Mt 5,20
J.Kroeker
Von der Reichsgottesoffenbarung im Sohn.
"Denn Ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der
Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so
werdet ihr gar nicht in das Königreich der Himmel eingehen."
Matth. 5,20.
Nicht weniger hart war das Urteil der Reichsgottesbotschaft
Jesu auch über unsere überlieferte Frömmigkeit. Jesu erster
Zusammenstoß kam mit der Frömmigkeit seiner Zeit. Seine
Verwerfung ging nicht von den Römern, sie ging von dem
Volk der Gottesoffenbarung aus, und hier von den Frommen.
Diese Frommen glaubten durch ihre Geburt zu besitzen, was
nur als eine Tat Gottes ihrem Glauben werden konnte. Sie
zählten sich zum Samen Abrahams, so wenig sie auch im Glauben
Abrahams lebten. Sie rühmten sich Mose und der Propheten,
ohne im Geiste und in der Hingabe dieser großen Gottesknechte
zu leben. Der Buchstabe der Thora, d.h. des Gesetzes, wurde
von ihnen göttlich verehrt, den Geist der Offenbarung
verleugneten sie.e
Schon Johannes der Täufer kam am Jordan mit ihnen in schweren
Konflikt. Er sprach zu ihnen: "Ihr Schlangenbrut! Wer hat
euch gesagt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen
werdet? So bringt denn Frucht, wie sie der Sinnesänderung
entspricht. Und lasst euch nur nicht beikommen zu sagen: Wir
haben ja Abraham zum Vater! Denn ich sage euch: Gott kann
aus diesen Steinen hier dem Abraham Kinder erwecken!"
Mit welch einer Klarheit wird uns da gesagt, dass
Frömmigkeit, Kräfte des höheren Lebens, Dienst in Vollmacht
des Geistes nicht von Menschen auf Menschen übertragen werden
können. Nur insoweit konnte einst ein Elisa auch eine
prophetische Sendung in seinen Tagen erfüllen, als er in der
Kraft und im Geist des heimgegangenen Elia lebte und bereit
gewesen war, dessen Prophetenmantel aufzunehmen. Die Kräfte
des Geistes können auch nicht bewiesen, aber ihre verborgenen
Energien und Wirkungen können bezeugt und erlebt werden.
So hoch wir nun das Gut unserer geistlichen Väter auch
schätzen, so groß die bleibenden Werte auch sind, die wir aus
der Vergangenheit überkommen haben, unser Erbe werden sie
immer wieder nur durch persönliches Erlebnis mit Gott. Alles
Reichsgottesmäßige muss daher aus ewigen Quellen, aus den
letzten Tiefen der Ewigkeit geboren und als ein Erlebnis des
Glaubens der Inhalt unseres persönlichen Lebens werden.