Matthäus

Mt 10,39 C.Eichhorn Das wahre Leben erblüht aus dem Tod des Adamslebens Wer sein Leben findet, der wird's verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden. Matth. 10, 39

Das ist eines der Grundgesetze im Reich Gottes. Es findet seine Anwendung in Zeiten der Verfolgung. Wer sein Leben erhalten will und darum den Glauben verleugnet, der verliert es. Wer es aber um des Evangeliums willen hergibt, der findet es im vollsten Sinn, als ewiges Leben. Dieses Wort findet aber auch eine allgemeine Anwendung. Was macht denn im Grunde das Leben aus? Die Güter und Freuden, die seinen Inhalt bilden. Nimm alles weg aus dem Leben: alles irdische Gut, alles Wohlsein, alle Ehre, dann hat es seinen Wert verloren. Der Weltmensch wirft es weg, er mag nicht mehr weiterleben, wenn ihm das Leben nichts bietet als Elend, Schmerz und Verachtung. Wer das wahre Leben gewinnen will, muß sein irdisches Leben drangeben mit seinen weltlichen Gütern, Ehren und Freuden. Wer in diesen vergänglichen Dingen sein eigentliches Leben findet, wer darum nur ein solches Leben anstrebt, der findet das Gegenteil von dem, was er sucht. Das Ende ist der Tod. Sein Leben ist beherrscht von der Eigensucht. Und ein Selbstleben endet im Untergang. Wir müssen das sündige Selbstsuchtsleben verlieren. Wir müssen bereit sein, alles daranzugeben, auch die edelsten irdischen Güter und Freuden. Es darf nie heißen: "Davon kann ich mich nicht trennen", "Das kann ich nicht ertragen" - nein, wir müssen uns von allem lösen und lösen lassen, wenn Gott Schnitte, tiefe Schnitte macht. Nur dann gewinnen wir das wahre, ewige Leben. Eine Wahrheit, die unsere Natur erzittern und erschauern läßt, nicht wahr? Aber nimm die Sache einmal von der andern Seite! Nicht du bist es, der das Leben allmählich abtöten und seine Triebe ersticken muß. Nein, Christus nimmt dir's. Er hat das niedere Selbstsuchtsleben durch seinen Tod bereits mitverschlungen. Er macht dir dieses traurige Leben unter der Herrschaft der Lüste und Begierden zur Sünde und zur Last und erweckt Sehnsucht nach dem heiligen Leben unter dem Regiment des Geistes. Sein Leben wird dein Leben. Verliere dich an ihn, übergib ihm dein Leben mit all seinen fleischlichen Trieben und irdischen Zielen, er zieht dich hinein in sein Sterben und schenkt dir sein neues Leben, das von der Liebe zu Gott und den Brüdern regiert wird. Das Sterben ist bitter, doch Jesu Sterben wird dein Sterben. Und jedes neue Sterben mit ihm bringt Lebenserhöhung und Mehrung des wahren Lebens, das so reich und selig ist im Besitz der Liebe Gottes.

- Wenn wir in und mit Jesu unsere Seele und das ewige Leben gewinnen, dann mag das äußere Leben mit seinen Scheingütern, Genüssen und Ehren uns verlorengehen. Wir verlieren nichts. Aber alles verlieren wir, wenn wir uns schämen, uns offen zum Heiland und zu seinen verachteten Jüngern zu bekennen.