Mt 4,4
J.Kroeker
Von unseren Versuchungen.
"Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Der
Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden
Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht." Matth. 4,4.
Obige Worte hatte einst der Herr durch seinen Knecht Mose
gesprochen, um dem Volke Israel zu zeigen, wie es in der Zeit
der vierzigjährigen Prüfung in der Wüste nicht abhängig
gewesen war nur von dem natürlichen Brot, das die Erde bot
... Der Herr hatte sie, da sie hungerten, gespeist mit Manna
vom Himmel und das Volk erhalten durch das Wort seines
Mundes.
So offenbarte der Herr durch die Anwendung dieses Wortes sein
unerschütterliches Vertrauen zu seinem Vater. Er bekundete
auch angesichts seines Hungers den festen Entschluss seines
Herzens, im kindlichen Gehorsam und in beständiger
Abhängigkeit vom Vater den Weg seiner Berufung und Sendung zu
gehen. Und diesen Zug finden wir auch später immer wieder im
Leben und Dienst des Sohnes Gottes. "Meine Speise ist die,
dass Ich tue den Willen Dessen, der mich gesandt hat, und
vollende sein Werk!" sprach Er einst zu seinen Jüngern, als
diese aus der Stadt Brot gebracht hatten und zu Ihm sagten:
"Meister, iss doch!"
Seine göttliche Kraft, deren Er sich gelegentlich im Auftrag
seines Vaters bediente, um die Not anderer zu stillen,
versuchte Er nie für sich auszunutzen. Er war nicht
gekommen, sich dienen zu lassen, sondern dass Er diene und
gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. Daher sprach Er
auch selbst in der Stunde der Gefangennahme, als man Ihn mit
Schwert und Gewalt aus der Hand der Feinde erretten wollte:
"Petrus, stecke dein Schwert an seinen Ort. Oder meinst du,
dass Ich nicht meinen Vater bitten könnte, dass Er mir
zuschicke mehr denn zwölf Legionen Engel? Wie würde aber die
Schrift erfüllt? Es muss also gehen."
Hätte Jesus nicht gleich die erste Versuchung überwunden, die
Ihn in der Stunde der Entbehrung zu bestimmen suchte, sich
selbst zu helfen, Er wäre nie fähig gewesen, später den Kelch
zu trinken und die Leiden zu tragen, die seiner in Gethsemane
und auf Golgatha warteten. Aber Jesus siegte hier und später
über die Versuche Satans, Ihn angesichts der Wege der
Entsagung und der Leiden, die sein Vater für Ihn mit seiner
Heilandsmission verbunden hatte, von seiner Abhängigkeit vom
Vater zu lösen. Auch Jesus als Sohn konnte mithin nur
insoweit Sohn bleiben und seine Sohnesmission zu unserer
Erlösung bis zu Ende führen, als sich sein Leben und Handeln
in der Abhängigkeit von Gott als seinem Vater vollzog.
Letzte Quelle alles Heils ist Gott. Gelöst vom Vater hätte
auch Jesus nie Heiland der Welt werden können. Er wäre dann
nie Sohn gewesen, der uns als verlorene Söhne zurück ins
Vaterhaus und in die Sohnschaft führen konnte.