Lk 18,14
C.Eichhorn
Hochmut erniedrigt
Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden. Luk. 18, 14
Der Größensinn steckt tief in unserer Natur. Er macht so
recht eigentlich das Grundverderben aus. "Ihr werdet sein
wie Gott": durch diese lockende Aussicht erweckte die
Schlange im Paradies den Hochmut. Dann fiel der erste
Mensch, er verlor seine wahre Hoheit. Im Grunde erniedrigt
sich der Mensch selbst durch seinen Hochmut. Denn die Demut
ist allein wahre Größe. Dann wird aber auch der Hoffärtige
von Gott hinabgestoßen und erniedrigt bis zum Abgrund der
Hölle. Im Hochmut liegt ein direkter Gegensatz zu Gott.
Selbstüberhebung ist Selbstvergötterung. Darum widersteht
Gott den Hoffärtigen. Die Selbstverherrlichung ist nichts
anderes als ein Raub an Gottes Ehre. Wir dürfen den Hochmut
nicht im äußeren Auftreten, nicht im äußeren Gebaren zuerst
suchen. Gewiß offenbart er sich auch in stolz vermessenen
Worten, in der Kleidung, im Gang, im Blick und in Gebärden.
Aber er hat seinen Sitz vor allem tief im Herzen und kann
sich hinter äußerer Bescheidenheit, hinter demütig klingenden
Redensarten verbergen. Man kann tun, als ob man gern
zurücktrete, und ist doch sehr empört, wenn man zurückgesetzt
wird. Es gibt zwei Erkennungszeichen des Hochmuts. Einmal
will der Hochmütige sich nichts sagen lassen. Er will
unfehlbar sein, erträgt keine Zurechtweisung und keinen
Widerspruch. Hochmütige Menschen sind empfindlich, reizbar
und schnell beleidigt. Sodann ist man lieblos und kalt gegen
andere. Man verachtet sie, schaut auf sie herab, und wenn
sie mehr sind und gelten oder mehr Erfolg haben, haßt und
neidet man sie. Der Hochmut ist am schwersten auszurotten.
Im unbekehrten Zustand wächst er sich ungehindert aus und
macht sich dick und breit. Bei der Bekehrung bekommt er
einen gewaltigen Stoß, und zeitweilig verschwindet er
vielleicht. Im Bußschmerz fühlt man nur sein Nichts und
seine Nichtswürdigkeit. Aber er taucht nachher wieder auf.
Er tritt nicht mehr so grob, sondern in verfeinerter Gestalt
auf als geistlicher Hochmut. Man bildet sich etwas ein auf
seine Bibelkenntnis, auf seine christliche Urteilsfähigkeit,
auf die Gabe der Wortdarbietung und schaut auf andere herab.
Mancher hat schon einen beschämenden Fall getan. Gott ließ
ihn fallen, weil er in falsche Höhe geriet. Denn Hochmut
kommt immer vor dem Fall. Beugt man sich nicht, dann stürzt
einen Gott immer tiefer. Vor unseligem Großwerden bewahre
mich, o Herr, und beuge mich!
O stürz von jeder Hohe mich, darauf ich mich gestellt;
laß mich mir selbst gestorben sein, gekreuzigt sein der Welt!
Ja, mache mich, o Herr, recht klein, so wächsest du in mir,
und was die ganze Welt nicht gibt, das find ich dann in dir.