Matthäus

Mt 16,20 J.Kroeker Von der Reichsgottesoffenbarung im Sohn.

"Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nehme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er sie wieder löse?" Matth. 16,20 f.

Nicht wenig er hart ist auch Jesu Reichsgottesbotschaft über alles Erhabene in der Welt. In der Welt zählen Gewinne und Besitz, Geltung und Ehre, Genuss und Wohlleben in ihren mannigfaltigsten Formen und Erscheinungen zu den höchsten Werten des Lebens. An sich hat auch Jesus das Schöne der Schöpfung, die Kraft des Lebens, das Werden des Menschen, den Ertrag der Arbeit voll und ganz bejaht. Sobald jedoch diese Werte von einem Geiste beherrscht wurden, wo der Segen dem Menschen zum Fluche wurde, da war sein Urteil über alles in der Welt unerbittlich hart.

Eines Tages sprach Jesus zu seinem engsten Jüngerkreis von den Ihm bevorstehenden Leiden. Petrus widersprach Ihm mit den Worten: "Das widerfahre Dir nur nicht!" Darauf erhält Petrus nicht nur das scharfe Wort: "Hebe dich fort, Satan. Du bist mir ärgerlich, denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist." Im Anschluss daran wendet sich Jesus an seine ihm folgenden Jünger mit den Worten: "Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele."

Nie ist in der Welt der Wert einer Seele, d.h. die eigentliche Persönlichkeit eines Menschen so hoch eingeschätzt worden, wie von Jesus._ Sie ist ihm Gottes, des Schöpfers höchstes Eigentum, des Vaters verlorener Sohn. Geht dem Menschen Gott und das Vaterhaus verloren, dann vermag die ganze Welt mit ihrem Gewinn niemals diesen Verlust aufzuwiegen. Verliert der Mensch seine Seele, d.h. geht sie Gott verloren, dann mag er aus der Hand des Versuchers auch die ganze Welt als Besitz und Herrschaftsgebiet empfangen, zur Hölle wird ihm sein Gewinn werden.

Dem Gesagten ganz verwandt ist auch, wenn Jesus von den Reichen sagt: Wie schwer sie in das Königtum Gottes eingehen werden. Sagt Jesus damit etwa, dass Besitz an sich Sünde ist? Niemals! Zu welch einem Verhängnis es aber für uns werden kann, wenn wir über viele Güter verfügen, zeigt uns das Erlebnis des reichen Jünglings. Wer mithin den Besitz, den Reichtum höher stellt als das Königtum Gottes, wird nicht in das Reich der Himmel eingehen. Vor Gott und seiner Königsherrschaft müssen alle Werte, ja schlechthin alle Werte zurücktreten, sobald sie uns im Blick auf die ewigen Dinge zum Skandalon, zum Anstoß zu werden drohen.