Mt 11,27
W.MacDonald
»Und niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater.«
Matthäus 11,27
Mit der Person des Herrn Jesus ist ein tiefes Geheimnis
verbunden. Ein Teil dieses Geheimnisses ist die Verbindung
absoluter Gottheit und voller Menschheit in e i n e r Person.
So erhebt sich beispielsweise die Frage, wie jemand mit den
Eigenschaften Gottes gleichzeitig die Beschränkung des
endlichen Menschen haben kann. Kein bloßer Mensch kann die
Person Christi begreifen. Nur Gott der Vater versteht Ihn.
Viele der schlimmsten Irrlehren, welche die Kirche
heimgesucht haben, drehten sich um diesen Gegenstand. Ohne
ihr eigene Begrenztheit zu berücksichtigen, haben sich
Menschen mit etwas beschäftigt, was einfach zu tief für sie
ist. Manche haben die Gottheit unseres Herrn auf Kosten
Seiner Menschheit überbetont. Andere haben auf Seine
Menschheit solchen Nachdruck gelegt, daß sie dadurch Seine
Gottheit angetastet haben. William Kelly schrieb einmal:
»Der Punkt, wo sich der Irrtum einschleicht, ist die
Menschwerdung des Sohnes Gottes; denn es ist die komplexe
Person des Herrn Jesus, die gerade das totale Versagen aller
anderen Personen verdeutlicht. Zweifelsohne gibt es zunächst
solche, die Seine göttliche Herrlichkeit direkt verleugnen.
Aber es gibt eine viel raffiniertere Weise, in welcher der
Herr Jesus herabgezogen wird. Obwohl man Ihn als Gott
bekennt, verwischt man durch die Menschheit des Herrn Seine
Gottheit und neutralisiert so das Bekenntnis Seiner Person.
Auf diese Weise gerät man bald in Verwirrung und stellt das,
was Ihn in Verbindung mit uns Menschen hier unten bringt,
dermaßen in den Vordergrund, daß es das verfälscht, was Er
mit Gott gemeinsam hat. Es gibt einen einzigen einfachen
Schutz, der die Seele bezüglich dieser Dinge bewahrt, und
der besteht darin, daß wir es uns niemals anmaßen, hier
eindringen oder gar darüber diskutieren zu wollen, weil wir
dadurch Gefahr laufen, daß wir uns in menschlicher Torheit
auf heiligen Boden begeben. Auf solchem Boden sollten wir
aber nichts anderes als Anbeter sein. Wo dies von der Seele
vergessen wird, wird man bald feststellen, daß Gott da nicht
mitmacht - daß Er den, der voller Selbstanmaßung aus sich
heraus über den Herrn Jesus zu sprechen wagt, in seiner
eigenen Torheit bloßstellt. Allein durch den Heiligen Geist
können wir verstehen, was über den Eingeborenen geoffenbart
ist.«
Ein hochgeschätzter Diener des Herrn gab seinen Schülern
einmal den Rat, sich strikt an die Sprache der Schrift zu
halten, wenn sie über die doppelte Natur unseres Herrn
redeten. Wenn wir unsere eigenen Ideen und Spekulationen
mit hineinbringen, dann schleichen sich Irrtümer ein.
Niemand erkennt den Sohn. Nur der Vater erkennt Ihn.
Die hohen Geheimnisse Seiner Herrlichkeit
Übersteigen das Begreifen des Geschöpfes.
Der Vater allein - welch herrliche Wahrheit
Kann den Sohn völlig begreifen.