Lk 9,21
J.Kroeker
Von unseren Glaubenskonflikten.
"Er aber gebot ihnen ernstlich, solches niemand zu sagen,
indem Er sprach: Des Menschen Sohn muss viel leiden und
verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und
Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage
wieder auferstehen." Luk. 9,21 f.
Es ist uns bekannt, wie Jesus nach einem ganz bestimmten
Ereignis in seinem Leben anfing, den Jüngern mitzuteilen,
dass Er würde nach Jerusalem gehen müssen, um dort zu leiden,
ja, wie Er dort von Pharisäern und Schriftgelehrten den
Römern würde überantwortet werden, und dass Er sterben und am
dritten Tage wieder auferstehen werde. Petrus hatte im Namen
aller Jünger geantwortet: "Herr, wohin sollen wir gehen, Du
hast Worte des ewigen Lebens!" Nach diesem Bekenntnis sprach
Jesus nun zum ersten Mal zu seinen Jüngern über seinen
Leidensweg. Als Er das getan, fuhr aber derselbe Petrus
auf und sprach zu ihm: "Gott bewahre Dich, nur das nicht!"
Messianische Königsherrschaft, wie die Jünger sie erwarteten
und messianische Leiden, wie Jesus sie kommen sah, traten
hier in Konflikt miteinander im Herzen eines Jüngers.
Hat es uns nicht auch gelegentlich in innerliche Konflikte
gebracht, dass die Stärke der Kirche Christi in der Gegenwart
zunächst weit mehr in ihrem priesterlichen Leiden als in
ihrem siegreichen Kampfe liegt? Wir glaubten uns behaupten
zu können durch unsere Kampfmethoden, durch die uns
anvertrauten Vollmachten, durch die verschiedenen
Gnadengaben, die uns als Kirche Christi anvertraut worden
waren. Und siehe, wir mussten eines Tages erkennen: wir
werden nicht herrschen, wir werden leiden müssen. Das
herrschende Fleisch in der Kirche wird uns eines Tages wie
einst einen Joseph ganz billig abgeben an die Gewalt der
Welt. Mögen wir auch als Glieder der Kirche Gottes das
tiefste Weh, das heiligste Evangelium, die größte Vollmacht
zum Segen für die Welt in uns tragen, sie wird doch eines
Tages über unsere Geisteshaltung und unser Gebundensein an
Christus zur Tagesordnung übergehen. Die Welt konnte die
Kirche in ihrer Macht immer entbehren, sie wurde aber zu
jeder Zeit gesegnet durch das priesterliche Leiden der
Gemeinde.
Kann Jesus den Konflikt lösen: Messiasherrschaft und
Messiasleiden? War denn nicht die Kirche Gottes immer am
stärksten, wenn sie unterlag und als Priesterin Gottes
nicht die Welt aus ihrem Irrtum herauskämpfte, sondern
herausliebte?! - Kirche Gottes der Gegenwart, lass dir von
deinem Meister auch in unseren Tagen diesen Konflikt lösen,
wenn du eines Tages in demselben ringst! - Ja, einerseits
Messiaskraft und Messiasvollmacht, Christusherrschaft und
Christusgaben, nie aber ohne Messiasleiden! Die Welt ist
nicht durch Jesu Wunder errettet worden, sie wurde errettet
durch Jesu Sterben!