Matthäus

Mt 8,29 J.Kroeker Von unserer Erlösung.

"Und siehe, sie schrieen und sprachen: ,Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesu, Du Sohn Gottes? Bist Du hierher gekommen, uns vor der Zeit zu peinigen?'" Matth. 8,29.

Allem Dämonischen wird Jesus in seiner Gegenwart zur Qual. "Nun schrieen sie plötzlich auf: Was willst Du von uns, Sohn Gottes? Bist Du etwa hergekommen, uns vor der Zeit zu quälen?" Auf Grund der religiösen Anschauung der Zeit stand den Dämonen fest, dass mit dem Anbruch des Endgerichts ihnen die endlose Qual drohe. Zunächst hatten sie jedoch Ruhe gefunden in jenen beiden unglücklichen Opfern, die sich ihnen erschlossen hatten. Diese zwei geknechteten Menschen bildeten nun ihre Welt. Durch sie lebten sie weiter aus, was sie als Dämonen in ihrem Wesen waren.

Die Welt Gottes, wie sie den Dämonischen in Jesus gegenwärtig wurde, stellte sie jedoch vor eine unerbittliche Entscheidung. Entweder traten sie ein in das Gottesreich, das mit Jesus angebrochen war, oder sie mussten auf Mittel und Wege sinnen, um sich seiner Gegenwart entziehen zu können. Ihre Opfer konnten sie jedoch nicht weiter festhalten. Die beiden Menschen waren Gottes. Und mit dem Erscheinen des Sohnes in deren Leben erhob Gott Anspruch auf sie als auf sein Eigentum. Gott lässt den Menschen nicht dauernd dem ägyptischen Sklavenhause und dem weltlichen Trebertrog! Er wartet auf den verlorenen Sohn, damit er heimfinde, und wieder Tischgemeinschaft mit Ihm habe.

Es ist mithin etwas ganz Eigenartiges um die Gegenwart und die Welt Jesu! In ihr muss selbst die Finsternis ans Licht kommen. Vor Ihm gibt es kein Entfliehen. Wäre der Welt das möglich gewesen, dann wäre Jesus innerhalb der Geschichte längst tot. Er wäre tot, wie die Cäsaren der alten Welt uns tot sind. Ob nun Dämonen, Menschen oder Geistesströmungen: sie erscheinen bis heute in Jesu Gegenwart alle als das, was sie in ihrem Wesen bis dahin waren und was sie in Zukunft sein wollen. In Jesu Gegenwart wird das Leben entweder zur Flucht oder zur Hingabe, zur Verleugnung oder zur Anbetung.

In der Umgebung Jesu schwindet mithin jede von uns angenommene Neutralität der in Ihm erschienenen Offenbarung Gottes gegenüber. Das war nicht etwa nur in den Tagen seiner Knechtsgestalt so. Es bleibt das Geheimnisvolle seiner Gegenwart auch heute. Gesellschaften, Hochzeiten, öffentliche Veranstaltungen, denen die Welt Jesu innerlich fremd ist, leiden wie unter einer Qual, solange Jesus in einzelnen seiner Jünger oder Jüngerinnen unter ihnen gegenwärtig ist. Erst wenn diese sich wieder zurückgezogen haben, gewinnen sie ihre wahre Stimmung wieder. So zwingt uns seine Gegenwart, zu unserem Heil zu bejahen, was Gott bejaht, oder zu unserem Verderben zu verneinen, was Gott verneint.





J.Kroeker Von unserer Erlösung.

"Und siehe, sie schrieen und sprachen: "Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesu, Du Sohn Gottes?" Matth. 8,29.

Jesus! Wahrlich, Du bist einmal in die Geschichte getreten, und die Geschichte wird Dich nicht wieder los! Die Menschen bestreiten zwar, dass Du der Sohn bist. Sie möchten Dich in ihre Ohnmacht und in ihre Welt hinabziehen, um sich Deiner entledigen zu können. Mit Cäsaren und Thronen, mit Priestern und Altären, mit Religionen und Kultus, die ihnen zur Qual wurden, sind sie fertig geworden. Sie werden aber mit Dir nicht fertig. Wer bist Du eigentlich? Selbst Katheder und Kanzeln können uns heute oft keine Antwort mehr geben. Und nennen sie Dich, dann bist es nicht Du. Können uns aber unsere Schriftgelehrten heute nicht sagen, wer Du bist, so lass die Welt es durch den Mund aller Dämonischen hören: "Was willst Du von uns, Sohn Gottes?"

Sie sehen sich von Dir erfasst. Sie verspüren etwas von der Qual Deiner Gegenwart, von dem Gericht Deiner Wahrheit, von der Hoheit Deiner Person, von der Souveränität Deiner Gottesmacht. Das beweist ihr Kampf gegen Dich. Sie fühlen, dass Du etwas von ihnen verlangst, das sie bisher als ihr Eigenes beherrschten. Nun ahnen sie, dass sie es nicht festhalten können. Deine Gegenwart erlöst, was Gottes ist, bringt zurück, was verloren war. Kann vielfach selbst Deine Kirche uns nicht mehr nennen, wer Du bist, lass es durch den atheistischen Bolschewismus Russlands, lass es durch die wahnsinnigen Bruderkämpfe der Revolution, lass es durch die selbstverschuldete Verelendung der Weltwirtschaft mit nie gehörter Klarheit und Wucht den Völkern sagen: "Du bist nicht der Ihre!" Du mit Deinem Friedensreich, Du mit Deiner Vergebungsbotschaft, Du mit Deiner Lammesgestalt, Du mit Deiner Kreuzesethik - nein und tausendmal nein: Du bist nicht der Ihrige! Du passt ihnen nicht, Du verdirbst ihnen das Spiel, Du verekelst ihnen den Kampf, Du zerstörst ihnen die Knechtschaft, Du raubst ihnen die Waffen, Du verdammst ihnen ihre Laster, Du öffnest ihre Geheimarchive, Du enthüllst alles Dämonische, - daher fragt man Dich so voller Unruhe und in solcher Kampfesstimmung: "Was willst Du von uns, Sohn Gottes?"

Ja, Jesus, Du willst viel: Du willst den Menschen, und mag darob eine ganze Schweineherde zugrunde gehen! Du hast des Menschen Wert erkannt. Auch im Verlorenen siehst Du den Sohn Deines Vaters. Um ihm zum Weg zurück ins Vaterhaus zu werden, kannst Du Dein Leben opfern. Dem Verlorenen zum Retter zu werden ist Dir unendlich wertvoller, als die Begeisterung Deiner Zeitgenossen und als die Anerkennung durch Pharisäer und Schriftgelehrte. Entfalte Deine Mission auch heute unter den Armen im Geist und unter Mühseligen und Beladenen, damit kund werde, dass Du in der Vollmacht des Vaters unter uns weilst.