Mt 4,1
C.H.Spurgeon
,,Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß Er von
dem Teufel versucht würde."
Mt. 4, 1.
Ein heiliges Herz wird nicht von der Versuchung verschont: Jesus
ward versucht. Wenn uns der Satan versucht, so fallen die Funken
auf Zunder; aber bei dem Herrn Jesu war's, wie wenn die Funken
aufs Wasser fielen; und doch fuhr der Feind beharrlich in seinem
bösen Beginnen fort. Wenn der Teufel schon da solche
Anstrengungen macht, wo es umsonst ist, wieviel mehr wird er uns
zusetzen, da er wohl weiß, wie leicht unsre Herzen Feuer fangen.
Wenn dir vom Heiligen Geist auch ein großes Maß der Heiligung
geschenkt ward, so mache dich dennoch darauf gefaßt, daß dich
der große Höllenhund fort und fort anbellt. Im Umgang mit den
Menschen tritt uns die Versuchung nicht unerwartet entgegen,
aber auch die Einsamkeit bewahrt uns nicht vor diesem Übel. Der
Herr Jesus ward aus der Gesellschaft der Menschen in die Wüste
geführt und ward vom Teufel versucht. Die Einsamkeit hat ihre
Süßigkeit und ihren Segen und kann dazu dienen, Augenlust und
hoffärtiges Wesen zu dämpfen; aber der Teufel schleicht uns auch
in die köstliche Stille nach. Meine nicht, daß bloß die weltlich
gesinnten Menschen schreckliche Gedanken und gotteslästerliche
Versuchungen zu bekämpfen haben, denn auch geistlich gesinnte
Seelen leiden unter derselben Anfechtung; und mitten in der
heiligsten Stimmung werden wir oft von den furchtbarsten
Versuchungen gequält. Die geheiligtste Sammlung des Geistes
sichert uns nicht gegen die Anfechtung des Teufels. Der Herr
Jesus war durch und durch geheiligt. Es war seine Speise und
sein Trank, zu tun den Willen Dessen, der Ihn gesandt hatte;
und dennoch ward Er versucht! Und wenn eure Herzen von
Seraphimsflammen der Liebe zu Jesu lodern, so versucht der Satan
dennoch, euch zu laodicäischer Lauheit herabzustimmen. Sage mir,
wann Gott einem Christen gestattet, seine geistliche
Waffenrüstung abzulegen, dann will ich dir sagen, wann Satan von
seiner Versuchung abläßt. Wie einst die Ritter in Kriegszeiten,
so müssen auch wir uns schlafen legen in voller Waffenrüstung
mit Helm und Harnisch; denn der Erzbetrüger benutzt unsern
ersten unbewachten Augenblick, um uns zur Beute zu erhaschen.
Der Herr erhalte uns wachsam allezeit!
J.Kroeker
Von unseren Versuchungen.
"Da wird Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf dass Er
vom Teufel versucht würde." Matth. 4,1.
Mit seinem Sohn ging Gott oft Wege, die für uns Menschen kaum
fasslich sind. Erst sendet Er Ihn, damit Er suche und selig
mache, was verloren ist. Nachdem Jesus in der Taufe sich
seinem Vater in freiwilligem Glaubensgehorsam ganz zur
Verfügung stellte, der Vater Ihn mit dem Heiligen Geiste
taufte und Ihn für die große Heilandsmission in der Welt mit
Vollmacht begnadigte - da sieht Jesus sich vom Geist in die
Wüste geführt. Welche Gegensätze zu Beginn der Mission
unseres Herrn und Heilandes.
"Er ist versucht worden gleich wie auch wir", lautete
die tröstende Botschaft an die leidende und ringende
Hebräergemeinde. Und Jesu Versuchungserlebnisse in der Wüste
unmittelbar nach seiner Taufe im Jordan künden seiner
Jüngergemeinde bis heute, dass auch Er nach denselben
Höhepunkten seines Lebens versucht worden ist gleich wie
auch wir.
Auch in der Welt Gottes, in die wir uns hineingezogen sehen,
gibt es Höhepunkte innerlicher Erlebnisse mit Gott. Der
Bericht von Jesu Versuchungsgeschichte hebt an mit dem
Wörtchen "da" oder "alsdann". Dasselbe deutet zurück auf die
Ereignisse, die der Versuchung unmittelbar vorangegangen
waren. Dies waren die Erlebnisse Jesu bei seiner Taufe im
Jordan.
