Lk 15,24
C.Eichhorn
Tot in Sünden
Dieser mein Sohn war tot. Luk. 15, 24
Innerlich tot in Sünden und Übertretungen: das ist der
Zustand des unbekehrten Menschen. Tot sein heißt gefühllos
sein. Der geistlich tote Mensch hat kein Gefühl für Gott.
Er ist völlig kalt gegen seinen Schöpfer und Erlöser. Es
schmerzt ihn nicht, daß er seinen Gott gekränkt und beleidigt
hat. Es freut ihn nicht, von Gott zu hören. Im Gegenteil,
das Wort Gottes, die Botschaft von seiner Liebe ist ihm
langweilig, sogar unangenehm und unleidlich. Wo geistliches
Leben ist, da ist Feinfühligkeit nach oben. Je reiner und
gesünder das Leben ist, desto empfindlicher ist die Seele für
die kleinste Abweichung, für den leisesten Schatten, der das
leuchtende Antlitz Gottes verdunkeln will. Die Sünde macht
stumpf und gefühllos gegen die Berührung von oben.
Wo Leben ist, da ist Bewegung. Geistlich Tote rühren sich
nicht für Gott. Sie sind für Gott nicht da. Er hat nichts
von ihnen. Sie reden nicht mit Gott, und wenn sie beten, ist
es wie das Klappern der Mühle, nichts als totes Lippenwerk.
Sie tun nichts für Gott. Sie treten nicht für Gottes Sache
ein. Sie sind nur für das eigene Interesse tätig.
Mit dem Tod hört der Stoffumsatz im Körper auf. Wo Leben,
da Stoffwechsel. Man hat Nahrungsbedürfnis und setzt die
Speisen um in Lebenskräfte. In Krankheit und Siechtum läßt
der Appetit nach und verwandelt sich wohl gar in Widerwillen
und Ekel vor jeder Speise. So ist es auch, wenn das
geistliche Leben nachläßt. Der Hunger nach dem Wort und
nach der Gemeinschaft der Gläubigen wird schwächer. Der
Durst nach dem Wasser des Lebens erlischt allmählich. Der
geistliche Magen hat kein Bedürfnis mehr nach Himmelsspeise,
und wenn er etwas aufnimmt, bleibt es unverdaut liegen, wird
nicht verarbeitet, nicht ins innere Leben umgesetzt und
verwandelt. Der Hunger nach den Kräften des göttlichen
Wortes ist ein genauer Gradmesser des Lebens. "Gedenke
daran", so läßt Jesus der geistlich toten Gemeinde zu Sardes
sagen, "wie du empfangen", wie du das Wort einst so eifrig
für dich genommen und wie du gehört hast, mit welchem Eifer
und Verlangen! Und nun diese schauerliche
Bedürfnislosigkeit!
Wenn der Mensch aus dem geistlichen Tod nicht erweckt wird,
dann wird er eine Beute des ewigen Todes. Ewig verloren: wer
das schon einmal empfunden und durchgekostet hat, der weiß,
was er an Jesus hat. Denn nur er hilft uns zum Leben.
Aus dem Tod kann sich niemand selbst erwecken. Aus dem
geistlichen Tod müssen wir durch ein Wunder der Gnade erweckt
werden. So gewiß der Heiland durch Gottes Macht aus dem Grab
erstanden ist, so gewiß werden alle die lebendig, die im
Glauben sich mit Jesus zusammenfügen. Nur muß bei der
geistlichen Erweckung der Wille dabei sein. Viele lassen
sich nicht erwecken. Daher die Mahnung: "Stehe auf von den
Toten", sobald der Weckruf an dein inneres Ohr erklingt (Eph.
5, 14).