Mk 3,5
Ch.Spurgeon
"Er sah sie ringsumher mit Zorn an, betrübt wegen der
Verstocktheit ihres Herzens." Markus 3,5
Was verursachte beim Herrn diesen Zorn und diese Betrübtheit?
Es war ihre Herzenshärtigkeit. Es war die Unempfindlichkeit
ihres Gewissens. Des Wanderers Füße werden hart vom Weg,
sein Gesicht wird gegen die Kälte unempfindlich, sein ganzer
Körper wird durch seine Lebensweise abgehärtet.
Es gibt Menschen, die tödliche Mittel in kleinen Mengen
genossen haben, bis sie gegen ihre Wirkung abgestumpft waren.
Aber die Abstumpfung ist am schlimmsten, wenn sie im Herzen
geschieht. Das Herz sollte zart sein. Viele Menschen leiden
jedoch an Herzenshärtigkeit. Kennen wir nicht einige Leute,
in denen das Herz nur ein besonderer Muskel ist? Wenn sie
überhaupt ein Herz haben, so ist es wie von Leder; denn sie
haben mit niemand Mitleid und kennen kein Mitgefühl.
Die Feinde des Herrn, die an diesem Sabbat in der Synagoge
saßen, waren unverbesserlich. Sie hatten sich entschlossen,
ihn zu hassen, und hielten daran fest, nie überzeugt werden
zu wollen und nie aufzuhören, ihm zu widerstehen, er möge
sagen oder tun, was er wolle. Er hatte ihnen die Wahrheit
so deutlich vorgestellt, daß sie ihren Verstand anstrengen
mußten, um nicht doch überzeugt zu werden. Sie mußten die
Vorhänge der Seele herunterziehen und die Fensterläden des
Geistes schließen, um nicht sehen zu können. Noch schlimmer
war es, daß sie das, was sie gezwungen waren zu sehen, nicht
anerkennen wollten. Sie schwiegen mürrisch still, obgleich
sie verpflichtet waren zu reden.
Geht es nicht vielen so, die durch das Evangelium berührt
wurden? Sie fühlen, daß sie nichts gegen die göttliche
Wahrheit vorbringen können. Das Wort kommt mit solcher
Beweiskraft zu ihnen, daß es sie wie ein Schmiedehammer
schlägt; aber sie haben sich vorgenommen, nicht nachzugeben,
und machen sich hart, den Schlag zu ertragen. Sie
verschließen ihren Mund vor den Wassern des Lebens. Man kann
ein Pferd zum Wasser führen, aber zehntausend können es nicht
dazu bringen, dann auch zu trinken. Das gleiche hat sich bei
vielen Hörern des Wortes gezeigt.
Ch.Spurgeon
"Er sah sie ringsumher mit Zorn an, betrübt wegen der
Verstocktheit ihres Herzens." Markus 3,5
Bedenkt, daß wir den Heiland durch unsere Herzenshärtigkeit
betrüben und dabei doch achtenswerte Leute sein können. Wir
können in den Gottesdienst gehen, wie diese gingen; wir
können Bibelleser sein, wie die Schriftgelehrten es waren;
wir können die äußere Form wahren, wie die Pharisäer es taten
- dennoch kann der Herr wegen unserer Herzenshärtigkeit über
uns betrübt sein. Wir können den Herrn erzürnen, ohne dabei
grobe Sünder zu sein. Ich darf wohl sagen, daß einige diese
Zeilen lesen, die keine Christen sind und doch nie ein Wort
gegen das Christentum sagen. Sie bleiben streng neutral.
Der Herr Jesus war zornig, weil die Menschen still waren, die
Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit aber das Reden erforderte. In
diesen Dingen gibt es keine Neutralität. Wer nicht mit Jesus
ist, der ist gegen ihn; und wer nicht mit ihm sammelt, der
zerstreut. Du bist entweder Weizen oder Unkraut; es gibt
nichts zwischen den beiden.
Ach, diese Herzenshärtigkeit kann in uns sein, auch wenn wir
gelegentlich gerührt werden. Ich denke, daß der Mensch ein
sehr hartes Herz hat, der zuweilen bewegt ist, aber seine
Gemütsbewegung unterdrückt. Er eilt sehr niedergeschlagen in
sein Kämmerlein, aber in kurzer Zeit sammelt er sich wieder
und schüttelt seine Furcht ab. Er geht zu einer Beerdigung
und zittert am Rand des Grabes, aber er schließt sich seinen
lustigen Kameraden wieder an und fällt in seine Sünden
zurück. Er liebt es, eine aufwühlende Predigt zu hören, aber
er ist sorgfältig darauf bedacht, nicht mehr als nur gerührt
zu werden. Durch einen verzweifelten Entschluß wehrt er sich
gegen Eindrücke der Gnade, wenn sie mit Ermahnungen und
Bitten zu ihm kommt. Er wird oft getadelt, aber er verhärtet
seinen Nacken. Er ist zuweilen an der Grenze der Übergabe an
den Herrn, aber er erhält seine böse Festigkeit wieder und
bleibt auf seinem Weg mit einer Ausdauer, die eines besseren
Zweckes würdig wäre.
Ihr müßt sehr hart im Herzen sein, es so lange auszuhalten.
Mögen Ermahnungen an euch nicht umsonst bleiben!