Lk 15,8
S.Keller
Luk. 15, 8: «... und kehre das Haus ...»
Staub will Stille. Wie liegt der Staub der Vorurteile so
totenstill auf dem Denken der Leute. Es kommt ihnen gar
nicht in den Sinn, daß Jesus einen Staubbesen haben und
brauchen könne und plötzlich etwas geschieht, was diesen
bleigrauen Staub hoch aufwirbelt. Eine einschneidende
Erfahrung eigener Sünde - und der Staub der
Selbstgerechtigkeit fliegt auf; die Bekehrung eines
ungläubigen Freundes - und man erschrickt bis ins Mark;
ein ernster Blick des untersuchenden Arztes - und der Staub
der Sicherheit wird von dem kalten Hauch des nahenden Todes
weggeblasen. Jesus braucht die verschiedensten Staubbesen.
Wenn nur im Augenblick, wo der giftige, tödliche Staub
aufwirbelt, mein Herz in Sehnsucht und Bitte glänzt, daß
Jesus mich finden und aufheben kann: "Hier liege ich. Hebe
mich auf." Da haben wir es besser. Wir können beten! Wehe
aber, wenn alles Staubaufwirbeln nichts geholfen hat, weil du
dich nicht hast retten lassen wollen; dann sinkt er doppelt
stark hernieder und bildet bald wieder eine Todesschicht über
dir. Wer weiß, wann wieder das Haus so gekehrt wird, daß für
dich eine Rettungsstunde schlägt!
Darum will ich dankbar kommen, wenn du, mein Gott, mich
suchst. Lehre mich die Gnadenstunden erkennen und ausnutzen.
Ziehe meine Seele zu dir, wie ich es so nötig habe, und wie
du so gern willst. Amen.
Ch.Spurgeon
"Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, wenn sie eine
Drachme verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das
Haus und sucht mit Fleiß, bis sie sie findet?" Lukas 15,8
Von wem wurde die Drachme gesucht? Von der Eigentümerin
persönlich. Die Frau, die die Drachme verloren hatte,
zündete ein Licht an und fegte das Haus und suchte fleißig,
bis sie sie fand.
Ich denke, daß die Frau den Heiligen Geist darstellt oder
vielmehr die Gemeinde, in welcher der Heilige Geist wirkt.
Es wird nie eine Seele gefunden werden, bis der Heilige Geist
sie sucht. Er ist der große Seelenfinder. Er ist der
Besitzer. Sein Eigentum ist sie, und er kann sie mit
Erfolg suchen. Er tut es durch die Gemeinde.
Die Gemeinde kann ihr Werk niemand anders übertragen. Die
Frau bezahlte keine Dienerin und ließ das Haus fegen, sondern
sie tat es selbst. Wenn sich die Gemeinde Gottes ernstlich
sagt: "Unsere Aufgabe ist es, Sünder zu suchen", dann, glaube
ich, werden Seelen gefunden und errettet werden.
Nun beachtet, daß die Frau die passendsten Mittel benutzte,
ihr Ziel zu erreichen. Zuerst zündete sie ein Licht an, dann
holte sie ihren Besen und fegte das Haus, um den aufgehäuften
Staub zu entfernen.
Oh, wie reinigt sich die christliche Gemeinde, wenn sie vom
Heiligen Geist bewegt wird! "Vielleicht", sagt sie, "leben
einige von unseren Geschwistern nicht dem Worte Gottes gemäß;
und dadurch werden die Menschen in der Sünde verhärtet.
Diese Übeltäter müssen hinausgetan werden. Unser
Glaubensstand ist sehr niedrig - das mag der Bekehrung der
Seelen hinderlich sein, und dem muß abgeholfen werden."
Beachtet, daß man kein Haus fegen kann, ohne vorübergehend
Unbequemlichkeit und Verwirrung zu erregen. Diejenigen, die
kein Interesse an der verlorenen Drachme haben, werden durch
den Staub belästigt; er gerät ihnen in den Hals, und sie
müssen husten.
Kümmere dich nicht darum, gute Frau, fege nur weiter! Laßt
es euch nicht bekümmern, Staub zu machen, wenn nur Drachmen
gefunden werden! Wenn Seelen errettet werden, sind
Unregelmäßigkeiten und Sonderbarkeiten wie Staub zu achten.