Mk 9,7
J.Kroeker
Von der Reichsgottesoffenbarung im Sohn.
"Dies ist mein geliebter Sohn, auf den höret." Mark. 9,7.
Wie sich im Leben der Jünger und des Paulus diese
Christusabhängigkeit als höchste Freiheit und Seligkeit
auswirkte, so auch im Leben derer, die sich bisher derselben
Christusgemeinschaft erschlossen. Ihnen ist das Wort des
Vaters: "Den höret!" nicht ein knechtendes Gesetz, sondern
ein in die Freiheit des Geistes führendes Evangelium.
Das lebendige Christentum wäre längst im Laufe der
Jahrtausende untergegangen, wenn es anders gewesen wäre. Die
Stürme der Weltgeschichte waren groß genug gewesen, um auch
diese Geistesströmung in der Geschichte zu begraben. Aber
die lebendige Christusgemeinschaft erwies sich seit den Tagen
der Apostel je und je als jene Kraft Gottes, die da selig
machte alle, die in derselben lebten, litten und starben.
Niemand hat jedoch dieses Gelöstsein von sich selbst und
dieses Gebundensein an Gott tiefer und reiner ausgelebt als
Jesus selbst. Er war auch in seiner Abhängigkeit der Sohn,
an dem die Seele des Vaters Wohlgefallen fand. Daher konnte
Gott in Ihm zur Ruhe kommen, wie in keinem Propheten vor
Ihm. Nicht nur tiefes Pflichtbewusstsein, nein, reinste
Liebeshingabe war es, was Ihn von Fall zu Fall in seinem
Gehorsam an den Willen des Vaters band.
Führte Ihn einst dieser Weg auch wieder von der Taborhöhe
zurück in die Welt der Sünde und des Todes, ließ diese
Abhängigkeit Ihn auch bald darauf alle Bitterkeiten des
Kreuzes schmecken, - jedes Entsagen wurde vermehrter Gewinn,
jedes Opfer vermehrte Herrlichkeit, jede Hingabe vermehrte
Erlösung für die Welt. Gewiss, nie ist der Einsatz eines
Lebens größer gewesen, aber ebenso gewiss ist, dass nie der
Gewinn eines Priesters oder Propheten je so groß gewesen.
Seine priesterliche "Diakonie" auf Erden wurde abgelöst durch
die große "Liturgie" der Vollendung, "die Er jetzt bei seinem
Vater ausübt und deren Ausübung der Trost seiner wartenden
und kämpfenden Gemeinde ist". So ist Er der Erstgeborene
geworden unter vielen Brüdern, indem Er auch sie immer
wieder löste von ihrem eigenen Wesen und sie in ihrem
Glaubensgehorsam band an Gott. Zwar schien dieses
an-Gott-gebunden-sein auch Glaubenden vielfach hart zu sein.
Abrahams Weg nach Morija war ein harter Weg. Jeremias Dienst
in den kritischen Stunden der Geschichte seines Volkes war
ein bitterer Dienst. Wer den Weg jedoch ging, erlebte Gottes
Herrlichkeit wie auf keinem anderen Weg.