Lk 10,20
C.Eichhorn
Tiefe und reine Freude
Freuet euch, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind!
Luk. 10, 20
Die Menschen möchten so gern ihre Namen verewigen. Wenn sie
nicht im Blatt der Weltgeschichte eingetragen werden, was nur
wenigen zuteil wird, so schneiden sie sie wenigstens in Holz
und Stein ein. Und doch vergehen zuletzt alle die Namen, die
nicht im Himmel angeschrieben sind. Wenn Gott den Namen
eines Menschen in die Liste der Bürger seines Reiches
einträgt, dann hat er Ewigkeitswährung. Die Namen der
Erdenbürger sind "in die Erde" geschrieben. "Der Name des
Gottlosen verwest." - Das ist Grund zur Freude, wenn Gott
einen Namen, an dem so viele Makel haften, vielleicht nicht
vor Menschen, aber im Lichte des dreimal Heiligen, würdigt,
ihn in sein Buch zu zeichnen. Wie sind unsere Namen so
vielfältig befleckt, entehrt und mit Sünde und Schande
bedeckt! Welche unverdiente Barmherzigkeit des Herrn, wenn
er solche Namen ins Lebensbuch, die himmlische Bürgerliste,
einschreibt und den Träger eines solchem Namens zum Bürger
seines Reiches macht! "Ihr seid nicht mehr Gäste und
Fremdlinge, die nur geduldet sind, sondern Bürger und
Hausgenossen Gottes", schreibt der Apostel. Ihr habt also
alle Vorrechte, die den Bürgern und Familiengliedern
zustehen. Ihr steht unter dem Schutz des Höchsten, habt
jederzeit Zutritt zu ihm und dürft miterben. Alles, was
durch uns geschieht in der Kraft des Herrn Jesu, ist lange
nicht so hoch einzuschätzen, als was an uns geschieht durch
die unverdiente Gnade. - Als die siebzig Jünger von ihrer
ersten Aussendung zurückkehrten, waren sie besonders darüber
beglückt, daß auch die bösen Geister auf ihr Wort hatten
weichen müssen. Jesus weist sie auf eine noch höhere,
reinere Freude hin. Bei der Austreibung der Dämonen mischte
sich eine gewisse Selbstgefälligkeit mit ein, daß ihnen so
Großes gelang. Leicht wächst sich so etwas zu Hochmut und
Ehrsucht aus. Und dann wird es einst heißen: "Ich kenne
euch nicht! Mag sein, daß ihr Dämonen in meinem Namen
ausgetrieben habt, aber ihr seid mir innerlich fremd
geblieben, habt euch von meinem Sinn weit entfernt. Weichet
von mir, ihr Übeltäter!" Die Freude darüber, daß mein Name
im Himmel angeschrieben ist, hat keinen selbstischen
Beigeschmack der Ruhmgier. Hier bin ich nicht selbst
handelnd und tätig, ich erfahre eine unverdiente Gnade,
für die ich Gott in Ewigkeit nicht genug danken kann.
Hätt'st du dich nicht zuerst an mich gehangen,
ich wär' von selbst dich wohl nicht suchen gangen;
drum sucht'st du mich
und trugst mich voll Erbarmen in deinen Armen.
Nun dank' ich dir vom Grunde meiner Seelen,
daß du nach deinem ewigen Erwählen
auch mich zu deiner Blutgemeinde brachtest
und selig machtest.