Lk 2,9
A.Christlieb
Drei Strahlen von der Klarheit des Herrn
Lukas 2, 9
»Die Klarheit des Herrn leuchtete um sie.«
Wie wunderbar muß doch der Augenblick für die Hirten gewesen
sein, als die Klarheit des Herrn sie umleuchtete! Wollen wir
nicht auch etwas von dieser Klarheit schauen? Wenn wir auch
nicht mit unsern Augen den Glanz sehen wie die Hirten damals
auf dem Felde, so darf doch unser Herz erleuchtet werden,
wenn wir uns in das Wort von Weihnachten versenken. Drei
Strahlen von der »Klarheit des Herrn« grüßen uns in der
Geburtsgeschichte Jesu.
1. Ein Strahl göttlicher Wahrheit
Alte, fast vergessene Wahrheiten erfüllen sich an der Krippe
zu Bethlehem.
Gott hatte schon bei der Vertreibung aus dem Paradies einen
Nachkommen Evas verheißen, der der Schlange den Kopf
zertreten sollte (1. Mose 3, 15). Er hatte dem Abraham
verheißen, daß in seinem Samen alle Geschlechter der Erde
gesegnet würden (1. Mose 12, 3). Er hatte Isaak und Jakob
dies bestätigt (1. Mose 26, 4; 1. Mose 28, 14). Dem David
hatte er einen bleibenden Königsthron versprochen (1. Chron.
17, 11 f.). Die Propheten weissagten immer bestimmter von
dem Messias, der kommen sollte (Jes. 9, 5 f.; 11, 1 f.;
Micha 5, 1 und andere Stellen).
Nun leuchtet aus der Krippe zu Bethlehem die Wahrheit all
dieser Verheißungen heraus. In einer glaubensarmen, dunklen
Zeit sagt Gott: »Mein Wort ist ewige Wahrheit. Himmel und
Erde werden vergehen, aber mein Wort vergeht nicht. Die
Weissagung wird gewißlich erfüllt zu ihrer Zeit.«
So wollen wir Weihnachten feiern, indem wir uns von diesem
Strahl der göttlichen Wahrheit erwärmen und durchdringen
lassen. Wenn die Zahl derer, die ihren Glauben wegwerfen,
immer größer wird, wenn tausend Ungewißheiten auf unserer und
der ganzen Welt Zukunft lasten, dann soll die Krippe zu
Bethlehem uns dieses gewisse Licht auf unsern Weg leuchten
lassen: Gottes Wort bleibt wahr und erfüllt sich. Jesu
Geburt beweist es.
2. Ein Strahl göttlicher Liebe
Das ist der zweite Strahl von des Herrn Klarheit, welche die
umleuchtet, die zur Krippe treten. Hier gibt Gott der
abtrünnigen Menschheit das Liebste und Beste, was er hat.
Nur durch solche Liebe können wir von Schuld und Tod gerettet
werden und ewig zurechtkommen. Viele Menschen werden
verbittert, weil sie vergeblich nach Liebe suchen. Wo ist
Hilfe für ihre harten, dunklen Herzen? Dort an der Krippe,
wo Gott seine Liebe in der Hingabe seines eingeborenen Sohnes
kundtut.
Ja, wir wollen in den Strahlenkranz der göttlichen Liebe von
Bethlehem hinein treten. Da können die erfrorenen Herzen
auftauen und genesen. Wenn die Feinde uns hassen, wenn auch
Freunde uns im Stich lassen - durch das Kind in der Krippe
wissen wir: Einer liebt uns: der lebendige, ewige Gott.
3. Ein Strahl göttlicher Demut
Auch diesen erblicken wir im Weihnachtswunder. Hochmut ist
das Grundübel unseres Herzens. Wo werden wir davon geheilt?
Laßt uns nach Bethlehem gehen! Dort nimmt der König Himmels
und der Erden mit dem geringsten und schlechtesten Platz
vorlieb. Er erwählt sich einen Viehstall als Stätte seiner
Ankunft. Er, der die Macht hätte, alle Herrlichkeit von Erde
und Himmel für sich zu gebrauchen, geht in die Armut ein.
Wie schwer fällt es vielen Menschen, sich in bescheidenen
Verhältnissen zurechtzufinden, mit den abnehmenden Kräften
ihres Leibes und ihrer Seele sich zufrieden zu geben! Wie
sollen sie sich trösten? Hier in Bethlehem können sie
fröhlich werden. Dort sehen sie den Herrscher aller Welt
weit unter seinem Stand in der Krippe liegen. Das ist ein
Strahl göttlicher Demut. Er will uns durchstrahlen und allen
Hochmut in uns aufdecken und heraus brennen. Dann werden wir
zufriedene Leute in allerlei niedrigen Verhältnissen und
feiern fröhliche und gesegnete Weihnachten, wie und wo auch
unser äußerer Stand sein mag.