Mt 6,9
C.H.Spurgeon
,,Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel."
Mt. 6, 9.
Dies Gebet fängt damit an, womit jedes wahre Gebet anfangen muß,
mit dem Geist der Kindschaft: ,,Unser Vater." Es ist kein Gebet
wohlgefällig vor Gott, wenn wir nicht sagen können: ,,Ich will
mich aufmachen und zu meinem Vater gehen." Dieser kindliche
Geist erfaßt schnell die Größe des Vaters ,,in dem Himmel,"
und erhebt sich zu demütiger Anbetung: ,,Geheiliget werde Dein
Name." Das Kind, das lispelt: ,,Abba, lieber Vater," wird zum
gewaltigen Cherub, der da ruft: ,,Heilig, heilig, heilig!" Es
ist nur ein einziger Schritt von der entzückten Gottesanbetung
zu dem feurigen Geist der bekehrenden Liebe, welcher stets
unfehlbar aus der kindlichen Liebe und der ehrfurchtsvollen
Anbetung hervorwächst! ,,Dein Reich komme, Dein Wille geschehe
auf Erden, wie im Himmel." Darauf folgt der herzliche Ausdruck
der Abhängigkeit von Gott und des Vertrauens auf Ihn: ,,Gib uns
heute unser tägliches Brot." Werden wir weiter vom Heiligen
Geist erleuchtet, so entdecken wir, daß wir nicht allein
abhängig sind, sondern auch sündhaft; darum flehen wir um Gnade:
,,Vergib uns unsre Schulden, wie auch wir vergeben unsern
Schuldigern." Und wenn wir Vergebung empfangen haben, wenn uns
die Gerechtigkeit Christi zugerechnet ist, wenn wir wissen, daß
wir angenehm gemacht sind in dem Geliebten, dann bitten wir
demütig um heilige Bewahrung: ,,Führe uns nicht in Versuchung."
Ein Mensch, dem in Wahrheit Vergebung zuteil geworden ist,
läßt sich's angelegen sein, daß er nicht abermals sündige;
der Besitz der Rechtfertigung führt zu einem ernstlichen
Verlangen nach Heiligung. ,,Vergib uns unsre Schulden," das ist
Rechtfertigung; ,,Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse
uns von dem Übel," das ist Heiligung, Förderung im Guten, wie
Bewahrung vor dem Bösen. Als Endergebnis von dem allen folgt
eine herrliche siegreiche Lobpreisung: ,,Dein ist das Reich, und
die Kraft, und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen." Wir freuen
uns, daß unser König regiert in dem Reich der Vorsehung, und daß
Er herrschen wird in Gnade von einem Meer bis an das andere, und
vom Wasser bis an der Welt Ende, und seine Herrschaft wird kein
Ende haben. So führt dieses kurze Vorbild des Gebets unsre Seele
hinauf zur Gemeinschaft mit unserem königlichen Herrn. Herr,
lehre uns beten!
W.Nee
Darum sollt ihr so beten: Unser Vater, der du bist im Himmel,
geheiligt werde dein Name. Matthäus 6,9
Unser Vater! Daß die Kinder Gottes eng miteinander verbunden
sind, ist nicht bloß ein tröstlicher, beruhigender Gedanke.
Es ist ein wesentlicher Faktor in ihrem Leben. Ohne die
anderen kann der einzelne nicht weiterkommen. Zwar hat Gott
»jedem ein Maß an Glauben zugeteilt« (Römer 12,3), aber
allein, getrennt von den anderen, kann der einzelne den
Glauben nie in seiner Ganzheit ausüben; das geht aus den
nachfolgenden Versen hervor. Um zur Größe und Gestalt
Christi zu gelangen und seine Herrlichkeit zu offenbaren,
bedarf es des gesamten Leibes. Deshalb ist Gemeinschaft beim
Beten so wichtig. Wenn ich für meine Person auf Gott
vertraue, ist das richtig und gut, aber es genügt nicht. Ich
muß auch mit anderen auf ihn vertrauen. Ich muß lernen, auf
Grund meines Einsseins mit meinen Brüdern in Christus zu
beten, denn nur gemeinsam werden wir beim Beten zu Gottes
Ziel durchdringen. Ich brauche die Hilfe des übrigen Leibes,
weil ich die Hilfe Christi brauche und weil Christi Leben das
Leben des Leibes ist.
