Lk 6,19
W.Nee
Und alles Volk suchte ihn anzurühren. Lukas 6,19
Gottes verborgene Wege kann niemand erforschen, und keiner
von uns kann ihm vorschreiben, wie er zu Werke gehen soll.
In China wurde einmal ein zwölfjähriger Junge von seiner
Mutter auf eine Wallfahrt zu einem hoch in den Bergen
gelegenen Heiligtum mitgenommen. Als sie in dem Tempel ihre
Andacht verrichtete, sah er das Götterbild an und dachte: »Du
bist viel zu häßlich und schmutzig, als daß man dich anbeten
könnte. Ich glaube nicht daran, daß du mich retten kannst.
Wozu also soll ich dich anbeten?« Aus Ehrfurcht vor seiner
Mutter nahm er jedoch an der Zeremonie teil. Als sie vorüber
war, stieg seine Mutter in ihre Sänfte, um sich wieder ins
Tal tragen zu lassen. Er selbst aber entwischte und schlich
sich auf die Rückseite des Tempels. Dort, an einer einsamen
Stelle, blieb er stehen und sagte: »Gott, wer du auch sein
magst, ich kann nicht glauben, daß du in diesem schmutzigen
Tempel wohnst. Du bist zu groß. Wie ich dich finden kann,
weiß ich nicht, aber ich gebe mich dir in die Hand; denn die
Sünde ist sehr mächtig, und die Welt zerrt. Wo immer du
bist, dir übergebe ich mich.« Dreißig Jahre später lernte ich
ihn kennen und erzählte ihm die Frohe Botschaft. Nachher
sagte er: »Jesus Christus bin ich heute zum erstenmal
begegnet, mit Gott aber bin ich früher schon einmal in
Berührung gekommen. Dort oben auf dem Berg, vor dreißig
Jahren, ist etwas mit mir geschehen.«
»Und alle, die ihn anrührten, wurden völlig heil.« Wie dies
geschieht - das gibt uns Gott nicht immer zu erkennen.