Mt 26,13
C.Eichhorn
Maria, ein leuchtendes Vorbild der Liebe zu Jesu (VI)
Wahrlich, ich sage euch, wo dieses Evangelium gepredigt
wird in aller Welt, wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis,
was sie getan hat. Matth. 26, 13
Gute Werke werden nicht vergessen. Sie kommen in das
"Gedächtnis vor Gott". Einst werden sie alle offenbar
werden, wenn die Bücher Gottes sich öffnen. Gott ist nicht
vergeßlich (Hebr. 6, 10). Er merkt sich alles, was aus
lauterem Sinn getan wird. Im Propheten Maleachi lesen wir
von einem Denkzettel oder Gedenkbuch Gottes, das geschrieben
ist für die, die ihn fürchten und an seinen Namen denken.
Die guten Werke, die zur Ehre des Herrn geschehen, kommen
nicht in die Geschichtsbücher und Chroniken der Menschen.
Wohl aber sind sie bei Gott aufgezeichnet. Was hier an
großen Taten gepriesen und gefeiert worden ist, wird einst in
der Ewigkeit vergessen sein. Aber was im Verborgenen Gutes
getan wurde, das wird die Ewigkeit offenbaren zur Freude
aller Gotteskinder. Es ist besser, wenn wir hier unbekannt
bleiben. Wird jetzt im Leben schon soviel Wesens aus uns
gemacht, kann es leicht sein, daß wir "unseren Lohn dahin
haben". "Liebe es, unbekannt zu bleiben!" war der Wahlspruch
von Thomas von Kempen.
Marias Liebestat durfte auch hier in der Zeit nicht vergessen
werden. Solange sie noch lebte, blieb sie verschwiegen.
Aber der Herr Jesus hat dafür gesorgt, daß sie später in
aller Welt bekannt werden mußte. Im Gehorsam gegen Jesu
Wort haben die Evangelisten die Salbung Jesu treu berichtet.
Was damals in dem bescheidenen Haus zu Bethanien geschehen
ist, kommt vor die Ohren der ganzen Welt. Überall, wo die
Bibel hinkommt und wo von Jesus gepredigt wird, geschieht
auch Erwähnung von dieser Salbung in Bethanien.
Sie war nicht ein nützliches Werk im gewöhnlichen Sinn. Und
doch hat sie schon unendlich viel Nutzen gestiftet. Denn sie
verkündet lautere, reine Jesusliebe, die das einzige ist, was
Gott wirklich an uns wohlgefällt. Die Liebe, die sich in
dieser Salbung ausspricht, duftet seit über 1900 Jahren
Unzähligen ins Herz hinein und spornt an zu gleicher Liebe.
Jesu Liebe allein ist das wahre Leben der Seele. Wo sie
fehlt, herrscht Tod und Unfruchtbarkeit. Der Mensch ist reif
für das ewige Feuer.
Drum laß ich billig dies allein, o Jesu, meine Freude sein,
daß ich dich herzlich liebe; daß ich in dem, was dir gefällt,
was mir dein Wort vor Augen hält, aus Liebe stets mich übe,
bis ich endlich werd' abscheiden und mit Freuden zu dir kommen,
aller Trübsal ganz entnommen.
D.Rappard
Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen
Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis,
was sie getan hat.
Matth. 26,13.
Unauflöslich ist die Erzählung von der Salbung in Bethanien
verknüpft mit der Leidensgeschichte unseres Herrn. Das
hat er auch vorausgesagt und offenbar gewollt. Was hat
denn diese Tat einer schlichten Frau so wertvoll gemacht?
S i e w a r d e r A u s f l u ß e i n e r g r o ß e n L i e b e.
L i e b e verlangt das treue Vater- und Mutterherz von dem
geliebten Kinde. L i e b e erwartet der Bräutigam von der
Braut, die ihm lebenslang angehören soll. Und das starke
Heilandsherz, das aus Liebe im Tode gebrochen ist, kann sich nur
zufrieden geben mit reiner, dankbarer G e g e n l i e b e. Denn
in der Liebe ist alles eingeschlossen. So ist Maria, ihr selbst
wohl unbewußt, von der Liebe gelehrt worden, den heiligen Leib
Jesu zu salben zu seinem Begräbnis.
D i e g r o ß e L i e b e b r a c h t e e i n g r o ß e s
O p f e r. - Die Narde war etwas überaus Kostbares. Es ist
eine merkwürdige Wechselwirkung zwischen Liebe und Opfer.
Je mehr du opferst, desto mehr liebst du; und je mehr du
liebst, desto mehr drängt es dich, zu opfern. - Am Schluß einer
Versammlung, auf die Gottes Liebe reichlich ausgegossen war, fand
sich im Opferteller eine Anweisung auf fünfundzwanzigtausend
Franken mit den Worten: ,,Ein Tropfen Nardenwasser für
meinen Herrn."
Jesu, laß doch Deine Liebe
Durch des Heil'gen Geistes Triebe
Sich in unser Herz ergießen,
Laß im Glauben Dich genießen!