C.Eichhorn
Die Anrede im Gebet
Vater unser, der du bist im Himmel! Matth. 6, 9
Im Vaterunser hat uns der Herr Jesus ein Mustergebet
geschenkt. Er meint nicht, daß wir dieses Gebet nur einfach
nachsprechen sollen. Es soll keine Formel sein, an die er
seine Jünger binden will. Es soll nicht bloß nachgebetet,
sondern durchgebetet werden. Wie wird dieses herrliche Gebet
mißbraucht, als eine Zauberformel angewendet und vom
Aberglauben ausgebeutet! Jeder kennt es, aber die wenigsten
verstehen es.
Der Eingang des Vaterunsers lehrt uns, daß das Bitten nicht
das erste bei unserm Gebet sein soll. Das erste ist, daß wir
uns Gott vergegenwärtigen, und zwar so, wie er wirklich ist.
Wir dürfen nicht, wie von der Landstraße her, mit schmutzigen
Stiefeln vor den König treten. David saß erst längere Zeit
schweigend vor dem Herrn, ehe er sein Gebet laut werden ließ
(2. Sam. 7, 18). "Reden ist von der Zeit, Schweigen von
der Ewigkeit", hat jemand gesagt. Der Vatername Gottes sagt
mir, daß Gott nicht wie ein verschleiertes Bild vor mir
steht. Er hat sein Antlitz in Jesu enthüllt, ich darf ihm
ins Herz sehen.
Die Anrede "Vater" soll auch die prüfende Frage in dein
Gewissen schieben: Ist die Scheidewand zwischen dir und Gott
schon hinweggenommen, bist du ein begnadigtes Gotteskind?
Hast du jede Sünde, die sich aufs neue trennend zwischen dich
und Gott geschoben hat, wieder hinweggetan und neue Reinigung
in Jesu Blut gefunden? Stehst du auch in kindlichem
Gehorsam? Du nennst ihn "Vater", aber stellst du dich auch
unter seine Zucht? Läßt du dich von seinem Geist treiben und
regieren? Stehst du nicht noch im Gegensatz und Widerspruch
zu ihm und bist im Grunde Gottes Feind in deinem irdischen
Sinn und deiner Weltfreundschaft (Röm. 8, 7; Jak. 4, 4)?
Aber auch eine Aufmunterung liegt im Vaternamen für alle
verzagten, kleinmütigen Seelen. Sie dürfen im Blick auf den
Heiland, trotz aller Mängel und Sünden, dennoch getrost vor
Gott treten.
"Der du bist im Himmel": dies drückt nach der Bibel die
Erhabenheit Gottes aus. Er ist allenthalben gegenwärtig,
allwissend und allmächtig (Ps. 33, 18; 11.5, 3). Bei ihm
ist kein Ding unmöglich. Der Gott, der das Weltall regiert,
sollte der nicht auch deine kleinen Sachen lenken und führen
können? Der, welcher alle Kreaturen erhält, sollte er dich
nicht auch durchbringen? Du sollst von ihm groß denken und
Großes erwarten. Weil er Vater ist, will er, und weil er im
Himmel ist, kann er seinen Kindern alles geben, was ihnen
heilsam ist. Der Gedanke an die Erhabenheit Gottes soll uns
auch zugleich zur Ehrfurcht stimmen. Der Vatername Gottes
oder seine liebende Herablassung wird uns um so
anbetungswürdiger, je mehr wir seine Größe und Majestät vor
Augen haben. Bei einem rechten Beter ist beides beisammen:
innige Liebe und tiefe Ehrfurcht.
D.Rappard
Dein Name werde geheiligt!
Matth. 6,9.
