Lk 1,74
S.Keller
Luk. 1, 74: «... ohne Furcht unser Leben lang.»
Welche schroffen Gegensätze! Ohne Jesus Sklaven der
Todesfurcht unser Leben lang, und dazwischen all die kleinen
Nebengötzen der Furcht: Sorge, Ängstlichkeit, Gedrücktheit,
bange Spannung des Augenblicks. Und dann kam die
Wasserscheide; jetzt geht's mit dem Antlitz ihm zugewendet,
den unsere Seele liebt: ohne Furcht unser Leben lang! Wir
brauchen in Augenblicken, wo die alte Furcht ihre Fangarme
nach uns ausstreut, uns nur zu besinnen darauf, daß Er uns
liebt, daß Er uns nahe ist, daß nichts uns schaden kann,
und der törichte Alpdruck weicht. Vor wem sollte uns
denn grauen? Ist Jesus denn nicht derselbe? Der Nahe,
Barmherzige, Freundliche, der sich um uns kümmert wie ein
Vater um sein Kind. Furcht ist nicht in der Liebe, Furcht
ist stets ein Symptom einer Seelenverstimmung. Je kindlicher
wir uns dem nahen Heiland anvertrauen, desto völliger treibt
die Freude an ihm alle Furcht aus. Furcht ist die Folge der
kleinen Blicke in die irdischen Dinge. Sobald wir den großen
Blick tun in die herrliche Zukunft der Kinder Gottes, ist die
Furcht verscheucht. Nein! Furcht ist eine Stimmungssache.
Gib deine verstimmte Harfe in die Hände des Meisters: der
wird neue Saiten des Dankens und Lobens aufziehen.
So bitten wir dich, Herr Jesus, tue dein Werk an der Harfe
unseres Herzens. Sie soll und muß doch klingen für dich!
Unreine Nebentöne stören. Mach uns still und klar, tief
und froh zugleich durch deine starke Hand. Amen.
D.Rappard
Gott hat uns gegeben, daß wir, erlöst von der Hand
unserer Feinde, ihm dienten unser Leben lang in
Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist.
Luk. 1,74.75.
Zwei Worte treten uns in dieser Stelle nachdrücklich entgegen:
E r l ö s t s e i n und d i e n e n. Wir lernen daraus:
1. W e n n w i r G o t t d i e n e n w o l l e n, m ü s s e n
w i r z u v o r erlöst s e i n. Wir sind von Natur in der Hand
unserer Feinde. Unser angeborenes, sündiges
Wesen, Satan mit seinen bösen Geistern, die Welt mit ihren
Zaubermitteln, das sind fürwahr gewaltige Feinde. Aber der Held aus
Judas Stamm, den der alte Zacharias in seinem Lobgesang
ankündigte, ist gekommen und hat uns aus der Hand dieser Feinde
erlöst. E r l ö s t, e r l ö s t! tönt es durch die Himmel und
schallt wider im Herzen derer, die im Glauben diese Botschaft
annehmen.
2. W e n n w i r e r l ö s t s i n d, s o s o l l e n w i r
d e m E r l ö s e r dienen, sagt uns unser Wort weiter. ,,Laß
mein Volk, daß es mir d i e n e!" so lautete der Befehl Gottes
an Pharao. Das Volk Gottes ist erlöst vom Dienst des
Bösen und tritt in den Dienst des besten, gnädigsten Herrn.
Das ganze Leben der Erlösten darf ein fortgesetztes Stehen im
Dienste Jesu, ein Wandel in Heiligkeit und Gerechtigkeit sein.
So nennt sich Paulus, der große, freie Apostel, stets mit
besonderer Freude: e i n l e i b e i g e n e r K n e c h t
J e s u C h r i s t i.
Bin ich erlöst? Diene ich meinem Erlöser?
Herr, mache mich ganz los von allem alten
Wesen und lehre mich, wie ich Dir dienen kann
in Wort und Werk und allem Wesen.