Mk 4,31
J.Kroeker
Von der Reichsgottesoffenbarung im Sohn.
"Das Königtum Gottes ist gleich einem Senfkorn, welches, wenn
es in die Erde gesät wird, das kleinste unter allen Samen auf
Erden ist. Wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer
als alle Gartengewächse." Mark. 4,31 f.
Gott ist ein Gott zielbewussten Wirkens. Er legt in die
kleinsten Anfänge den verborgenen Keim für die größten
Dinge. Trägt jede Sünde in sich die verborgene Wurzel zum
Antichristen, so liegt in jeder Gottestat in den Glaubenden
die Anlage, das Königreich der Himmel zu fassen. Nicht
nur die Kirche als Ganzes, jedes einzelne Glied soll
nach dem Evangelium des Paulus durch das Anschauen der
Christusherrlichkeit verwandelt werden in dasselbe Bild. Wie
wir getragen haben das Bild des ersten Adam und als Glied
der Menschheit mit ihm eine organische Einheit bildeten, so
sollen wir als Glieder in Gottes Neuschöpfung auch tragen
das Bild des Himmlischen. Eurem Vater, sagt Jesus, hat es
gefallen, euch das Reich zu geben. Was dieses "Geben",
diese Aktivität Gottes alles an Vergebung und Erleuchtung,
Heiligung und Erlösung in sich trägt, das kündet uns das
Christusevangelium des Paulus. Alles ist jedoch Gottes Kraft
und nicht als von uns, Gottesschöpfung und nicht menschliche
Religionsbildung. Daher kennt auch die Vollendung, wie sie
in der Offenbarung sichtbar wird, nur eine Anbetung Gottes
und des Lammes. Dort schweigt der Ruhm alles Fleisches.
Dort singt man nur jene neuen Psalmen, die alle eingestellt
sind auf den Schlussakkord: "Dem, der auf dem Throne sitzt,
und dem Lamm gebühren Lob und Ehre, Herrlichkeit und Kraft in
alle Ewigkeit."
Gottes Handeln in der Geschichte der großen Vergangenheit
soll nun unser Vertrauen wecken zum Handeln Gottes auch in
unserer kleinen Gegenwart. "Sei ohne Furcht, du kleine
Herde, es hat eurem Vater gefallen, euch das Königreich zu
geben!" Wie klein erscheint uns das Gotteswerk in unserem
eigenen Leben. Wie quält uns die Frage, ob Gott mit solch
einem Gemächte, wie wir sind, auch zum Ziel kommen wird. Wie
viele Enttäuschungen hat man auch im Blick auf sich selbst
erlebt. Und doch: fürchte dich nicht, du kleine Herde! Ja,
wäre das Königreich der Himmel dein Werk, dann könntest du
verzweifeln. Es ist aber Gottes Schöpfung und Gottes Gabe.
Wirke du es nicht, lass es vielmehr in dir wirken. Es ist
stark genug, dich in seinen Reichtum und in seine Lebensfülle
hineinzuziehen. Welch ein Friede würde doch in unser Leben
ziehen, wenn wir auch im Blick auf das Werden der
Gottesschöpfung in uns ruhen lernen möchten in der
Aktivität Gottes, im Wirken seines heiligen Geistes!