Mt 9,2
Ch.Spurgeon
"Und als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten:
Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!"
Matthäus 9,2
Die Träger des Gichtbrüchigen hatten das Dach durchbrochen,
um ihn zum Heiland zu bringen. Sie hatten ihn über den
Köpfen der Volksmenge hinabgelassen, und da lag er nun auf
seinem Bett vor dem Herrn Jesus, unfähig, Hand oder Fuß zu
bewegen, aber mit einem Blick der Erwartung, den der Herr
Jesus wohl verstand. Der Herr wartete nicht auf ihre Anrede,
sondern sah ihren Glauben. Matthäus schreibt: "Als Jesus
ihren Glauben sah . . ."
Wer kann Glauben sehen? Wir können nur seine Wirkungen
erkennen, und die waren in diesem Fall vorzüglich, denn das
Dach aufzubrechen und den Mann in einer so sonderbaren Weise
zu Christus zu bringen waren Beweise ihres Glaubens, daß
Jesus ihn heilen würde.
Doch sahen die Augen des Herrn Jesus nicht nur die Beweise
ihres Glaubens, sondern den Glauben selbst. Dort standen die
vier Männer, in deren Augen der Herr Jesus las: "Meister,
sieh, was wir getan haben. Wir sind überzeugt, daß es das
Rechte war und du ihn heilen wirst."
Ach, Freunde, wir können den Glauben eines anderen Christen
nicht sehen, wohl aber seine Früchte. Manchmal glauben wir,
einen Mangel an Glauben wahrnehmen zu können; aber um den
Glauben selbst sehen zu können, bedarf es einer göttlichen
Erleuchtung. Jesus sah ihren Glauben, und heute schaut
dasselbe Auge nach eurem Glauben aus. Einige von euch mögen
sich ihrer Sünde bewußt sein, und der ganze Glaube, den ihr
habt, ist nur eine schwache Hoffnung, ein schwacher Glaube,
daß ihr Vergebung empfangen werdet, wenn der Herr Jesus
nur ein Wort zu euch spricht. Wenn euer Glaube auch noch
so klein ist, mein Meister sieht auf den winzigsten
Glaubensfunken, um aus ihm eine Flamme des geistlichen Lebens
zu machen. Er ist der Sohn Gottes. Glaubt an ihn und seine
Fähigkeit, euch zu erretten; denn er kann es und ist auch
dazu bereit.
Ch.Spurgeon
"Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!"
Matthäus 9,2
Der Herr Jesus behandelte zuerst das Hauptübel, das diesen
Menschen befallen hatte. Er fing nicht damit an, ihn von
seiner Lähmung zu heilen. Sie war schlimm genug; aber die
Sünde ist viel ärger, als es die Lähmung irgendeines Muskels
sein kann. Die Sünde ist noch schlimmer als der Tod; deshalb
sagt der Herr Jesus am Anfang des Wunders: "Sei getrost, mein
Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!"
Das war die Jagd auf den Löwen, das größte aller Raubtiere,
das im dichtesten Wald des menschlichen Wesens lauert.
Christi Worte trieben das unreine Tier aus seinem Versteck,
und durch seine allmächtige Kraft zerriß er es.
Du magst in diesem Augenblick viel Trübsal haben; vielleicht
bist du bestrebt, sie vor dem Herrn auszubreiten. Dein
krankes Kind, dein lieber Mann, der zu Hause dahinsiecht,
das Geschäft, das zurückgeht und wahrscheinlich geschlossen
werden muß, deine eigene Krankheit, die dich so niederdrückt,
daß du kaum fähig bist, den Gottesdienst zu besuchen. Nun,
laß all diese Sachen; denn so schwerwiegend sie auch sind, so
sind sie doch im Vergleich zur Sünde unbedeutend. Kein Gift
ist so giftig wie das Gift der Sünde. Sie ist der tödliche
Biß der Schlange, deren Stich unser ganzes Leben vergiftet
und entzündet. Wenn dieses Übel fortgenommen wird, ist jedes
Übel entfernt. Deswegen beginnt der Herr das Wunder mit dem
Wort: "Deine Sünden sind dir vergeben!"
Beachtet auch, daß Jesus diesem Mann alle Sünden vergab. Er
sagte nicht: "Sie sollen vergeben werden!", sondern: "Sie
sind vergeben! Ich spreche dich von allen Sünden frei. Was
für Sünden es auch sind: deine Jugendsünden, deine Sünden als
Mann, deine Sünden vor der Lähmung, deine Sünden des Murrens,
seitdem du auf dem Krankenlager liegst. Lege sie zusammen,
und obgleich sie so zahlreich sind wie die Sterne am Himmel
und wie der Sand am Ufer des Meeres - deine Sünden sind dir
vergeben."