Mt 25,10
C.H.Spurgeon
Und die bereit waren, gingen mit ihm ein zur Hochzeit.
Matt. 25, 10.
In der Schrift wird dieses Leben immer als eine Vorbereitung
auf das Zukünftige dargestellt. "Schicke dich, Israel, und
begegne deinem Gott." "Die, welche bereit waren, gingen mit ihm
hinein zur Hochzeit und die Tür wurde verschlossen." Es gibt in
dieser Welt ein Sich-fertig-machen auf die zukünftige; oder, um
ein biblisches Bild zu gebrauchen, wir müssen hier das
Hochzeitskleid anlegen, welches wir in der Ewigkeit tragen
sollen. Dieses Leben ist gewissermaßen das Vorzimmer zum Palast
des Königs, wir müssen unsere Schuhe ausziehen von unseren
Füßen, wir müssen unsere Kleider waschen und uns bereit machen,
zum Abendmahl des Lammes zu gehen. Überall tritt in der Schrift
der Gedanke hervor, so deutlich, als wäre er mit einem
Sonnenstrahl geschrieben, daß diese Welt der Anfang des Endes
ist - die Vorbereitungszeit für die Ewigkeit. Habt ihr jetzt
kein Leben aus Gott, wie wollt ihr bestehen, wenn sich das
Jetzt in das Ewig verwandelt hat? Wenn nun eure Tage und Jahre
vergangen sind, wie wird es euch ergehen, wenn ihr alle eure
Tage ohne Gott und ohne Christus verlebt habt? Denkt ihr, nach
dem Tod in Eile das weiße Gewand überzuwerfen? O wehe, ihr
werdet umgürtet sein mit eurem Leichentuch und das weiße Gewand
werdet ihr nicht anziehen können. Denkt ihr, daß ihr euch in
dem Jordan des Todes waschen und reinigen werdet? O wehe,
Verwesung werdet ihr in eurem Grab finden, aber keine
Heiligkeit. Hofft ihr darauf, daß ihr nach eurem Abscheiden
Vergebung finden werdet?
Kein Gnadenwort wird je erschallen
Im kalten Grab, nach dem wir wallen:
Des Todes grause Dunkelheit
Gebietet ew'ge Schweigsamkeit.
Chr.Blumhardt
Welche bereit waren, gingen mit dem Bräutigam hinein zur
Hochzeit. Matth. 25, 10.
Das ist ein großes Wort, das immer seine Wahrheit hat. Zu allen
Zeiten, in allen Verhältnissen, die nicht gerade stagnierend
geworden sind, in denen es Fortschritte, Bewegungen gibt, kommt
es von Zeit zu Zeit auf einen Entscheidungspunkt; und die, die
bereit sind, greifen zu, die andern bleiben draußen. So war es,
als Johannes kam: die welche bereit waren, griffen zu, die
andern liefen den alten Weg. So war es, als Jesus kam: die
bereit waren, griffen zu, aber die meisten gingen den alten
Weg. Als die Apostel unter den Juden auftraten, fielen etliche
zu, die andern sind bis heute draußen. So ist es immer: die
einen gingen mit dem Bräutigam hinein zur Hochzeit, die andern
blieben draußen. Auch in den Entwicklungen der
Kirchengeschichte kam es oft so vor: die einen griffen zu und
die andern blieben draußen. Ganz auffallend ist es bei der
Reformation; die einen griffen zu und die andern blieben
draußen. Es ist allemal nur eine Zeit lang offen, und dann
geht's zu. Wer heute wieder eine Reformation machen wollte,
oder wer heute die Katholiken zu Protestanten machen wollte,
ist unzeitgemäß, - es ist ein Unsinn, die Tür ist zu! Auch wenn
heute einer auftreten würde mit neuen Reformen, es würde nichts
nützen. Heute gilt es wieder zu warten, waren, bis der Moment
kommt, - dann greift zu! und dann - wer weiß, wie's dann geht!
So muß man dieses Gleichnis als eine in der Geschichte immer
sich wiederholende Sache auffassen und nicht bloß ganz ans Ende
stellen. Es fängt schon zu Jesu Zeit an, zur Apostelzeit geht's
fort, später wiederholt sich's und so fort: in verschiedenen
Gegenden, in verschiedenen Formen gibt Gott immer wieder etwas
zum Fortschritt, - die einen greifen zu und die andern bleiben
zurück!