Lk 17,15
A.Christlieb
Einer aber unter ihnen, da er sah, daß er gesund geworden
war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme, fiel auf
sein Angesicht und dankte ihm. Und das war ein Samariter.
Luk. 17, 15 ff.
Unter den zehn Aussätzigen, die Jesus geheilt hatte, kam
einer zurück, um Jesus seine Dankbarkeit zu erweisen. Drei
Umstände machen diesen Dank besonders wertvoll. Der Mann
kam, obwohl ihn keine Not mehr trieb. Das erste Kommen zum
Herrn war durch die Krankheitsnot veranlaßt. Diese war
behoben. Er aber machte sich auf den Weg zu Jesu. - Wie
viele gibt es, die finden den Weg ins Kämmerlein und zu den
Gebetsversammlungen nicht mehr, wenn gewisse Drangsale
vorüber sind. - Zu Anfang des ersten Weltkrieges drängten
sich viele zu den Kriegsgebetsstunden. Als dann die ersten
Siegesnachrichten eintrafen, blieben sie fern. - Jener
Samariter kam, obwohl sämtliche Genossen einen anderen Weg
gingen. Kein einziger von ihnen kehrte zum Heiland zurück.
Da hätte er sagen können: Wenn die anderen nicht umkehren,
brauche ich es auch nicht zu tun. Aber dieser Mann folgte
nicht der Masse, sondern dem Trieb seines Herzens. So fand
er den Weg zu Jesu Füßen, obwohl niemand den Weg mit ihm
ging. Laßt uns diese göttliche Selbständigkeit für unser
Herz erbitten, die auch dann, wenn niemand mitmacht, den
gottgewollten Weg geht. - Endlich ging er zu Jesu, obwohl er
ein Samariter war. Die Juden hatten keinerlei Gemeinschaft
mit den Samaritern (Johannes 4, 9). Und von Samaritern heißt
es einmal, sie hätten Jesu keine Herberge zur Nacht gewähren
wollen, weil er auf der Reise nach Jerusalem war. Hätte der
Geheilte die falschen Vorurteile seiner Stammesgenossen
gehabt, so wäre er gewiß Jesu fern geblieben. Sollen uns
Vorurteile unseres Familienkreises oder unserer
Standesgenossen vom Gebet fernhalten oder unseren Dank
ersticken? - Laßt uns dem einen dankbaren Samariter
gleichen, nicht den neun undankbaren.
Ch.Spurgeon
"Einer aber von ihnen, als er sah, daß er geheilt worden war,
kehrte wieder um und pries Gott mit lauter Stimme." Lukas
17,15
Die Zahl derer, die bitten, ist gemeinhin größer als die Zahl
derer, die danken. Alle Aussätzigen hatten gebetet. Wie
schwach und heiser ihre Stimmen auch durch die Krankheit
geworden sein mochten, so riefen sie doch alle gemeinsam:
"Jesus, Meister, erbarme dich unser!" Als es aber zum Loben
und Preisen Gottes kam, stimmte nur einer die Melodie an.
Man sollte denken, daß alle, die beten, auch danken werden -
das ist aber nicht der Fall. Viele unserer Mitbürger beten,
wenn sie krank oder dem Tod nahe sind; wenn sie aber genesen,
erkrankt ihr Dank bis zum Tod.
Wie steht es nun mit euch, die ihr dem Volk Gottes angehört?
Ich fürchte, ihr betet schon zu wenig - aber wie ist es mit
dem Danken? In unserem Kämmerlein beten wir oft, aber danken
wir auch genug? Bitten ist für die Zeit, Lob und Dank
dagegen für die Ewigkeit. Deswegen sollte das Danken den
ersten Platz einnehmen.
Bitten ist für einen Bettler selbstverständlich; ich denke
aber, daß der ein armseliger Bettler ist, der nicht dankt,
wenn er ein Almosen empfängt. Dem Bitten sollte auf den
Fersen das Danken folgen.
Du wirst von Leiden heimgesucht, durch Geldverluste, durch
Armut, durch Krankheit eines Kindes oder durch Leiden
irgendwelcher Art. Du beginnst zu beten, und fern sei es von
mir, dich deshalb zu tadeln. Aber sollte es nur beim Beten
bleiben, sollte es nicht auch etwas geben, wofür du loben
und danken kannst?
Als Jesus sagte: "Gehet hin und zeiget euch den Priestern!",
da blieb nicht einer zurück. Aber nur einer kam wieder zu
Jesus, um seinen Namen zu preisen.
So ist es auch heute noch. Wie wenig wird Gott gepriesen,
wie wenig werft ihr euch Jesus zu Füßen, wie selten findet
sich das Gefühl, daß man dem Loblieder singen möchte, der so
Großes an uns und für uns getan hat!
Ch.Spurgeon
"Einer aber von ihnen, als er sah, daß er geheilt worden
war, kehrte wieder um und pries Gott mit lauter Stimme."
Lukas 17,15
Dieser Mann war, solange er ein Aussätziger war, einer von
zehn; als er zurückkehrte, um Gott zu danken, war er ganz
allein.
Du kannst wohl zusammen mit anderen sündigen und mit ihnen
zur Hölle fahren. Wenn du aber zu Jesus kommen willst, mußt
du ganz allein kommen. Wenn du gerettet bist, so wird es dir
auch eine Freude sein, ein Solo der Dankbarkeit zu singen.
Dieser Mann verläßt die Gesellschaft der übrigen neun und
kommt zum Herrn Jesus. Wenn dich der Herr errettet hat, und
es wird in deinem Herzen still, wird es bei dir heißen: "Ich
muß ihm danken; ich muß ihn liebhaben." Du wirst dich weder
durch die Kälte der neun alten Genossen noch durch die Kälte
der Gemeindeglieder zurückhalten lassen. Deine persönliche
Liebe zu Jesus drängt dich zum Reden.
Als nächstes sehen wir die Pünktlichkeit dieses Mannes. Er
muß sofort zurückgekommen sein, denn wie ich denke hat sich
der Heiland nicht lange an diesem Ort aufgehalten. Der Mann
kam bald zurück, und wer gerettet ist, wird nicht lange
warten, Gott seinen Dank auszusprechen. Man pflegt zwar zu
sagen, die zweiten Gedanken seien die besten; das ist aber
nicht der Fall, wenn das Herz voll Liebe zu Jesus Christus
ist. Folge deinem ersten Gedanken, warte nicht auf den
zweiten, damit nicht die erste Flamme der Anbetung von dem
zweiten verzehrt werde.
Mit wahrer Dankbarkeit ist Demut verbunden. Dieser Mann fiel
auf sein Angesicht, Jesu zu Füßen. "Ich bin nichts, Herr",
scheint er zu sagen, und deshalb fällt er auf sein Angesicht.
Ich möchte auch noch darauf aufmerksam machen, daß sich
dieser Mann nicht schlecht über andere äußert. Als der
Heiland fragt: "Wo sind die neun?", schwieg er. Mit
keinem Wort kritisiert er die übrigen Männer.
O Brüder, wenn die Gnade Gottes an unseren Herzen arbeitet,
haben wir genug damit zu tun, vor unserer eigenen Tür zu
kehren. Wenn ich nur mein Dankopfer darbringen darf, werde
ich nicht daran denken, andere der Undankbarkeit zu
beschuldigen.