Das Vaterunser ist ein vom Herrn selbst uns gegebenes
Muster eines echten Gebets. Nach diesem Vorbild wollen wir
unsere Gebete gestalten, und an ihm sollen wir sie auch
prüfen. Wie viel sagt uns schon der Umstand, daß die erste
Bitte sich nicht mit den eigenen Bedürfnissen befaßt, sondern
Gottes Namen und seine Verherrlichung zum Ziele hat. -
Wie es einem guten Kinde überaus wichtig ist, daß man seine
Eltern anerkennt und ehrt, so liegt die Ehre des himmlischen
Vaters seinen gläubigen Kindern am Herzen. Es ist ihnen nicht
wohl da, wo er mißachtet wird, und sie freuen sich, wenn ihr
Verhalten seinem Namen Ehre machen kann.
Unser Wort ist mehr als ein Lobpreis und ein anbetendes
Versenken in die Heiligkeit des Namens Gottes. Es ist
eine direkte B i t t e. Es lehrt uns flehen: Herr, mache
mir Deinen Namen, das ist Dein Wesen, Dich selbst immer
herrlicher und lieber. Drücke mir diesen Deinen Stempel immer
deutlicher auf die Stirn, daß ich in meinem Tun und Wandel
das Bild und die Unterschrift meines Königs trage (Matth. 22,
21) und in meinem schwachen Teil mithelfen dürfe, daß Dein
Name mehr erkannt, geliebt und geheiligt werde.
Nichts soll mich ohne Dich vergnügen;
L a ß m i r n i c h t s m e h r a m H e r z e n l i e g e n
A l s D e i n e s g r o ß e n N a m e n s R u h m.
C.O.Rosenius
Vater unser, der Du bist im Himmel. Matth. 6, 9.
Kein Christ darf in dem Gebet ,,Vater unser" weitergehen,
bevor er nicht darüber nachgedacht hat, ob er mit
Kindeszuversicht das meint, was er in dem ersten Wort sagt,
nämlich, daß Gott sein lieber Vater und er Gottes geliebtes
Kind ist. Denn gerade von einem wirklichen Herzensglauben an
dieses erste Wort hängen der Trost und die Kraft des ganzen
Gebetes ab. Kannst du von Herzen Gott deinen Vater nennen,
glaubst du von Herzen, daß du ein geliebtes Kind Gottes bist,
und bedenkst du, was das heißen will, dann wirst du mit
seliger Zuversicht auch das beten, was in diesem köstlichen
Gebet folgt.
Hier aber begegnen wir allerlei Mängeln auch bei sonst
Gottesfürchtigen. Den ersten finden wir bei den noch nicht
freien und gläubigen, sondern mehr an sich selbst arbeitenden
Menschen, die sich zuweilen wohl in einer gewissen
Flüchtigkeit für Kinder Gottes halten. Sie sind es aber
nicht in der wirklichen Bedeutung, die dieses Wort im Mund
Christi hat, sondern nur in ihrer Meinung, daß sie nicht
von der Welt sind, daß sie den Frommen angehören und damit
unter denen sind, die Gott suchen und lieben. In dieser
oberflächlichen Bedeutung kann man ganz leicht von ,,Kindern
Gottes" reden. Aber zu wissen, daß man zu den Frommen
gehört, ist durchaus nicht dasselbe wie zu glauben, ,,Gott
sei unser rechter Vater und wir Seine rechten Kinder". Denn
was dies bedeutet, wirst du aus den Worten Christi von
unserer Bruderschaft mit Ihm erkennen.
Gott gebe uns in dieser Stunde offene Augen zum Sehen,
daß wir bedenken, was es bedeutet, wenn der Herr nach
vollbrachtem Versöhnungswerk an Seinem Auferstehungstage
anfängt, diese Sprache zu führen: ,,Gehe hin zu Meinen
Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu
eurem Vater, zu Meinem Gott und zu eurem Gott." Merkst du
hier, was ,,Gottes Kind" heißen will? Hier sagt der Herr
zunächst ,,Brüder". Damit aber nicht genug, auf daß niemand
übersehen solle, was Bruder bezeichnet, fügt Er hinzu:
,,Mein und euer Vater, Mein und euer Gott." Er hat damit
ausdrücklich die eigentliche Bedeutung von ,,Bruder"
hervorgehoben; und nun erhält das Wort ,,Gottes Kind" eine
solche Bedeutung, daß die Engel im Himmel ihr Antlitz
verbergen könnten. ,,Gottes Kind!" Das war das Große, was
Gott im Anfang beabsichtigte, als Er den Menschen und alles
auf Erden für ihn erschuf. Der Mensch - Gottes Kind! Das
war das Große, das bewirkte, daß der ewige Sohn Gottes ein
Menschenkind werden und vor allen Geistern beweisen konnte,
daß wir Brüder sind.
