Lk 12,2
C.Eichhorn
Fort mit allem Verstecken, heraus mit der Wahrheit!
Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde,
noch heimlich, das man nicht wissen werde. Luk. 12, 2
Jesus will, daß seine Jünger heraustreten mit einem offenen
Bekenntnis. Sie sollen ihr Licht leuchten lassen und seinen
Namen bekennen vor den Menschen. Was ihnen der Heiland im
vertrauten Verkehr gesagt hat, was er ihnen sozusagen ins Ohr
sprach, das sollen sie auf den Dächern predigen. Der Herr
Jesus hat keine Geheimlehre. Er war kein Winkelprediger.
Er selbst redete frei im Tempel, also in der breitesten
Öffentlichkeit. Auch seine Jünger sollen sich nicht
versteckt halten. - Leicht ist es nicht, offen
herauszutreten. Die Menschenfurcht hält zurück. Von jeher
sind alle wahren Jünger Jesu verspottet, verachtet, verfolgt
worden. Man sieht sie über die Achsel an, erklärt sie für
rückständig oder auch für überspannt, einseitig, krankhaft
und schwärmerisch. Daher besteht die Gefahr, daß man in den
gleichen Ton einstimmt und im Verkehr mit der Welt einen
weltlichen Mantel umhängt. Aber was ist das anderes
als Unwahrheit und Heuchelei? Wenn sich jemand aus
Menschenfurcht verhüllt, so riskiert er, daß er das Gute
wieder verliert, das ihm von oben in die Seele gelegt wurde.
Es ist schließlich am allerklügsten, wenn man sich freimütig
als Jesu Jünger bekennt. Denn die Leute merken es doch, wenn
jemand nicht innerlich mit ihnen übereinstimmt. Es ist
nichts verborgen, was nicht offenbar werde. Ist jemand gar
so ängstlich, verzagt und schüchtern, wird die Welt nur umso
kecker und fällt umso schlimmer über ihn her. - Darum laßt
uns den Herrn bekennen und die Wahrheit bezeugen, wenn wir
schlechte Reden, faules Geschwätz und fade Witze hören
müssen! Laßt uns nicht stumme Hunde sein, sondern unsere
Stimme erheben und uns wehren für unsern Herrn! Es ist schon
ein Bekenntnis, wenn wir nicht mittun, nicht mitlachen bei
unpassenden Späßen, uns nicht der Welt gleichstellen in
leichtfertigen Moden oder geschmacklosen Frisuren.
Bekenntnis des Wortes und Bekenntnis des Wandels: beides muß
beisammen sein. Fromme Worte, mit denen der Wandel nicht
übereinstimmt, bewirken, daß die Welt die gute Sache lästert.
- Vor einem offenen Bekenntnis haben auch Weltmenschen
Respekt. Sie merken bald, daß sie einen mutigen Jünger Jesu
gehen lassen müssen, weil alle Mühe, ihn von seinem Weg
abzubringen, umsonst ist. - Ein schönes Beispiel eines
wachsenden Bekennermuts gibt uns Nikodemus. Zuerst kam er
bei Nacht zu Jesu. Dann wagte er in der Ratsversammlung, ein
Wort für den Heiland einzulegen. Sie fielen über ihn her mit
der Rede: Bist du auch ein Galiläer?" Aber durch das offene
Bekenntnis ist sein Mut gewachsen. Unmittelbar nach dem
Abscheiden Jesu bekannte er sich zu dem von seinem Volk
gehaßten und verworfenen Heiland und brachte allerlei
Spezereien, um den Leichnam einzusalben. Das war eine Tat.
Denn keiner der Apostel wagte, in diesem gefährlichen Moment
hervorzutreten. Sie hielten sich alle versteckt aus Furcht
vor den Juden. - Treten wir mutig auf Jesu Seite, dann hält
er sich auch ganz zu uns.
S.Keller
Luk. 12, 2: «Es ist aber nichts verborgen, was nicht
offenbar werde, noch heimlich, das man nicht wissen werde.»
Es geht ein Zug von Offenbarung durch alles Geschehen. Als
ob auf die Dauer keine Täuschung oder Heuchelei vorhält:
schließlich kommt der eigentliche wahre Grund und das
innerste Wesen doch an den Tag. Das geht mit
Persönlichkeiten der Weltgeschichte und mit Irrtümern
der Kinder Gottes so. Jesus hat also mit diesem Wort ein
Naturgesetz in der Geisteswelt ausgesprochen, das sich
schon längst vor dem Jüngsten Tag im Kleinen oder Großen
durchsetzt. Uns soll es immer wieder vor die Mahnung
stellen: bringe dein Geheimnis mit deinem Offenbaren in
Einklang! Nur keine dunkle Stelle, vor deren Aufdeckung
in der Öffentlichkeit du dich zu fürchten brauchtest.
Verleumden kann man dich, verdrehen können sie aus dem
Zusammenhang gerissene Sätze - aber sieh nur scharf zu, daß
alles stimmt mit deiner Überzeugung. Dann kann auf die Dauer
kein Klatsch haften, keine übelwollende Nachrede dir bei
denen schaden, die dich wirklich gut kennen. Nimm aber
denselben Maßstab der Öffentlichkeit für das, was du im
vertrauten Kreise sagst oder im innersten Herzen denkst. Vor
Gott werden sogar unsere Gedankenwege und Verirrungen, die
niemals laut wurden, offenbar. Sieh zu, daß nichts an dir zu
verraten sei.
Herr, du erforschest und kennest mich! Hilf mir, daß ich von
aller auch noch so geheimen Unlauterkeit inwendig loskomme
und frei und offen, ganz ohne Verstellung leben könne im
Lichte deiner Wahrheit. Amen.