Matthäus

Mt 11,30 C.Eichhorn Gehorsam vermehrt und vertieft den Seelenfrieden Ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. Matth. 11, 29.30

Mit Erquickung empfängt der Heiland die mühselige und beladene Seele. Von ihm erquickt, ist sie willig und imstande, sein Joch aufzunehmen und sich in seine Schule zu begeben. Auf diesem Wege findet sie dann neue Erquickung oder tiefe innerliche Ruhe und Wohlsein. Der Friede des Herzens ruht auf der Gnade der Vergebung aller Sünde.

Er wird aber erhalten und gemehrt durch Gehorsam und immer völligere Überwindung der Sünde. Sobald wir dem Bösen nachgeben, ist der Friede gestört und wird nur durch neue Beugung und Besprengung mit dem Blute Jesu wiedergewonnen. Unser Friede ist aber auch so lange noch nicht völlig, als wir mit dem Willen Gottes innerlich nicht ganz übereinstimmen. Wir wollen z. B. etwas nicht annehmen, was uns lästig und beschwerlich ist, es ist ein inneres Widerstreben und Auflehnen vorhanden: Was ist die Folge? Inneres Unbehagen und Unfriede. Da tragen wir ein Stück Hölle im Herzen. Denn der Himmel ist die Harmonie des Willens mit Gott. Je bessere Fortschritte wir in der Schule Jesu machen, desto tiefer senkt sich der Friede ins Herz.

Solange wir noch nicht gelernt haben, unser Ich mit seinen Ansprüchen und Rechten zurückzustellen, sind wir leicht reizbar und empfindlich, machen uns und andern viel Plage und Unruhe. Die Seelenruhe wächst in dem Maße, als wir lernen, uns selbst zu vergessen.

Sodann der irdische Sinn, die geheime Geldliebe, ziehen sie nicht ein Heer von Sorgen nach sich? Haben sie nicht gar viel Hetze und Aufregung im Gefolge? Je mehr wir in der Schule Jesu himmlischen Sinn uns aneignen, desto tiefer wird unser Friede sein.

Endlich die Leidensscheu und Menschenfurcht, wie ist sie doch eine Quelle so vieler Angst und Pein! Je mehr wir von Herzensgrund sprechen lernen: Ja, Vater, desto gestillter wird die Seele. Je mehr wir nur Gott fürchten und ihn in unseren Herzen heilig und hoch halten, desto weniger zittern wir vor Menschen. Der Friede, der zunächst ein reines Gnadengeschenk ist, wird zu einem Ergebnis unseres Fleißes und der Treue in der Schule des Gehorsams. Darum sagt Jesus: Ihr werdet Ruhe finden. Der Seelenfrieden stellt sich ein und fällt, wie ein verlorener Gegenstand, dem glücklichen Finder zu.

Höchstes Gut der Güter, Ruhe der Gemüter, Trost in aller Pein: Was Geschöpfe haben, kann den Geist nicht laben, du vergnügst allein! Was ich mehr als dich begehre, mein Vergnügen in dir hindert, meinen Frieden mindert.

Was genannt mag werden, droben und auf Erden, alles reicht nicht zu. Einer nur kann geben Freude, Ruh' und Leben, eins ist not: nur du!

Hab' ich dich nur wesentlich, so mag Leib und Seel' verschmachten, will ich's doch nicht achten.





D.Rappard Lernet von mir. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. Matth. 11,29.30.

Kommet zu mir! Nehmet mein Joch! So hat Jesu Wort uns zugerufen. Nun fügt er ein drittes hinzu: Lernet von mir! Die Zucht seiner Gnade ist eine Schule. Der Ruhespender ist zugleich unser Lehrmeister. Zwei Dinge sind es, die er hier als Pensum nennt: S a n f t m u t und D e m u t. Wahre innere Sanftmut, tiefe, echte Demut lernt man nur von ihm, der gelitten hat wie ein Lamm und sich heruntergelassen hat zu den Ärmsten und Sündigsten. Und man lernt diese Aufgaben nur im vertrauten Verkehr mit ihm, wenn er selbst ins Herz einzieht und uns beeinflussen kann nach seinem Wohlgefallen. Ich legte einst unabsichtlich ein duftendes Pflänzlein in eine Schachtel Postpapier. Nach einiger Zeit wollte ich einen Briefbogen herausnehmen, und siehe da! jedes Blättlein hatte den kostbaren Duft angenommen. Das wurde mir zum Gleichnis: So bleibe du immer im verborgenen Herzensumgang mit dem, der da ist der auserlesene Z w e i g, der Inbegriff alles Lieblichen und Guten, dann wird ganz unbewußt etwas von seinem Duft dir anhangen. Das ist auch der Weg, auf dem du die Wahrheit seines Wortes erfahren wirst: Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Herr, gib mir ein aufmerksames Ohr und einen demütigen, geschmeidigen Sinn, damit ich Deine Lehren verstehe und Deinen Willen freudig tue.