Mt 25,8
W.MacDonald
»Ihr aber, laßt euch nicht Rabbi nennen: denn e i n e r ist
euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht
jemand auf der Erde euren Vater nennen; denn e i n e r ist
euer Vater, der in den Himmeln ist. Laßt euch auch nicht
Meister nennen, denn e i n e r ist euer Meister, der
Christus.« Matthäus 25,8-10
Der Herr Jesus warnte Seine Jünger vor hochtrabenden Titeln,
die dem Ego schmeicheln und unser Ich an die Stelle der
Dreieinigkeit setzen. Gott ist unser Vater, Christus ist
unser Meister, der Heilige Geist unser Lehrer. Wir sollten
diese Titel in der Versammlung nicht beanspruchen. Natürlich
haben wir in der Welt einen irdischen Vater, in unserer
Arbeit haben wir einen Meister oder Chef, und in der Schule
haben wir Lehrer. Aber im geistlichen Bereich erfüllen die
Personen der Gottheit diese Rollen und sie allein sollten
auch mit diesen Titeln geehrt werden.
Gott ist unser Vater in dem Sinn, daß Er uns das Leben gibt.
Christus ist unser Meister, weil wir Ihm gehören und Seiner
Leitung unterworfen sind. Der Heilige Geist ist unser
Lehrer, weil er der Verfasser und Ausleger der Heiligen
Schrift ist; all unser Lehren muß von Ihm geleitet sein.
Wie seltsam ist es dann, daß die Kirchen bis zum heutigen Tag
diese Ehrentitel vergeben, als ob Christus nie davor gewarnt
hätte. Immer noch werden Priester »Pater«, d.h. »Vater«
(bzw. »Father«, »Padre« usw.) genannt oder als »Herr«
bezeichnet (besonders im süddeutschen katholischen
Bereich; siehe auch engl. »Dominie«, span. »Dom«, ital.
»Don«, »Monsignore«). Geistliche lassen sich häufig mit
»Hochwürden« (engl. »Reverend«) anreden, was in der
Bibel eigentlich Gott vorbehalten ist (Offenbarung 4,11;
5,9.12). Der Titel »Doktor« kommt vom lateinischen
»docere«, »lehren«. »Doktor« bedeutet also Lehrer.
Dieser Titel, ob nun durch Studium oder ehrenhalber erlangt,
kann von einer Institution kommen, die eher eine Brutstätte
des Unglaubens als ein Bollwerk des christlichen Glaubens
ist. Und doch, wird jemand als »Dr.« in die Versammlung
eingeführt, so meint man sofort, daß seine Worte zusätzliches
Gewicht aufgrund seines Titels haben. Das ist natürlich
völlig grundlos. Ein buckeliger Straßenkehrer, der vom
Heiligen Geist erfüllt ist, kann unter Umständen eher ein
Sprachrohr Gottes sein als ein ungeistlicher Mann mit Titel
und Würden.
Natürlich sind diese Titel im sogenannten weltlichen Bereich
durchaus am Platz. In dieser Sphäre gilt der Grundsatz:
»Gebet allen, was ihnen gebührt: ... die Ehre, dem die
Ehre gebührt« (Römer 13,7). Aber das Prinzip, das in der
Versammlung Anwendung findet, wurde vom Herrn niedergelegt
mit den Worten: »...ihr alle aber seid Brüder« (Matthäus
23,8).