Mk 4,40
Ch.Spurgeon
"Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Wie,
habt ihr keinen Glauben?" Markus 4,40
Wahrscheinlich waren die Jünger davon überzeugt, daß sie viel
Glauben an Jesus, ihren Herrn und Meister, hätten. Sie waren
den ganzen Tag bei ihm gewesen und hatten seinen Worten
zugehört und geglaubt, auch wenn sie nicht alles verstanden.
Sie hatten sich anschließend um ihn versammelt, um seine
näheren Erklärungen zu hören, und waren für diesen
Privatunterricht dankbar. Ich zweifle nicht, daß jeder von
ihnen überzeugt war, fest an Jesus zu glauben. Wie konnte
er einen Zweifel dulden?
Meine Brüder, niemand von uns hat eine Vorstellung davon,
wie armselig unser Glaube in Wirklichkeit ist. Wenn Trübsal
kommt, so wird der Haufen auf der Dreschtenne sehr klein
unter der Worfschaufel. Nach einem Tag ruhigen Dienstes mit
Christus kam ein Sturm auf, und dieser Sturm stellte ihren
Glauben auf die Probe und ließ davon so wenig übrig, daß
Jesus erstaunt fragte: "Habt ihr keinen Glauben?"
Denkt daran, daß wir überhaupt nicht mehr Glauben haben,
als wir in der Stunde der Prüfung beweisen. Alles, was
der Prüfung nicht standhält, ist nichts als fleischliche
Zuversicht. Schönwetter-Glaube ist in Wirklichkeit gar kein
Glaube. Nur das ist wirklicher Glaube an Jesus Christus, der
ihm vertrauen kann, wenn er ihn nicht zu verstehen vermag,
und ihm glauben, wenn er ihn nicht sehen kann.
Der Sturm war eine um so schwerere Versuchung, weil er die
Jünger überfiel, als sie auf dem Pfad des Gehorsams gingen.
Ihr Meister hatte sie geheißen hinüberzufahren, und sie
befanden sich nicht auf einer Vergnügungsfahrt. Sie waren
nicht dem Vorschlag eines Jüngers gefolgt, der gesagt hatte:
"Ich will fischen gehen", sondern sie steuerten unter dem
Befehl ihres großen Führers. Sie waren gehorsam und litten
trotzdem Not.
Dies hat manche Gläubige verwirrt, aber solche Erfahrungen
sind nichts Neues auf der Erde. Das lebendige Kind Gottes
wird gegen den Strom schwimmen müssen. Ohne Kampf wird es
nie die Krone gewinnen.
Ch.Spurgeon
"Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Wie,
habt ihr keinen Glauben?" Markus 4,40
Seht, wie diese Jünger aus dem Sturm herauskamen! Sie gingen
gut in die Prüfung hinein, aber nach kurzer Zeit befanden sie
sich in einem elenden Zustand.
Wir haben einen Vogel mit glänzendem Gefieder gesehen, der
im Sonnenlicht paradierte, und wir haben seine Schönheit
bewundert. Aber als dann ein Regenschauer niederging, sahen
wir unseren tapferen Vogel in einer ganz anderen Gestalt.
Triefend und schmutzig suchte er Schutz. Ihr hättet kaum
geglaubt, daß es dasselbe Geschöpf sei, dessen Krähen vorher
alle seine Kameraden herausforderte; wahrlich, seine
Herrlichkeit war dahin.
Wir gleichen diesem Vogel nach einer schweren Prüfung. Wir
sehen dem Fleische nach prächtig aus, bis wir geprüft werden,
und dann lassen wir die Flügel sinken und verbergen uns.
Mitleid spricht aus der Frage des Herrn an seine Jünger.
Ihre Furcht hat sie ihm so unähnlich gemacht. Sie waren
seine Diener und hätten wie ihr Meister sein sollen. Er
bemitleidete sie auch, weil die Furcht sie sich selbst
unähnlich machte. Sie waren Männer, aber ihre Furcht
entmannte sie. Die, welche einst Vorbilder des Glaubens
waren, werden Memmen, wenn der Glaube schwindet.
Der Herr bemitleidete die Jünger auch, weil ihre Furcht sie
so unglücklich machte. Sie waren weiß wie Kreide, als sie
merkten, daß sich das Boot mit Wasser füllte.
Wir sollten nicht so furchtsam sein. Laßt uns nach einer
mutigen Haltung streben. Laßt uns unsere Kümmernisse vor
Gott bringen und nicht dem Unglauben Raum geben. Viele
unserer "Leiden" bereiten wir uns selbst: Auf dem Amboß
des Unglaubens werden sie mit dem Hammer der Vorahnung
ausgeschlagen. Der Herr verzeihe uns!