Hier müssen wir bekennen, daß unsere Herzen allzu eng sind,
um dieses Große recht fassen zu können. Zwischen dem Glauben
des einen und dem des anderen ist in diesem Stück ein
wesentlicher Unterschied. Der eine kann sich nie genug über
die Höhe und die Tiefe, die Breite und die Länge dieser
Herrlichkeit wundern, es nie recht ins Herz aufnehmen, wie er
es sieht und es glaubt. Er hat darin aber doch Seine größte
Freude auf Erden. Der andere dagegen kann so viel glauben,
wie er wünscht. Er wundert sich aber nicht darüber und hat
keine Freude daran, weil er noch nicht erlebt hat, was es
heißt, Gottes Kind zu sein. Das ist der erste Fehler im
Glauben an das Wort ,,Vater unser".
Der zweite Fehler ist der, daß auch die Gläubigen, die eine
Zeitlang in dieser herrlichen Kindschaft selig gewesen sind,
sich aufs neue in ihre eigene Armut vertiefen und anfangen,
auf sich selbst zu blicken, und damit verlieren sie die
rechte Kindeszuversicht zu Gott. Andere beten das Gebet des
Herrn mit einer gewissen Unachtsamkeit, so daß sie nicht
bedenken, was sie in dem Wort ,,Vater unser" sagen. Sie
können ganz leicht darüber hinwegkommen, sind darum aber auch
trocken und träge während des ganzen Gebets. Wieder andere
haben ein geradezu gebundenes Gewissen, da sie einen schweren
Fall getan haben oder in stärkere Versuchungen und Fesseln
der Sünde verstrickt sind, die ihnen jetzt im Gebet mit
quälender Stimme zurufen: ,,Willst du jetzt beten, willst du
Gott deinen Vater nennen, du, der du so und so gesündigt hast
und der du dich dessen und dessen bewußt bist?"
Hieraus entstehen jetzt die größten Schwierigkeiten, um mit
rechter Zuversicht ,,Vater unser" sagen zu können. Möchte
darum jeder bedenken, daß, zu welcher Gruppe er auch immer
gehöre, es über alle Beschreibung wichtig ist, nicht weiter
gedankenlos und ohne Glauben ,,Vater unser" zu sagen. Denn
dies ist der Punkt, von dem das Leben abhängt, daß wir
eine wirkliche Kindeszuversicht zu Gott haben und Ihn mit
wirklicher Überzeugung als unseren Vater anrufen können, Wird
das Gewissen entweder aufs neue unter das knechtische Joch
gefangen, so daß man davor zurückschreckt, in diesem Gebet
dem himmlischen Vater zu nahen, oder schläft es aufs neue
ein, so daß man leichtsinnig ,,Vater unser" sagt, ohne das zu
meinen, was man spricht, so führt dies in beiden Fällen zum
geistlichen Tod. Das geistliche Leben ist ein vertrauliches
Kindesleben mit Gott, wie der Apostel sagt: ,,Ihr habt nicht
einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals
fürchten müßtet, sondern ihr habt einen kindlichen Geist
empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!"
Es zeugt des Heil'gen Geistes Kraft
Von unsrer Kind- und Erbeschaft,
Durch dessen Zeugnis unser Geist
Gott unsern lieben Vater heißt,
Daß wir getrost und voller Zuversicht
Hintreten können vor Sein Angesicht.
J.Kroeker
Vom neuen Menschen.
"So sollt ihr nun also beten: Vater unser, der du bist im
Himmel, geheiligt werde dein Name! Es komme dein Reich!
Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden!"
Matth. 6,9 f.
Seit dem Kommen Christi ringt nun der Vater der
Barmherzigkeit um das Königtum innerhalb der Geschichte. Er
ringt um die Herrschaft sowohl in dem Leben einzelner als
auch im Leben der Völker. Die Zukunft der Welt gehört seiner
Königsherrschaft. Weder die Seinigen, der Mensch als sein
Ebenbild, noch das Seinige, die Welt als seine Schöpfung,
wird Gott der Herrschaft der Finsternis und des Todes
überlassen! Es ist wahr, was Paulus sagt: "Solange wir
Unmündige waren, standen wir unter der Knechtschaft der
Geistesmächte der Welt." Gott hat aber seine Mission, die mit
Christus begann und die Er durch seine Gemeinde fortsetzt,
noch nicht beendet. Christus und seine Gemeinde werden der
Welt noch unendlich viel zu schaffen machen! Denn es ist
Gott, der um jenen Raum innerhalb der menschlichen Geschichte
ringt, wo Er seinen Willen zum Segen des Ganzen wird
durchführen können.
Wie klar kommt das zum Ausdruck in den ersten drei Bitten
des Vaterunsers. Gewiss, wir haben aus dem Vaterunser ein
Gemeindegebet gemacht. Oder wir haben ihm den Charakter
eines Gebetes im Kämmerlein gegeben. Es ist aber das
Reichsgebet. In ihm handelt es sich um das Mitringen der
Jüngergemeinde im Blick auf die Vollendung des Königtums
Gottes innerhalb der Geschichte. Es enthält Reichsbitten.
Wenn wir sprechen: "Gebenedeiet sei dein Name!" so ist es die
Königshuldigung, die der Bittende dem Herrn aller Herren und
dem Könige aller Könige darbringt. "Dein Königtum komme!" Es
komme zu uns, die wir unter der Knechtung der Geistesmächte
der Welt seufzen. Es komme zu uns, wo die Finsternis immer
noch triumphiert über das Licht. "Es erfülle sich Dein
Wille, wie er geschieht im Himmel, also auch auf Erden!"
Das sind Bitten vom Standpunkte des Königtums des lebendigen
Gottes aus. Gott ringt um seine Herrschaft auf Erden. Nicht
etwa nur um seiner selbst willen, sondern um seiner Schöpfung
willen.
Was dieses Ringen noch alles mit sich bringen wird, wissen
wir nicht. Wir wissen jedoch, dass es für diese Welt noch
mit unendlich viel Gerichtswehen wird verbunden sein. Gottes
Königtum wird sich vollenden durch Gnade und Gericht. Durch
Gnade an denen, die ein Ohr gewinnen für die in die
Geschichte getretene Reichsgottesbotschaft, durch Gericht
aber an denen, die sich seiner Reichsgottesbotschaft zu
entziehen und sie zu bekämpfen suchen. Hier liegt das tiefe
Geheimnis auch unserer gegenwärtigen Weltkatastrophen und
Völkerkrisen. Es sind die großen Geschichtswehen, die den
Durchbruch eines nicht aufzuhaltenden Königtums Gottes
ankündigen!
J.MacArthur
"Unser Vater, der [du bist] in den Himmeln" (Matth. 6,9).
Beten fängt damit an, dass wir uns klarmachen: Gott ist unser
Vater und Ihm steht alles zu Gebote, was wir brauchen.
Der Ausdruck Vater kommt sehr häufig in unseren Gebeten vor
und das ist gut so, weil Jesus uns so zu beten gelehrt hat.
Aber so geläufig uns dieser Ausdruck ist, so fremd war er zu
Christi Erdenzeit.
Damals beteten die meisten Menschen falsche Götter an, die
man sich fern, launisch und unmoralisch vorstellte und darum
fürchtete. Selbst die Juden, die Gottes Vatersein hätten
kennen müssen, hatten sich selbst durch ihre Sünde und ihren
Abfall aus Gottes väterlicher Fürsorge entfernt. Sogar
einige, die Gott für sich als ihren Vater reklamierten,
wurden von Christus zurückgewiesen und Kinder des Teufels
genannt, weil sie den Sohn Gottes ablehnten (Joh. 8,44).
