Lk 2,38
D.Rappard
Alle, die zu Jerusalem auf Erlösung warteten.
Luk. 2,38.
Still und verborgen, inmitten eines in oberflächlicher
Gesetzeserfüllung dahinlebenden Volkes, war ein kleines
Häuflein solcher, die sich nach etwas Besserem, nach der
Erlösung sehnten. Sie sehnten sich nicht nur danach; sie
w a r t e t e n gläubig darauf. Da war der edle Greis, Simeon,
der die Gewißheit empfangen hatte, seine Augen würden den
Heiland sehen. Da war die gottgeweihte Hanna, die nimmer
vom Tempel wich und nun die Erste wurde, die frohe Kunde
den Genossen zu bringen. Gewiß gehörten die Hirten auf
Bethlehems Gefilden auch zu der kleinen Schar, samt Joseph
und Maria, Zacharias und Elisabeth und anderen, deren Namen
vor Gott kund waren. Sie alle trugen das Gepräge der Wartenden.
Eine schöne, selige Bezeichnung! Ihr Warten war gestützt
auf Gottes Verheißung, darum hielt es stand. Darum auch
wurde es gekrönt. Darum ließen sich die Leute auch nicht
irre machen, als die Erfüllung anders aussah, als sie sich's
wohl vorgestellt hatten.
Auch heute hat der Herr seine W a r t e n d e n. Denn
den Erlösten ist eine neue, vollkommenere Erlösung verheißen,
wenn der erstmals Erschienene zum zweiten Mal erscheinen
wird, um seine bluterkaufte Gemeinde heimzuholen. - Gehöre
ich zu dieser w a r t e n d e n Schar? Zeugt meine Gesinnung
und mein Wandel davon?
O, lehre mich dienend Deiner warten, und
wartend Dir dienen. Mach mich los von den
Dingen dieser Erde und binde mich an Dich mit
sehnendem Verlangen!