Mt 26,8
C.Eichhorn
Maria, ein leuchtendes Vorbild der Liebe zu Jesu (III)
Als das seine Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen:
Wozu dient diese Vergeudung? Matth. 26, 8
Der Anstifter dieser häßlichen Rede war Judas. Leider taten
etliche andere mit. Das Gute wirkt ansteckend, aber noch
stärker das Böse. Ein gutes Wort, aber noch mehr ein böses
ist ein Samenkorn, aus dem sich eine ganze Saat entwickeln
kann. Darum hüte deine Lippen! Sei langsam im Reden! Hüte
dich auch, einzustimmen, wenn ein böser Ton angestimmt wird!
Der schauspielerisch fromme Judas hat hier seine innerste
Gesinnung verraten. Er stand kalt, ja gehässig dem Heiland
gegenüber. Eine Seele wie Maria, die in zarter Liebe dem
Heiland hingegeben war, ist diesem finsteren Menschen
zuwider. Er offenbart seine häßliche Gesinnung und verbirgt
sie auch gleich wieder hinter einem scheinbaren Gutmeinen
gegen die Armen. In Wahrheit war's ihm aber nicht um die
Armen, sondern um sich selbst zu tun. Er hätte von diesem
schönen Geld gern etwas in seine Tasche fließen sehen. Der
Herr Jesus durchschaut ihn. "Wenn ihr wollt", so erwidert er,
"könnt ihr den Armen allezeit Gutes tun." Ihr wollt es gar
nicht ernstlich. Ihr habt die Sorge für die Armen nur zu
einem Aushängeschild gemacht. Eine Vergeudung nennt Judas
diese Tat. In Wahrheit aber ist alles das Vergeudung, was
man dem Herrn Jesu versagt und im Dienst der Eitelkeit, der
Ehrsucht und eigner Liebhabereien aufwendet. O, wieviel haben
wir alle schon vergeudet an Zeit, Kraft und Geldmitteln!
Wir sind vielleicht über unsern Stand und unser Vermögen
hinausgegangen und haben Schulden gemacht, nur um unsere
selbstsüchtigen Gelüste zu befriedigen. Welche Geldsummen
verschlingt der Sündendienst, die Trunksucht und die
Unzuchtssünde, wieviel die Putzsucht! Milliarden werden
verraucht. Wieviel edle Seelen- und Leibeskräfte werden durch
wüste Leidenschaften und niedere Begierden aufgezehrt! Das
Leben so vieler wird verkürzt durch Ausschweifungen. Was wir
für Jesus opfern, ist nie verschwendet. Was wir der Eitelkeit
und der Sünde opfern, ist unwiederbringlich verloren. Was wir
ihm geben und für ihn verbrauchen, empfangen wir vielfältig
wieder, schon hier in der Zeit, erst recht aber in der
Ewigkeit. Was wir um seinetwillen verlieren, ist nicht
verloren.
Kann man denn für ihn überhaupt zuviel tun? Wenn du ihm dein
alles gibst, hat er nicht für dich schon zuerst sein alles
dahingegeben, sein Leben bis auf den letzten Blutstropfen
geopfert? Hätte ihm nicht der Gedanke kommen können: Für
solch undankbare, häßliche Geschöpfe sich selbst zu opfern,
ist übel angewendet!? Hätte es ihm nicht eine Vergeudung
dünken können, für das sündige Menschengeschlecht sein Blut
zu vergießen? Er dachte nicht so; ihm war nichts zuviel,
nichts zu teuer, nichts zu groß, das er nicht für uns Sünder
hergegeben hätte. Alles: sein Leben, seine Ehre, sein
Wohlsein, zuletzt auch seine Kleider ließ er sich nehmen.
Und für diesen Heiland könnten wir zuviel tun?
Ch.Spurgeon
"Als das seine Jünger sahen, wurden sie entrüstet und
sprachen: Wozu diese Verschwendung?" Matthäus 26,8
Die erste Zeit der Christen war eine Zeit der Wunder, weil
die Christen damals noch ihrem Herzensdrang folgten. Eine
Stimme im Herzen des Apostels sprach zu ihm: "Gehe hin in ein
heidnisches Land und predige!" Er berechnete nie die Kosten,
fragte nicht, ob sein Leben gefährdet sein oder er Erfolg
haben würde; er ging und tat, wozu sein Herz ihn trieb.
Von einem anderen wurde gefordert: "Gehe hin, verteile alles,
was du hast!" Und der Christ ging hin und legte alles in die
allgemeine Kasse. Nie kam in ihm die Frage auf, ob es seine
Pflicht sei. Nein, das Herz drängte ihn dazu, und er tat es
sogleich.
Wir Kinder dieses Zeitalters sind in ausgefahrene Gleise
geraten und in Traditionen erstarrt. Wir tun nur zu leicht,
was andere auch tun, begnügen uns mit ihrem Kurs und
verrichten unsere sogenannten christlichen Pflichten
nur formell.
Wie ganz anders war es mit Maria, die jegliche Form
unbeachtet ließ und das tat, wozu das Herz sie trieb. Was
Maria tat, tat sie ausschließlich für den Herrn Jesus selbst.
Weshalb verkaufte sie nicht die Salbe oder das köstliche
Nardenwasser und gab das Geld den Armen? Vielleicht dachte
sie: Ich liebe ja die Armen und bin jederzeit bereit, sie
zu unterstützen; aber ich möchte jetzt etwas persönlich für
meinen Herrn tun. Darin lag die wirkliche Schönheit der
Liebestat Marias. Sie wußte, daß sie ihm alles zu verdanken
hatte. Er war es doch gewesen, der ihr ihre Sünden vergeben
hatte; er war ihre Hoffnung, ihre Freude und alles! Sie
mußte diesem geliebten Herrn etwas schenken. Sie konnte sich
nicht damit begnügen, etwas in den Beutel zu legen; sie mußte
gehen und die Salbe direkt auf sein Haupt schütten. Es hätte
sie nicht befriedigt, wenn Petrus, Jakobus oder Johannes
daran teilgehabt hätten; alles mußte über Jesu Haupt gegossen
werden. Mochten andere es auch für Verschwendung halten -
sie wußte, daß es keine Verschwendung war.