Vor diesem Hintergrund war die Lehre Christi revolutionär.
Er verkündigte Gott als einen fürsorglichen und barmherzigen
Vater, dem es um innige Gemeinschaft mit Seinen Kindern geht.
Doch diese Gemeinschaft kann nur durch den Glauben an Seinen
Sohn entstehen.
Darüber hinaus offenbarte Jesus das Wesen des Vaters in
allem, was Er sagte und tat. Als Philippus Ihn bat, Er möge
ihnen den Vater zeigen, antwortete der Herr: "So lange bin
ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer
mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh. 14,9).
Jesus verkündigte außerdem Gott als einen Vater, dem alle
Schätze des Himmels zur Verfügung stehen und der sie Seinen
Kindern zugänglich macht, damit sie Ihn verherrlichen können:
"Euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet ...
So seid nun nicht besorgt ... Trachtet aber zuerst nach dem
Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles
wird euch hinzugefügt werden" (Matth. 6,8.31.33).
Dein Glaube ist es, der Gott zu deinem himmlischen Vater
macht. Er liebt dich, hört deine Gebete und gibt dir alles
Nötige nach dem Überfluss Seiner Hilfsquellen. Blicke heute
auf Ihn und verhalte dich wie ein dankbares, gehorsames Kind.
J.MacArthur
"Unser Vater, der [du bist] in den Himmeln" (Matth. 6,9).
Mit Gott als deinem Vater hat dein Leben Ewigkeitsbedeutung.
Der Schriftsteller H.G. Wells erzählt von einem Menschen,
den der Druck und die Anspannung des modernen Lebens zugrunde
gerichtet hatte. Sein Arzt sagte ihm, seine einzige Hoffnung
bestünde darin, mit Gott Gemeinschaft zu bekommen. Der Mann
antwortete: "Was? Der da oben sollte mit mir Gemeinschaft
haben? Da könnte ich mir genauso gut ein Glas Milch von der
Milchstraße wünschen oder den Sternen die Hand zu schütteln."
Der Dichter Thomas Hardy hält Gebete für sinnlos, weil
da niemand ist, zu dem man beten könnte, als nur "dies
verträumte, dunkle, dumpfe Ding, das die Kurbel dreht, mit
dem die ganze verrückte Show in Bewegung gehalten wird".
Voltaire beschrieb das Leben als einen schlechten Witz und
fügte hinzu: "Lass den Vorhang fallen, die Posse ist vorbei."
So sehen die Lästerungen und die Verzweiflung all derer aus,
die darauf bestehen, Gott habe mit dem Geschick der Menschen
nichts zu tun.
Die griechischen und römischen Philosophen zur Zeit
Jesu verwarfen das Vatersein Gottes, weil es mit ihrem
philosophischen System unvereinbar war. Die Stoiker
lehrten, die Götter seien gefühllos und zeigten keinerlei
Empfindungen. Die Epikureer verkündeten, die höchste
Eigenschaft der Götter sei völlige Ruhe und perfekter Friede.
Um ihre Gelassenheit aufrecht zu erhalten, hätten sie sich
völlig von den Angelegenheiten der Menschen zu isolieren.
Die Bibel weist solcherlei Häresien ab und erklärt, dass Gott
ein mit allem vertrauter und fürsorgender Vater ist. Die
Bedeutung dieser Wahrheit ist nicht hoch genug einzuschätzen.
Er besiegt deine Ängste und tröstet dich in Leidenszeiten.
Er vergibt dir deine Sünden und gibt dir ewige Hoffnung.
Er überschüttet dich mit unbegrenzter Hilfe und macht dich
zum Empfänger eines unvergänglichen Erbes. Er gewährt dir
Weisheit und Wegweisung durch Seinen Geist und durch Sein
Wort. Er wird dich nie verlassen oder vergessen.
