Matthäus

Mt 26,35 A.Christlieb Dreierlei Eingang in die Festzeit

2. Wie Petrus in die Passionszeit hineinging

»Und wenn ich mit dir sterben müßte, so will ich dich nicht verleugnen« (Matth. 26, 35).

Ganz anders als Judas trat Petrus in die letzte Leidenszeit Jesu hinein. Nichts von der geheimen Geldliebe, nichts von der Unlauterkeit jenes Jüngers erfüllte sein Herz. Mit einem aufrichtigen Sinn, der dem Heiland um jeden Preis treu bleiben und notfalls Gefängnis und Tod mit ihm teilen wollte, ging er den schweren Stunden entgegen. Dennoch schlich sich etwas in die innerste Stellung dieses Jüngers hinein, das uns für ihn besorgt machen muß. Ein Gefühl der inneren Kraft, fast möchte man sagen: ein Pochen auf seine eigene Treue ist bei ihm zu bemerken. Den warnenden Voraussagen Jesu von den Gefahren der letzten Nacht begegnete er mit einer Antwort, die ein starkes Selbstvertrauen bewies (Matth. 26, 3 1-35). Es fehlte ihm die Erkenntnis des eigenen Verderbens und das gesunde Mißtrauen gegen sich selbst, das mit dem rechten Vertrauen auf den Herrn gepaart bleiben muß.

So ging er in die Leidenszeit hinein und kam in derselben tief zu Fall. Laßt uns achthaben, daß niemals in unserm Innern jenes falsche Bewußtsein herrscht: »Bei mir kann man unbesorgt sein. Wenn auch andere in Gefahr stehen mögen, einen Fall zu tun, so wird das bei mir niemals eintreten können.« Wehe uns, wenn wir in eigenem Kraftbewußtsein einer schweren Zeit und Stunde entgegengehen!



siehe auch 1. Wie Judas in die Passionszeit hineinging -> Matth. 26, 15 3. Wie Thomas in die Passionszeit hinein ging -> Joh. 11, 16