Sind es letzthin nicht auch unsere Erfahrungen, dass wir uns
nicht selten unmittelbar nach den köstlichsten Erlebnissen
unserer Seele in die Wüste und in unerwartete Kämpfe geführt
sehen? Wir durchlebten Zeiten der Erquickung vom Angesichte
des Herrn. Dem Geiste Gottes war es gelungen, uns eine neue
Wahrheit der Schrift zu erschließen. Wir wandelten den Weg
des Gehorsams mit großer Freudigkeit und Gewissheit und
wurden vom Herrn gestärkt mit dem Trost seines Wortes. Und
siehe, nicht lange danach, da kam die Wüste!
Oder wir wussten uns mitberufen zu dem großen Dienst
innerhalb des Reiches Gottes. Wir stellten uns dem Herrn zur
Verfügung, uns zu verwenden, wo Er wolle. Da kam die Antwort
auf unsere Hingabe. Der Herr gab uns irgend eine Aufgabe in
seinem vielseitigen Werk. Bevor wir jedoch den Segen unserer
Arbeit fanden, kam für uns die Wüste.
Wohl nur selten können wir im Voraus ahnen, welch einen
Segen uns der Herr mit einer Wüste und den in ihr liegenden
Versuchungen schenken will. Aber auch sie stehen in seinem
Dienste. Sie sollen ihm zu einer Gelegenheit werden, wo Er
sich in seiner bewahrenden Gegenwart offenbaren und uns zur
Bewährung unseres Glaubens führen kann. Vielleicht können
wir erst nach unserer Wüste eine Mission unter unserem Volke
und unter unseren Brüdern erfüllen, die wir vor der Wüste
niemals hätten erfüllen können.
J.Kroeker
Von unseren Versuchungen.
"Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf dass
Er von dem Teufel versucht würde." Matth. 4,1 f.
Jesus hatte sich den Weg in die Wüste nicht selbst gewählt.
Er sah sich vom Geist und damit von seinem Vater so geführt.
Denn in dem mannigfaltigen Wirken des Heiligen Geistes
offenbart sich ja nur die verborgene Aktivität Gottes. Jesus
war somit nicht seinen eigenen, Er war den Weg seines Gottes
und Vaters gegangen.
Die schweren Versuchungstage Jesu in der Wüste hätten für Ihn
und für uns mit der dunkelsten Nacht geendet, wäre es anders
gewesen. Sieg über die Welt des Versuchers liegt nur in den
Kräften der Welt Gottes. Diese Welt ist aber eine Welt der
Abhängigkeit von Gott und der Hingabe an seine Offenbarung.
Wer ohne Auftrag Gottes unheiligen Boden betritt, muss mit
den unheiligen Konsequenzen rechnen, zu denen jeder selbst
gewählte Weg führen muss.
Wie mancher hat sich später an den Wunden verblutet, die er
sich in einem selbst gesuchten Kampf holte. Wie oft glaubte
man ohne Verlust am innerlichen Leben diesen Weg gehen, eine
unheilige Verbindung pflegen, ein zweifelhaftes Geschäft
übernehmen, auf einen unlauteren Antrag eingehen zu dürfen.
Bald fanden sich jedoch jene feindlichen Schützen, die unsere
Seele verwundeten. Man fragte nicht, bevor man ging. Und
ließ Gott warnen, als man bereits ging, dann trauten wir
uns die Kraft zu, stärker zu sein als die Versuchung, die
wir kommen sahen.
Welch eine Barmherzigkeit Gottes liegt mithin darin, wenn
das Reich Gottes Anspruch auf unser ganzes Leben erhebt. Gott
kann seine Kräfte nur in einem hingebenden, an Ihn gebundenen
Leben offenbaren. Dass Jesus in dieser Hingabe lebte, bewies
sein Weg vom Jordan in die Wüste, den Er allein auf Grund
göttlicher Führung ging.
Aber auch auf den Spuren, die wir unter Gottes Leitung
gegangen sind, vermag uns der Versucher zu folgen. Er folgte
auch dem Herrn in die Wüste. Er trat dort zu Ihm, während
Jesus daselbst im Fasten und Beten mit seinem Vater
verkehrte. Denn das wirkliche Fasten war in der Regel mit
dem Gebet verbunden. Beim Fasten entsagte man freiwillig
erlaubten Dingen oder berechtigten Ansprüchen des Lebens, um
die Stille und die Zeit zu gewinnen, ungehindert mit Gott zu
verkehren.
Von Jesus wird uns nun berichtet, dass Ihn nach Vollendung
der vierzig Tage und Nächte des Fastens hungerte. Diesen
Umstand benutzte Satan zur Anknüpfung seiner ersten
Hauptversuchung. Denn jede Versuchung knüpft an ganz
bestimmte Verhältnisse oder Bedürfnisse oder Anlagen
unseres menschlichen Daseins an.