Wenn du demütig Gott als deinem Vater nahst, stehst du vor
Ihm als Sein Kind, das gern seinem Vater gehorcht, und Er
lässt dir alle Wohltaten Seiner Gnade zukommen. Lass dich
dadurch über deine augenblicklichen Umstände erheben und
deinen Blick auf das Ewige richten!
J.MacArthur
"Geheiligt werde dein Name" (Matth. 6,9).
Unsere Gebete sollten immer Gott erheben.
Das "Vaterunser" zeigt uns, dass Gott in unseren Gebeten den
ersten Platz haben will. Der Herr Jesus beginnt, indem Er
den Namen des Vaters erhebt - "Geheiligt werde dein Name"
(Vers 9), dann bittet Er um das Kommen seines Reiches und
dass Gottes Wille geschehen möge (Vers 10). Danach endet
Er mit einem Lobpreis, der zwar in den alten und besseren
Handschriften fehlt: "Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen" (Vers 13). Sein
Gebet beginnt und endet buchstäblich mit Gott.
"Geheiligt werde dein Name", das erhebt den Namen Gottes und
legt die Betonung auf Anbetung und Unterwerfung, die sich
durch das ganze Gebet ziehen. Wo Gottes Name geheiligt wird,
wird Er geliebt und man dient Ihm willig. Dort erwartet man
sehnlich Sein Reich und tut Seinen Willen.
"Dein Name", das ist mehr als ein Titel wie "Gott", "Herr"
oder "Jahwe". Sein Name, das ist Gott selbst und die
Zusammenfassung aller Seiner Eigenschaften. Die Hebräer
betrachteten den Namen Gottes als so heilig, dass sie ihn
nicht einmal auszusprechen wagten, doch das war nicht das
Entscheidende. Während sie peinlichst genau auf die
Buchstaben Seines Namens Acht hatten, missachteten sie
Seinen Charakter und gehorchten Seinem Worte nicht.
Ihretwegen wurde der Name Gottes unter den Heiden gelästert
(Röm. 2,24).
Psalm 102,16 sagt: "Die Nationen werden den Namen des Herrn
fürchten, alle Könige der Erde deine Herrlichkeit." Es sind
nicht die Buchstaben Seines Namens, die von den Nationen
gefürchtet werden; sie fürchten die Verkörperung all dessen,
was Er ist, so wie der Herr betete: "Ich habe deinen Namen
den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast"
(Joh. 17,6). Das tat Er, indem Er offenbarte, wer Gott ist.
In Johannes 1,14 lesen wir: "Und das Wort wurde Fleisch
und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit
angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom
Vater, voller Gnade und Wahrheit." Und dem Philippus sagte
Jesus: "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh.
14,9). Jesus ist der Ausdruck all dessen, was Gott ist.
Um Gott den Vorrang in deinen Gebeten geben zu können, musst
du Ihn als den anerkennen, der Er ist und Ihm mit einem
ehrfürchtigen und demütigen Geist nahen, der Seinem Willen
ergeben ist. Wenn das so ist, wird Er Seinen Namen durch
dich heiligen.
J.MacArthur
"Geheiligt werde dein Name" (Matth. 6,9).
Gott ist heilig und verdient deinen höchsten Respekt und
deinen untertänigen Gehorsam.
Die meisten Menschen verbinden mit dem Wort "heiligen" eine
abgehobene sakrale Feierlichkeit in eigens dazu errichteten
Gebäuden und mit Kerzen und Orgelspiel und das Halten von
besonderen Festtagen und Traditionen. Doch das hat nichts
mit der biblischen Bedeutung dieses Wortes zu tun. Wenn
Christus sagt: "Geheiligt werde dein Name", so meint Er
damit, dass wir Gottes Namen heilig - abgesondert von allem
Unreinen - halten und Ihm den Ihm zukommenden Platz in
unserem Leben einräumen.
Überall in der Schrift wird Heiligkeit solchen Personen oder
Dingen zugeschrieben, die dem Dienst für Gott geweiht sind.
