Mt 14,28
C.Eichhorn
Ein Glaubenswagnis
Petrus sprach: Herr, heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser!
Jesus sprach: Komm her! Matth. 14, 28.29
Das Wandeln Jesu auf dem Meer war auch für den Menschensohn
eine Tat des Glaubens. Er hat durch den Glauben die
Naturgesetze durchbrochen und seinen Jüngern und uns gezeigt,
daß der Glaube auch das sonst Menschenunmögliche möglich
machen kann. Jesu Weg war beständig ein solcher Glaubensweg.
Unser Weg zu Jesu und dann der Weg mit Jesu ist auch ein
beständiges Wagnis, ein Glaubensweg. Dies bedeutet das
Wandeln des Petrus auf dem Meer. Jesus hat nicht einen
Vorwitz des Petrus befriedigt oder seiner eitlen
Selbstgefälligkeit Genüge geleistet. Er will für alle Zeiten
festlegen, daß der Weg zu ihm und mit ihm das Gegenteil von
einem gangbaren, wohlgebahnten Weg ist. - Einen solchen
denkt sich die weltliche Klugheit aus. Es ist der breite
Weg. Er leuchtet unserer natürlichen Vernunft ein. Der
Glaubensweg ist dem natürlichen Menschen töricht. Für ihn
ist alles, was gegen die menschliche Erfahrung geht,
unmöglich. Er glaubt nicht und wagt nicht den Herrn zu
bitten:
"Heiß mich zu dir kommen!" Nur auf dem breiten Weg, den die
große Masse wandert, bieten sich ihm verlockende Aussichten,
er sieht scheinbar festen Grund vor sich. Es scheint alles
zu stimmen und ist scheinbar kein Zweifel am Gelingen. Wie
oft sind die Menschen schon in die Brüche gekommen, obwohl
alles wohl ausgeklügelt und fein ins Werk gesetzt war! Wie
viele werden erst dort innewerden, daß sie den rechten Weg
verfehlt und in die Verdammnis geraten sind! - Der Weg
zu Jesu und dann an seiner Seite empfiehlt sich unserer
Vernunft nicht. Es ist ein Weg, der keine Ehren und Vorteile
verspricht, im Gegenteil, Verachtung und Schmach. Es ist ein
Weg durch Wüste und Dunkel, während die andern lichte, helle,
breite Straßen ziehen. "Ich komme nicht durch, ich verspiele
alles", sagt der Verstand. Dann die inneren Schwierigkeiten!
"Ich stecke zu tief drin, ich komme nicht heraus aus meinem
alten Wesen", so heißt's in der Seele, die auf das sieht, was
vor Augen ist. Doch Jesus sagt: Komm her! Er, der in deiner
Seele ein Sehnen und Verlangen erweckt hat, das nur er
stillen kann, ruft dich eben dadurch zu sich. Also Mut!
Wage es im Vertrauen auf seine Zusage! Er ist stärker als
deine Verhältnisse und alle die Schwierigkeiten, die sich
gegen dich auftürmen. Er ist stärker als die finsteren
Sündenmächte, die dich nicht loslassen wollen. Vertrau nur
blind und - lerne im Glauben den Herrn bitten: "Herr, heiß
mich zu dir kommen auf dem Wasser!" Schau dabei nicht auf
dich und deine Sünde! Denke nicht, daß es dir unmöglich sei,
diesen Schritt zu Jesu zu wagen! Sieh nicht das Meer der
Schwierigkeiten und nicht den Sturm satanischer Widerstände,
sieh nur den Herrn an und höre im Glauben sein "Komm her!"
Dann tritt auf den Boden der Gnade, nimm Wasser und Wogen
unter deine Füße und verlaß das Schiff alter Gewohnheiten und
leerer Vorurteile und Zweifel!