glaubt. Alsdann ist er gerecht und rein. Er wird
es nicht nach und nach. Sobald der Sünder im Glauben die
Gnade ergreift, ist er ein Gotteskind.
D.Rappard
Herr, gedenke au mich, wenn Du in Dein Reich
kommst! Heute wirst du mit mir im Paradies sein.
Luk. 23,42.43.
Wie schnell und seliglich hat der Schächer den Weg von
der Verdammnis zur Seligkeit, vom Erdenelend zum
Paradies gefunden! In der kurzen Erzählung, die wir von ihm
haben, finden sich aber die drei charakteristischen Züge, die bei
jeder Bekehrung zu Tage treten. 1. Er erkennt seine Sünde
und die Gerechtigkeit der Strafe an. 2. Er glaubt an den
Gekreuzigten zu seiner Seite, nennt ihn Herr, spricht von seinem
Reich und vertraut seiner Huld. 3. Er bittet um persönliche
Zuneigung solcher Gnade. Und o, wie freundlich hat ihn der
Heiland angenommen: H e u t e sollst du m i t m i r i m
P a r a d i e s sein!
Man spricht manchmal von ,,Schächersgnade" und denkt
dabei meist an die Rettung eines sterbenden Sünders. Ach,
gottlob, es ist Erbarmung da bis zuletzt; aber es ist äußerst
gefährlich, die Buße auf das Totenbett aufzuheben. Das
Sterbebett, von dem wir heute sprechen, war - ein Kreuz. Bei
dem Wort Schächersgnade denkt man wohl auch an die Rettung
eines tief gefallenen Menschen. In diesem Sinne sprach man
einst in der Gegenwart eines heiligen Gottesmannes. Da blickte
er auf, und mit einer Betonung, die sofort seinen innersten
Gedanken verriet, sagte er: G i b t e s d e n n e i n e
a n d r e?
Schächersgnade auch für Überwinder,
Schächersgnade ganz allein!
Hört es, o ihr sel'gen Gotteskinder:
Andre Gnade kann's nicht sein.
Ch.Spurgeon
"Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke meiner, wenn du zu
deiner Königswürde kommst!" Lukas 23,42
Der gekreuzigte Schächer war der letzte Gefährte unseres
Herrn auf Erden. Welch eine erbärmliche Gesellschaft wählte
unser Herr, als er hienieden weilte. Er verband sich nicht
mit den religiösen Pharisäern oder den philosophischen
Sadducäern, sondern war als Freund der "Zöllner und Sünder"
bekannt. Wie freue ich mich darüber! Ich nehme an, daß er
sich dann auch nicht weigern wird, mich Freund zu nennen.
Als mich der Herr Jesus zu seinem Freund machte, traf er
sicherlich keine Wahl, die sein Ansehen hob. Glaubst du,
daß er irgendwelche Ehre gewann, als er dich zu seinem
Freund machte? Nein, wenn der Herr Jesus nicht so tief
hinabgestiegen wäre, würde er nicht zu mir gekommen sein.
Und wenn er nicht die Unwürdigsten suchte, wäre er sicher
nicht zu dir gekommen.
Der letzte Gefährte unseres Herrn war kein gewöhnlicher
Sünder. Er wird als Mörder bezeichnet und wurde von einem
römischen Gericht verhaftet und verurteilt. In diesem Fall
urteilte es gerecht, denn er selbst erkennt dies an. Ein
überführter Missetäter war der letzte, mit dem der Herr Jesus
auf dieser Erde verkehrte. Wie beugt er sich zu den
Niedrigsten dieser Menschheit herab!
Wenn diese Zeilen jemand liest, der von dem Gesetz überführt
worden ist, so möchte ich ihn auffordern, Vergebung und
Herzensänderung durch unseren Herrn Jesus Christus zu finden.
Du darfst zu ihm kommen, wer du auch bist. Dieser Schächer
ist ein Beispiel von einem, der bis zum äußersten der Schuld
gegangen war, aber keine Entschuldigung für seine Sünde
suchte, sondern an den Herrn Jesus glaubte und auf der Stelle
errettet wurde. Keiner von euch ist von der unendlichen
Barmherzigkeit Christi ausgeschlossen. Deine Schuld mag
noch so groß sein, wenn du an Christus glaubst, wird er
dich erretten.