Der Sabbathtag z.B. sollte "geheiligt" werden - abgesondert
von den übrigen Tagen der Woche (2. Mo. 20,8) ... Die
Priester in Israel wurden als "heilig" betrachtet, weil sie
in besonderer Weise Gott dienten (3. Mo. 21,8). Als an
Christus Gläubige, müssen wir heilig sein, weil wir zu Gott
gehören (1. Petr. 1,15).
Heiligkeit spricht auch von moralischer Vortrefflichkeit
und Reinheit. Gott wird "heilig" genannt (1. Petr. 1,15),
nicht nur, weil Er abgesondert von seiner Schöpfung ist,
sondern auch wegen Seiner Reinheit und Sündlosigkeit. Darum
rief Jesaja auch aus: "Wehe mir!", als er die Engel rufen
hörte: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen!
Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit!" (Jes.
6,3-5). Er wurde in der Gegenwart des heiligen Gottes von
dem Bewusstsein seiner eigenen menschlichen Sündhaftigkeit
überwältigt.
Solch ein Gott verdient unseren höchsten Respekt und unsere
Ehrfurcht. Er ist dein barmherziger und liebender Vater
und gleichzeitig der souveräne, majestätische Gott des
Universums. Darum musst du dich hüten, Ihn als guten Kumpel
zu betrachten und leichthin in Seine Gegenwart zu treten.
Außerdem verdient Er demütigen Gehorsam. Du heiligst Seinen
Namen nur, wenn dein Leben von Gerechtigkeit und moralischer
Vortrefflichkeit gekennzeichnet ist.
Möge das für heute zutreffen und mögest du Ihn zu ehren
trachten in allem, was du tust!
J.MacArthur
"Geheiligt werde dein Name" (Matth. 6,9).
Gesunde Theologie, die zu einem heiligen Lebenswandel
führt,"heiligt den Namen Gottes.
Wir haben gelernt: Wer Gottes Namen heiligen will, muss ihn
von allem Gemeinen fernhalten und ihm den ersten Platz in
seinem Leben einräumen. Das fängt an, indem man glaubt, dass
Er ist. Hebräer 11,6 sagt: "Wer Gott naht, muss glauben,
dass er ist."
Außer bloßem Für-existent-halten musst du auch noch wissen,
wie Gott beschaffen ist. Viele Menschen, die behaupten, an
Gott zu glauben, ehren Seinen Namen nicht, weil sie irrige
Vorstellungen über Ihn haben. Die Israeliten meinten, sie
verehrten den wahren Gott, wenn sie sich vor einem goldenen
Kalb niederbeugten (2. Mo. 32,4). Die jüdischen Führer in
den Erdentagen Jesu meinten, den wahren Gott zu ehren; aber
der Herr nannte sie Teufelskinder, weil sie Gottes Wort
verwarfen (Joh. 8,44.47). Gesunde biblische Lehre ist
wesentlich, um Gott in gebührender Weise Ehrfurcht erweisen
zu können.
Die Heiligung des Namens Gottes schließt auch das ständige
Bewusstsein Seiner Gegenwart ein. Das hilft dir, Seine
Prioritäten im Auge zu behalten und alles in deinem Leben
in Seinem Licht zu sehen. Das meint David, wenn er sagt:
"Ich habe den Herrn stets vor Augen" (Ps. 16,8).
Gehorsam ist ein anderer Weg, Gottes Namen zu heiligen.
Deiner Theologie mag nichts mangeln und du magst dir der
Gegenwart Gottes ständig bewusst sein; wenn du Ihm aber
ungehorsam bist, entehrst du Seinen Namen. Jesus sagt: "So
soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure
guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist,
verherrlichen" (Matth. 5,16).
Du bist ein Werkzeug, durch das Gott seine Heiligkeit in
dieser Welt darstellt. Wenn Sein Name auf Erden so wie im
Himmel geheiligt werden soll, so muss das zunächst in deinem
Leben geschehen. Das aber geschieht, wenn du an Ihn glaubst
und verstehst, wer Er wirklich ist, Ihn allezeit vor Augen
hast und Seinem Wort gehorchst.
Diese hohe Berufung trennt dich von allen Ungläubigen
(1. Petr. 2,9-10). Lebe heute im Licht dieser herrlichen
Berufung!