Lk 11,9
C.Eichhorn
Eine köstliche Zusicherung
Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden;
klopfet an, so wird euch aufgetan! Luk. 11, 9
In diesen drei Sätzen findet eine Steigerung statt. Hat man
etwas Wertvolles, Unentbehrliches verloren, so sucht man es
mit großer Dringlichkeit und Aufmerksamkeit. Die Spannung
löst sich erst, wenn man den vermißten Gegenstand gefunden
hat. Beim Anklopfen steht man vor einer verschlossenen Tür,
man möchte nicht nur, man muß hinein. Man klopft und horcht
nach einer Antwort. Man hält das Ohr hin, ob sich etwas
rührt und regt. Man geht nicht von der Stelle, bis sich die
Pforte öffnet. Wer Gott bittet, braucht nicht bei Menschen
betteln zu gehen. Zu Jeremia spricht Gott: "Ehe du solltest
zu ihnen fallen, d.h. bittend dich an sie wenden, müssen sie
eher zu dir fallen." So hat es sich in Jeremias Leben
buchstäblich erfüllt. Wer nicht bittet, der hat auch nichts.
Wer es im geistlichen Leben zu etwas bringen will, muß sich
auf das Gebet verlegen. Gebetsfaulheit führt zu geistlicher
Verarmung. Wir wollen darum fleißig bitten, doch nicht
unbescheiden fordern und Gott seine Gabe abtrotzen. Wir
wollen anklopfen, nicht aber die Tür aufbrechen, sondern in
Demut harren, bis Gott Einlaß gibt. Er gibt, wenn auch nicht
immer gleich, auch nicht immer gerade das, was wir bitten.
Wenn Gott stets sofort unsere Gebetswünsche erfüllte, wäre
dies für uns ebenso nachteilig, wie es für Kinder ist, denen
alle Wünsche erfüllt werden. Wartezeiten beim Gebet sollen
uns in Selbstprüfung und Selbstgericht führen. Der Glaube
muß auf Geduldsproben gestellt werden. Ein Glaube, der alles
gleich handgreiflich vor Augen sehen will, ist noch ein sehr
mangelhafter Glaube. Ein Glaube, der nicht erlahmt, den kann
Gott nicht zuschanden werden lassen.
Wir dürfen bestimmt auf Erfüllung einer Bitte rechnen, wenn
sie sich auf eine klare Verheißung gründen kann. Solche
festen und untrüglichen Verheißungen liegen überall da
vor, wo es sich um unser ewiges Heil handelt. Wenn wir um
Vergebung unserer Sünden bitten und dabei auf dem Opfer Jesu
fußen, kann Gott uns diese Bitte nicht verweigern. Denn von
diesem Jesus zeugen alle Propheten, daß durch seinen Namen
alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen
sollen. Ebenso kann Gott deine Bitte dir nicht versagen,
wenn du um Kraft zur Überwindung des Bösen bittest. Denn
Jesus ist uns von Gott nicht nur zur Gerechtigkeit, sondern
auch zur Heiligung gemacht. Gott will, daß du überwindest;
folglich gibt er dir auch die nötige Kraft. Nur erwarte
keinen Vorrat von Geduld, von Tragkraft, von Liebe! Was du
bedarfst für die Aufgaben, Schwierigkeiten und Versuchungen
jeder Stunde und jedes Tages, das erhältst du. Gott will,
daß wir täglich ihn aufs neue suchen, und wie der Tag, so
wird deine Kraft sein. Es klingt wie ein Befehl, wenn Jesus
uns zuruft: "Bittet, suchet, klopfet an!", aber es ist in
Wahrheit ein überaus köstliches Vorrecht, das er uns
einräumt.